Veranstaltungstipp zum neuen Jahr: Vortrag zu „Studieren in der Digitalität“ an der Universität Hamburg

Gleich im neuen Jahr bin ich in einer Ringvorlesung (Digital University Teaching Literacy (DUTy)) der Universität Hamburg zu Gast. Hiermit mache ich gerne auf meinen zugehörigen Vortrag am 10.1.2023 (16.00-18.00 Uhr) zu „Studieren in der Digitalität“ aufmerksam – der Impuls ist öffentlich und Gäste sind herzlich willkommen.

– verschoben auf den 07.02.2023 | zur Aufzeichnung

Aus meinem Abstract:

Hochschulen als Bildungseinrichtungen richten ihren Blick gewöhnlich auf die spezifische Lehr-Lern-Organisation eines Studiums. Diese Überlegungen fußen auf Soll-Vorstellungen (Normal-)Studierender und schließen auf unterschiedlichen Ebenen Aspekte didaktischer Gestaltung ein. In einer solchen Gemengelage rund um Hochschulsteuerung und -planung gerät allerdings aus dem Blick, dass sich Studierende ihr Studium auch selbst aneignen könn(t)en und als Bildungssubjekte nicht immer so studieren, wie es sich Hochschulen mit ihren Mitgliedern wünschen (würden) oder für sie vorsehen. Auch deswegen rücken im Vortrag zuerst kontingente, d. h. wiederkehrende Lesarten Studierender in den Fokus. Anschließend wird das Studium der je spezifischen Gegenwart zum Thema gemacht – Stichwort: Digitalität. Das Fazit enthält schließlich Hinweise zur Ökonomie des Studierens nicht nur in der Digitalität.

(zur Ringvorlesung einschl. Anmeldung)

#Crossposting

Für den NewLearningBlog der FernUniversität in Hagen haben wir – Maike Altenrath, Noelle Diegel, Christoph Piske und ich – auf unseren Workshop bei der jüngsten Hagener Bildungskonferenz zur Frage nach der Verantwortung von Pädagog*innen im Kontext digitaler Daten zurückgeblickt.

Gerne verlinke ich unseren Beitrag hier, um eine breitere Öffentlichkeit für diesen Rückblick und für das (neue) institutionelle Blogangebot der FernUni zu erreichen.

Geschichten vom Lehren. Mit OER #DINIJT18

Gestern und heute hatte die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) zu ihrer Jahrestagung in die Stadthalle Bielefeld geladen. Die DINI geht immer wieder Themen nach, die für den Wissenschaftsbetrieb im Allgemeinen und für Medienpädagogik und -didaktik im Speziellen relevant sind. Auch auf Studium und Lehre wirkt sie mit ihrem studentischen Wettbewerb regelmäßig gestaltend ein. So ging es in diesem Jahr um Open Science und neben Fragen von Open Access, die für die DINI sicherlich eher naheliegende Forschungs- und Entwicklungsfragen sind, auch um OER. Zu letzterem Thema hatte ich dann einen Impuls im Gepäck – und zwar in Form von Geschichten. Wie es sich für eine Geschichte gehört, habe ich sie im Wesentlichen nicht präsentiert, sondern anhand eines Manuskripts vorgelesen. Meine „Geschichten vom Lehren. Mit OER“ stelle ich im Nachgang der Veranstaltung wie gewohnt und gerne zur Verfügung (.docx | .pdf).

Plädoyer für #OER

Anlässlich des gestrigen Hochschuldidaktik-Tags an der Universität Siegen habe ich ein Plädoyer für OER verfasst, das ich an dieser Stelle gerne öffentlich zur Verfügung stelle. Alexander Schnücker, Markus Deimann und ich haben jeweils ein Plädoyer mit unterschiedlichen Schwerpunkten verlesen, um auf dieser Basis in einer Art World Café mit Tagungsteilnehmenden ins Gespräch zu kommen. Aus meiner Sicht war das Format sehr gut ausgewählt, da Plädoyers etwas anderes sind als ein „klassischer“ frontaler Impuls. Sie sind in der Regel pointierter, kürzer, einfacher. Auch als Vortragende war ich vor die (zuletzt) ungewohnte Herausforderung gestellt, meine Ideen und Positionen vorab schriftlich zu verfassen. Daraus wird jetzt eine Tagungspublikation entstehen, die die bisherigen Plädoyers (wissenschaftlich) vertieft und sicherlich noch weitere Stimmen aufnimmt.

Download: Plädoyer für OER

Studierwirklichkeit(en)

Am Ende meines (virtuellen) Impulsvortrags im Workshop „Forschendes Lernen und E-Learning“ auf der Delfi 2016 (zu den Folien | zum aufgezeichneten Vortrag) habe ich einige Befunde meiner Vorlesung vorgestellt. Diese Befunde machen deutlich, dass in der Forschung um forschendes Lernen auch die unterschiedlichen Studierwirklichkeiten einbezogen werden sollten.

In meiner Vorlesung wurde dies mindestens an zwei Aspekten klar: So ist das Interesse 1) an einer Einführungsvorlesung zur Mediendidaktik in medien- und bildungswissenschaftlichen Fächern sehr unterschiedlich ausgeprägt; gleichwohl fordert 2) der professionelle Mediengebrauch Studierende mehr heraus als das forschungsorientierte Setting an sich.

Dazu kommen spezifische Studienherausforderungen in Köln bzw. NRW: Speziell die Abschaffung der Präsenzpflicht wird hier als ein Grund diskutiert, warum die Verpflichtung der Studierenden ggü. Vorlesungen sehr gering ausgeprägt sei (siehe weiterführend beim Wissenschaftsministerium NRW). Diesen Aspekt habe ich (noch) nicht untersucht, kann mir aber vorstellen, dass die Rahmenbedingungen des eigenen Studiums und der Universität stark beeinflussen, wie sich Studierende in forschungsorientierten Lehr-Lernszenarien wohlfühlen. Dies merke ich nicht zuletzt im eigenen Vergleich zwischen den Universitäten und Hochschulen, an denen ich selbst tätig war. Vor allem gilt es, forschendes Lernen konsequent zu Ende zu denken.

Subjektives Erleben mag auch in anderen Lehr-Lernszenarien von Bedeutung sein, aber: Gerade offene, mediengestützte Lehr-Lernsettings profitieren in erheblichen Maße davon, wie selbstbestimmt sich Lernende (hier: Studierende) darin bewegen. Zusammen mit der Hochschuldidaktik und meiner Tutorin haben wir daher auch in der genannten Vorlesung versucht, das subjektive (Kompetenz-)Erleben der Studierenden und ihre soziale Eingebundenheit im Sinne Deci und Ryans zu steigern. Für eine Vorlesung konnten wir ebenfalls erhebliche Freiräume zur Bearbeitung von forschungsorientierten Aufgaben schaffen; angesichts der obigen Befunde haben diese aber offenbar nicht ausgereicht. Oder anders gesagt: Eine forschungsorientierte Vorlesung passt(e) zumindest nicht vollständig in die Studierwirklichkeit(en).

Seither mache ich mich auf Ursachensuche, wie die Studierwirklichkeit(en) und spezifischen Herausforderungen im Kontext Massenstudium/Köln aussehen. Persönliches Interesse und Selbstbestimmtheit beim Lernen sind hier einzelne, auffällige Faktoren. Gedanklich hänge ich aber mehr an den „unerwarteten“ Herausforderungen, denn:

  • Wie kann es sein, dass Studierende weniger Schwierigkeiten mit der Forschungsorientierung als mit der professionellen Nutzung digitaler Medien haben?
  • Welche Support-/Unterstützungsangebote in der Präsenzvorlesung wären nötig, um diese Hürden zu überwinden?
  • Welche (weiteren) Support-/Unterstützungsangebote soll es in der Präsenzvorlesung nicht geben, da mir eine gewisse technisch-funktionale Medienkompetenz-Entwicklung innerhalb von Vorlesungen (auch) wichtig ist?

Mir fällt zudem auf, dass die Studierenden – zumindest teilweise – Schwierigkeiten damit haben, ihre eigenen Ressourcen, insbesondere ihre zeitlichen Ressourcen, zu handhaben. Dieser Befund geht größtenteils einher mit der ZEITLast-Studie, wird aber noch erschwert um den Punkt der Kollaboration in der Vorlesung: Während Tandems in der Vorlesung initiiert wurden, um Forschungsfragen zu entwickeln und zu begutachten, werden diese vor allem als lästig (wg. etwaiger Abstimmungsprozesse) empfunden. Positive Effekte für die Aufgabenbearbeitung/hinsichtlich des forschenden Lernens können zumindest direkt nach Vorlesungsende nicht festgestellt werden (siehe dazu auch Hofhues, Pensel & Rottlaender, in Druck*).

Sehr unterschiedlich fallen überdies die Werte zur Selbstwirksamkeit der Studierenden aus: Manche können das Forschen voll und ganz für sich nutzen, andere wiederum gar nicht; das Spektrum dahingehender Meinungen und Befunde ist auffällig breit. Ein Zusammenhang mit den unterschiedlichen Erfahrungsgraden im Studium sowie mit dem Vorwissen/weiteren (auch medienbezogenen) Erfahrungen ist wahrscheinlich.

Wie weiter? Gerne hätte ich mehr über die Studierwirklichkeit(en) der Teilnehmenden in der Vorlesung erfahren, hätten sie mir doch dabei geholfen, einige Antworten auf die derzeit offenen Fragen (siehe Folien S. 18) zu erhalten. Leider hatten im Sommersemester aber nur sehr wenige Studierende Interesse an einem oder Zeit für einen Partizipationsworkshop zur Weiterentwicklung der Vorlesung. Auch hier könnte ich wieder auf Ursachensuche gehen …

Ziel ist es nun, im kommenden Wintersemester die Schlüsse, die ich als Lehrende bzw. wir als Team aus der Begleitforschung gezogen haben, mit den Studierenden zu teilen. Dazu gehört auch, dass ich die seither getroffenen didaktischen Entscheidungen transparent mache (z.B. hinsichtlich eines Inverted-Classroom-Modells). Durch die gemeinsame Reflexion hoffe ich dann, dass Studierende ihre individuellen Wege durch die Vorlesung finden und vor allem wieder „mehr Bock auf Mediendidaktik“ haben als zuletzt.

 

* Hofhues, S., Pensel, S. & Rottlaender, E.-M. (in Druck). Mit vielen Studierenden auf Forschungsreise gehen: Einblicke in ein forschungsorientiertes Vorlesungsformat. In B. Berendt, A. Fleischmann, J. Wildt, N. Schaper & B. Szczyrba (Hrsg.), Neues Handbuch Hochschullehre. Hamburg: Raabe. (Weitere Daten noch nicht bekannt.)

Was sind ‚die Medien’? Oder: Zwei Vorträge, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten

Was sind ‚die Medien’? Und wie kann man sie in der Schule einsetzen? Diese beiden Fragen standen im Vordergrund zweier zurückliegender Vorträge, die zwar inhaltsähnlich waren, aufgrund ihrer Zielgruppen aber kaum unterschiedlicher ausfallen konnten:

Am vergangenen Samstag hatte ich es bei der KinderUni Friedrichshafen mit 7-jährigen zu tun, die mit Wickie und mir auf große Fahrt auf die Suche nach den Medien gehen wollten. Auf der Fahrt haben wir die Medien gesucht (und gefunden), währenddessen den schrecklichen Sven abgelenkt und wir wollten, dazu sind wir aber live nicht mehr gekommen, Ylvi eine Brieftaube schicken. Inhaltliche Impulse und eine kindgerechte Vorgehensweise wechselten sich während dieses Vortrags ab. Um eine sinnvolle Struktur zu finden, kam mir ein wenig zugute, dass meine Materialien vorher von der Zielgruppe getestet wurden. Sonst wäre ich sicherlich an der einen oder anderen Stelle überrascht gewesen! Schlicht überwältigt war ich z.B. von der Wissbegierde der Kinder und von ihrer positiven Art, sich mit einem (Forschungs-)Thema auseinanderzusetzen. Besonderen Gefallen haben sie etwa an den empirischen Befunden aus der jüngsten KIM-Studie und an einem Film, „wie die Bilder laufen lernten“, aus dem Deutschen Filmmuseum in Frankfurt gefunden. Beides hat mich überrascht, da die Inhalte durchaus komplex waren und die Kinder herausgefordert haben. Besonders schön fand ich im Verlauf, dass wir nach gut der Hälfte der Zeit zusammen den Seminarraum in ein Kino umgewandelt haben und sich dadurch eine andere Gesprächssituation ergab. Die Idee dazu stammt aus meiner Heidelberger Zeit: Hier hat sich speziell in den Grundschulen als hilfreich erwiesen, den physischen Raum in Gestaltungsüberlegungen einzubeziehen. Gleichzeitig soll die KinderUni m.E. auch Einblicke in Forschung und Forschungshandeln der Referent_innen geben. Mir war es daher genauso wichtig, ein solches Szenario zu finden, das Kinder als kleine Forschende ernst nimmt. Nicht ganz unbegründet berichtet daher die Schwäbische Zeitung über die KinderUni als „Schnuppern in viele spannende Themen“ (Link zum Beitrag).

Die Zielgruppe Kinder fest im Blick, fokussierte der heutige Kongress Kids & Marke auf die Mediennutzung von Kindern, auf Werbewirkung und Erinnerungswerte (Recall), um Werbung, aber auch unternehmensnahe (Bildungs-)Projekte gut zu platzieren. Mein Vortrag zu ‚Medien. Machen. Schule.’ sollte daher vor allem einen kritischen Beitrag leisten, wie man Medien auch verstehen kann und wieso sich jegliche Projektvorhaben in Bildungsinstitutionen wie der Schule an Bildungszielen orientieren sollten. Anders als bei der KinderUni lässt sich unter Erwachsenen schnell zeigen, dass Medien häufig als digitale und technische Medien verstanden werden. Dass sich durch die Mediennutzung aber spezifische kommunikative Handlungspraktiken ergeben, die im medienpädagogischen Diskurs von besonderem Interesse sind, musste erst erarbeitet werden: So habe ich am Beispiel mehrerer Projekte gezeigt, welche Aneignungsformen von Medien darin jeweils ermöglicht wurden. Warum der Vortrag mit ‚Medien. Machen. Schule’ betitelt war, ergab sich aus dem letzten Abschnitt des Referats. Dieser sollte vor allem mediendidaktische Gestaltungsvorhaben in der Schule adressieren (siehe folgenden Auszug aus dem Vortrag).

„Mediendidaktische Gestaltungsvorhaben in der Schule:

  • sind geprägt vom institutionellen Kontext, innerhalb derer in, mit und durch Medien gelernt werden soll.
  • verstehen sich integrativ zwischen Mediendidaktik und Medienerziehung.
  • zielen durch den zugrunde gelegten Kontext grundsätzlich auf selbstbestimmte Persönlichkeiten ab (Bildungsidee).
  • stellen sich bis dato nur selten kooperativ-vernetzt (bezogen auf Partner des Lernens, Erweiterung des unterrichtlichen Settings etc.) dar.
  • wollen aber in jüngerer Zeit wieder Partizipation an Bildungsprozessen (z.B. mittels Peer Education) und so eine Entwicklung des Unterrichts erreichen.“

Nach einer Weitung des Blickwinkels vom Unterricht zur Schule kam ich dann zu folgendem Schluss, der auch die Erlebnisse aus der KinderUni produktiv aufgreift:

  • „Didaktik ‚heute‘ unter Einbezug digitaler Medien zu denken, aber: Weitung der Perspektive vom Einzel- bzw. Regelunterricht auf die Schule als Ganzes nötig
  • Bleibende Herausforderungen aufgrund des vorherrschenden, technisch dominierten Medien-Verständnisses (durch das historisch bedingte Verhältnis von Technologie und Medien)
  • Umgang mit fehlender Infrastruktur bis auf Weiteres unklar (u.a. Klärung von Verantwortlichkeiten, Spannungsfelder von Freiheit und Kontrolle im schulischen Kontext, Datenschutz)“

Spannend war das Plenar-Feedback auf den Vortrag: So wurde nach der Infrastruktur für Medien(-einsatz) in Schulen gefragt, die sich bekanntermaßen immer noch (eher) schwierig/schlecht darstellt. Zudem wurde der inhaltliche Gehalt von Mediennutzungsstudien bezweifelt, den man natürlich immer hinterfragen kann. Aus meiner Sicht lohnt sich der Blick in empirische Befunde aber doch: vor allem um zu begreifen, welche Relevanz technische Medien bereits im Alltag haben und dass Schule sich dieser Entwicklung (wahrscheinlich) nicht ganz verschließen kann. Im Gegenteil: Eher ist nach sinnvollen Möglichkeiten zu suchen, wie man den täglichen Mediengebrauch in der Schule auch besprechen/diskutieren kann und so Fähigkeiten in der Medienkritik (mit) entwickelt.

Rückblick: Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik #mpdgfe14

„Hurra, Augsburg!“ mögen viele im Süden lebende Medienpädagog_innen gedacht haben, als der Tagungsort für die diesjährige Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik bekannt wurde. Für mich war die Freude umso größer, da nach Augsburg zu reisen für mich auch heißt, an einen alten Lebensmittelpunkt zurückzukommen. Es war daher fast ein wenig schade, dass wir in der sehr schönen neuen Stadtbibliothek im Herzen Augsburg getagt haben und nicht ‚draußen‘ an der Uni waren. Angesichts der guten Lage und – bis auf WLAN – hervorragenden Ausstattung war dies aber sehr gut zu verkraften.

Inhaltlich hielten die zwei Tagungstage einige Diskussionen bereit, die ich im Dreieck von Mediendidaktik, Medienpädagogik und Medienbildung verorten würde – zusammenhängend mit den schwierigen Fragen danach, wie sich (normative) Haltungen auf Ansätze und Konzepte auswirken oder welche Rolle eigentlich institutionelle Gefüge für gegenwärtige Medienpädagogik spielen. Erfreulich waren für mich aber insbesondere diejenigen Beiträge, die sich explizit den Medienökologien gewidmet haben: Interessant daran war besonders, dass wenig(er) auf alte sozial- und medienpädagogische Überlegungen (etwa im Sinne Baackes) zurückgegriffen wurde, sondern eher neuere Konzepte mit Bezug zu Medienökologen vorgestellt/skizziert wurden. Dazu zähle ich bspw. Technologie-zentrierte Sichtweisen auf Infrastruktur und media ecologies, aber auch interessante Überlegungen hinsichtlich relevanter Kontexte für Lernen (z.B. zum Stichwort learner-generated context, siehe Judiths Folien). Ich selbst hatte die Gelegenheit, in meinem Vortrag Bezüge sowohl zur Frage einer zeitgemäßen Mediendidaktik herzustellen als auch die Bedeutung der Institution hinsichtlich der (subjektiven) Medienbildung ein Stück weit zu schmälern. Immerhin lässt sich Medienhandeln kaum auf Institutionen begrenzen, sondern findet überall statt: in ganz unterschiedlichen Kontexten vor dem Hintergrund sich ähnelnder oder unterscheidender Zielrichtungen (zu meinen Vortragsfolien ‚Medienbildung an der Hochschule‘). Spannend und hilfreich waren so vor allem die Diskussionen, die sich den Vorträgen angeschlossen (Mandy weist bereits auf die wertschätzende Diskussionskultur hin) und die gemeinsame Weiterentwicklungsprozesse angestoßen haben.

Letztere sind aller Voraussicht nach auch im Doktorandenforum zustande gekommen, das wirklich hervorragend besucht und von kritischen Fragen und Bemerkungen im positiven Sinne gekennzeichnet war. Eine dieser Diskussionen betraf etwa Design-based Research und die Frage, ob man Doktoranden einen ganzen Design-Prozess für ihre Dissertation ‚zumuten‘ kann. Andere Diskussionen wiesen eher auf den präzisen Gebrauch unterschiedlicher Begriffe (Lernen, Bildung, Wissen, Kompetenz_en etc.) hin, wiederum weitere auf mögliche Missverständnisse eines mobile learnings. So oder so habe ich mich gerne als critical friend in diese Session eingebracht und freue mich, wenn ich auf diese Weise die Nachwuchsarbeit der Sektion weiter unterstützen kann.

Fazit. Eine wirklich schöne Tagung liegt hinter uns – Danke Kerstin, Hannah und dem Augsburger Team der (ehem.) Mediendidaktik!

Vortrag: Personal Learning Environments aus hochschul- und mediendidaktischer Sicht

Heute war ich zu Gast im Projekt „eLiS – E-Learning in Studienbereichen“ an der Universität Potsdam, um im Workshop zu Personal Learning Environments (PLEs) einen Impulsvortrag aus hochschul- und mediendidaktischer Sicht anzubieten. Zusammen mit drei weiteren Referent/inn/en, die eine technische (Alexander Kiy), eine infrastrukturelle (Michael Jeschke) und eine (zweite) mediendidaktische (Ilona Buchem) Sichtweise mitbrachten, ergab sich ein buntes Programm – und nicht zuletzt eine fruchtbare Diskussion über den Gehalt von Begriffen und jüngeren Konzepten, zu denen auch PLEs zählen. Ich selbst halte von PLEs nicht so viel, da sie zumeist als Plattform und weniger als (physische) Lernumgebung verstanden werden. In dieser sozio-technischen Sicht kommt nicht nur das Persönliche zu kurz, sondern auch ein Lehren und Lernen, welches ausgehend von der Didaktik (und nicht von der Technologie) gedacht wird. Es lag daher nahe, in meinem Vortrag den Blick auf ausgewählte didaktische Fragen im Zusammenhang mit PLEs zu lenken und mögliche Widersprüche, Anforderungen oder auch Herausforderungen offenzulegen und mit allen Anwesenden zu diskutieren (zu den Folien). Dass diese im Workshop nicht abschließend geklärt werden konnten, ist klar: Vielmehr gilt es nun, die Hinweise aus den Vorträgen vor Ort weiterzudenken, wozu ich gerne einen Beitrag geleistet habe.

Vortrag: „Spannung – Spaß – Spiel?“

Eine der Gesellschaften, mit denen man im medienpraktischen Umfeld Medien häufig zu tun hat, ist die Arbeitsgemeinschaft der Medienzentren an Hochschulen (AMH). Die AMH geht vor allem der Frage nach, wie man Entwicklungen in den Medien auch an Hochschulen Rechnung tragen kann. Dabei werden allerhand Punkte berührt, Ressourcen  und Organisationsmodelle ebenso thematisiert wie die aktive Medienarbeit mit Studierenden. Zu letzterem zählt auch die Konzeption und regelmäßige Durchführung von Campus-TV-Produktionen, die traditionell oft in Medienzentren angesiedelt und  nicht selten in die Lehre integriert sind. So kam es nicht von ungefähr, dass die AMH in der letzten Woche einen Workshop zum Thema „Workshop Campus TV – Ein Phänomen mit vielen Gesichtern“ unter der Leitung des Medienlabors der Universität Augsburg durchgeführt hat.

Ich selbst war im Workshop eingeladen, eine pädagogische Sicht auf Campus TV zu vertreten. Letzteres ist einerseits leicht, stellen Campus-TV-Projekte doch traditionelle Medien-Projekte an Hochschulen dar; anderseits ist es aber auch herausfordernd, gilt es neben der handlungsorientierten Sicht auch andere pädagogische Bereiche anzusprechen, etwa mit den Medienprojekten verbundene Ziele, Unterschiede in den Projektstrukturen, die Rolle des Lehrenden in (eher) offenen Medienprojekten, die Reflexion der medienpraktischen Erfahrungen im Kontext Hochschule u.v.m. Ich habe mich daher dazu entschieden, ein Impulsreferat mit der Überschrift „Spannung – Spaß – Spiel? Pädagogische Betrachtungen studentischer (Medien-)Projekte“ zu halten (zu den Folien). In Analogie zu einem bekannten Süßwarenprodukt habe ich dabei versucht, die Herausforderungen der Konzeption und Umsetzung von Medienprojekten zu differenzieren. Anhand einiger Beispiele, die bewusst über das Campus TV hinausgingen, ist es mir hoffentlich gelungen, drei Aspekte herauszuarbeiten:

  1. Spannung: Vom Projektlernen und der Gestaltung/Produktion von Medien
  2. Spaß: Von Höhen und Tiefen des Projektlernens im Prozess
  3. Spiel? Zu den Grenzen der Offenheit beim Projektlernen an der Hochschule

Die drei Aspekte haben in eine Diskussion übergeleitet, unter anderem zur Crux der notwendigen technischen Fähigkeiten zur Umsetzung und Gestaltung von Medien, die die Wahrnehmung anderer Lernerfolge mitunter in den Hintergrund drängt. Auch wurde eine intensive Diskussion über die Bewertung der Medienprojekte geführt, die allenthalben schwierig ist und infolge der häufigen Verankerung von Medienprojekten in der „normalen“ Lehre ein nicht zu unterschätzendes Problem ist. Zugleich wurden Peer-Modelle zur Betreuung und Bewertung von Medienprojekten angesprochen, die aus medienpraktischer Sicht häufig zur Problemlösung beitragen.

Alles in allem war es ein spannender Workshop, den ich zwar nur für einen Tag verfolgen konnte, der mir aber nochmals intensive Einblicke in die Produktion von Campus TV ermöglicht hat. Zugleich bot der Workshop einen schönen Rahmen zur Stippvisite in Augsburg – verbunden mit dem Wiedersehen vieler ehemaliger Kolleginnen und Kollegen, über das ich mich sehr gefreut habe.

ECER 2012: Einblick und Rückblick

Einen Tagungsrückblick „schulde“ ich noch, nämlich einen kurzen Einblick bzw. Rückblick in die European Conference on Educational Research (ECER), die vom 17. bis 21. September 2012 an der Universidad de Cádiz (Spanien) stattfand. Ich sage bewusst „durfte“, denn Tagungen wie die ECER sind in jeder Hinsicht besonders: zuvorderst ob der Größe, die einen vollständigen Überblick weder vor Ort noch hier im Blog zulässt, dann ob der Reise, die sich irgendwo zwischen Strapaze und Erlebnis bewegt, und ob der Kosten, die internationale Konferenzen immer auch verursachen.

Umso mehr schätze ich es, dass ich seitens der HAW zur Teilnahme an der Konferenz und am Symposium von Mandy und Annabell ermuntert wurde. Im Symposium selbst habe ich dann am Beispiel des Theorie-Praxis-Transfers versucht zu skizzieren, wie sich pädagogische Herausforderungen an Hochschulen nicht selten fachübergreifend auftun, welche Möglichkeiten der Auseinandersetzung Lehrendennetzwerke ggf. bieten und welche Rolle auch (digitale) Medien zur Problembewältigung spielen könnten. Mein kurzer Impuls endete dann mit zwei Fragen, die bei der Konzeption entsprechender Angebote zu berücksichtigen sind:

  • What is theory, what is/are practice(s)?
  • What are teachers‘ media related routines and teaching beliefs?

Letztere Frage nach den Beliefs fand sich in vielen Vorträgen auch außerhalb des Symposiums wieder, etwas häufiger in Richtung Überzeugungen von (Hochschul-)Lehrenden bzw. Lehreridentität als im Zusammenhang mit dem Medieneinsatz in Bildungskontexten.

Überhaupt war ich irritiert ob der zurückhaltenden Auseinandersetzung mit und über Medien, die sich vielleicht ergeben muss, wenn man sich in den vielen sog. ECER-Netzwerken ohne Medien im Titel tummelt. Dennoch fiel auf, dass – wenn überhaupt – an vielen Stellen eher nach der technologischen Innovation im Bereich Medien gesucht wurde, statt nach der pädagogischen Idee „hinter“ dem Medieneinsatz zu fragen. Gefragt nach dem Ziel des Medieneinsatzes blieben die Antworten entweder aus oder richteten sich auf Kompetenzorientierung und/oder Assessment. Hier lassen sich durchaus Parallelen zur deutschsprachigen Diskussion ausmachen.

Im Verlauf der Tagung haben mich u.a. folgende Fragen noch beschäftigt:

  • Welche Relevanz hat der Bildungsbegriff bzw. haben Konzepte von Bildung im angloamerikanischen Sprachraum?
  • Welche Verantwortung hat das Subjekt für die Bildung, welche Rolle spielen passende Strukturen zur Entwicklung des Einzelnen?
  • Wie wirken sich Methodologien auf das Verständnis von (komplexen) Bildungsfragen aus?
  • Welche Bedeutung nimmt das informelle Lernen in formalen Bildungskontexten ein, wie „beforscht“ man informelles Lernen?
  • Etc.

Die Fragen deuten bereits an, dass die ECER durchaus Potenzial zur fachlich-inhaltlichen Auseinandersetzung geboten hat – nicht zuletzt im Austausch mit den vielen anderen Tagungsbesuchern, mit denen sich einige nette Gespräche ergeben haben. Und ich kann es nicht verleugnen: An einem schönen Ort zu tagen, ist anregend und sorgt für die notwendige Abwechslung zu einem dicht gedrängten Tagungsprogramm.