Mit You(r) Study in Berlin #digiZeit17

Vor gut drei Monaten ist unser You(r) Study-Projekt in der Förderlinie „Forschung zur digitalen Hochschulbildung“ des BMBF an den Start gegangen. Mit dem Projekt verfolgen wir, d.h. Sandra Aßmann, Taiga Brahm, Mandy Schiefner-Rohs, alle wissenschaftlichen Mitarbeitenden und ich, das Ziel, das Medienhandeln von Studierenden zu erforschen. Wir gehen dabei von der Prämisse eigensinnigen Medienhandelns von Studierenden aus und wollen untersuchen, wie und vor allem warum sich Medienhandeln von Studierenden (nicht) ergibt. Um das Medien- und nicht zuletzt Studierendenhandeln zu rekonstruieren, nutzen wir unterschiedliche Verfahren und Instrumente empirischer Sozialforschung. Wenn man so will, zeichnet das Projekt ein Oszillieren zwischen Methoden und Methodologien aus, wie es u.a. Schlömerkemper von pädagogischer Forschung mit ihrem spezifischen Erkenntnisinteresse einfordert.

Das vergleichsweise aufwendige und in Teilen offen gehaltene Design ist es sicherlich auch, das vor Ort in Berlin bei der Fachtagung des BMBF zu „Hochschulen im digitalen Zeitalter“ die meisten Fragen erzeugt hat. So wurden die Projektkoordinatorin Antonia Weber und ich als Projektleitung nicht nur während der Postersession oft gefragt, wie wir uns die qualitativen Arbeiten im You(r) Study Lab vorstellen und mit welchen Zielgrößen wir hier arbeiten. Wir kamen in vielen Gesprächen an den Punkt, wo Grundannahmen über Hochschul-, Medien- und Bildungsforschung deutlich wurden, die das eigene Erkenntnisinteresse zu leiten scheinen – nicht umgekehrt.

Angesichts des vorliegenden Wissens über Medien(-einsatz) in der Hochschule/Lehre ist das nicht ganz überraschend: Insbesondere die vielen existierenden Konzepte zum Einsatz von Medien in der Lehre führen zu einem gesteigerten Interesse daran, die Wirksamkeit einzelner Szenarien in (eher) testenden bzw. vergleichenden Verfahren zu untersuchen. Die Annahmen in Bezug auf Medien und ihren Nutzen in der Lehre sind dabei klar: Es wird erstens davon ausgegangen, dass Lernen mit digitalen Medien – im Vergleich zum Lernen ohne digitale Medien – einen Unterschied macht. Implizit wird zweitens davon ausgegangen, dass Medien Lernerfolge per se sicherstellen würden. An diesen Grundannahmen zeigt sich meines Erachtens sehr deutlich, an welchem Scheideweg sich Mediendidaktik aktuell befindet: So kann man den über Jahre gezeichneten Weg der Disziplin weiter verfolgen – man bleibt der Forschung in der Disziplin damit sozusagen treu. Gleichzeitig muss die Frage zugelassen werden, inwieweit die genannten Grundannahmen aktueller Medienkultur überhaupt entsprechen und ob sie nicht aus einer Zeit stammen, in der noch in digital und analog unterschieden werden konnte.

Ich verstehe die unterschiedlichen geförderten Projekte daher auch als Ausdruck einer Suchbewegung, in welche Richtung sich Hochschul-, Medien- und Bildungsforschung entwickeln könnte. Insbesondere hoffe ich auf Antworten zu methodologischen Fragen, denn: Wie sich in unserem Projekt-Workshop II unter Beteiligung der Projekte OpenTeach, FLIPPS, ActiveLeaRn, LearnMap und QuaSiD richtigerweise herausgestellt hat, haben nicht wenige Akteur*innen ein Interesse daran, die bestehenden Erkenntnisse zu Medien an der Hochschule zusammenzuführen und aufzuspüren, wie sich Inhalte und Methoden integrieren lassen bzw. welchen Stellenwert Forschungsparadigmen bezogen auf das jeweilige Erkenntnisinteresse haben. Fast schon eine logische Konsequenz ist, die (offene) Frage nach der Gestaltungs- bzw. Entwicklungsorientierung auf’s Tableau zu führen, sollen Befunde nicht nur zur empirischen Forschung, sondern auch zur konkreten Hochschulentwicklung beitragen. Als anregend erwies sich beispielsweise die Frage danach, was an der Hochschule eigentlich ein Befund sein kann und soll.

Apropos Befund: Ich nehme aus Berlin mit, dass viele Projekte nach wie vor Studierende lieber beforschen als mit ihnen zu forschen. Auch hierin zeigen sich Grundannahmen bezogen auf Medien, Didaktik und Lernen – über den primär methodisch orientierten Paradigmenstreit hinaus.

Hochschuldidaktik in Theorie, Empirie und Praxis: Rückblick auf drei Workshops

Huch, es ist Ende Mai und seit meinem letzten Posting ist allerhand passiert. Wir blicken u.a. zurück auf die Reihe „Hochschuldidaktik am Mittwoch“. Damit schauen wir zurück auf drei hochschuldidaktische Workshops, die das thematisch-inhaltliche Spektrum des neu gegründeten Higher Educational Design Research Center an der Zeppelin Universität Friedrichshafen aufzeigen und – im Juni – in eine Art Eröffnungsveranstaltung zum HEDeR, wie das Forschungszentrum kurz heißt, münden. Die zurückliegenden Workshops waren klein, aber fein, könnte man sagen, denn: Wir wurden nicht gerade überrannt von Teilnehmenden, was aber angesichts des vorhandenen Interesses und der Intensität der jeweiligen Diskussionen nicht schlimm war. Vielmehr stand das mediengestützte Lehren und Lernen, die Forschungsorientierung in Studium und Lehre sowie das kreative Prüfen im Zentrum der Veranstaltungen. Die Ergebnisse sind durchaus interessant, zeigen sie doch immer wieder auf, wie nah Forschung und Praxis der Hochschuldidaktik beieinander liegen und wie die Reflexion über Forschungsergebnisse und die Gestaltung (z.B. von Lehre) einhergehen können. Entsprechend klar sind auch die Ergebnisse der Workshops zu benennen: Beim ersten Workshop (mediengestütztes Lehren und Lernen) haben wir besonders viel Wert auf den Planungsaspekt von Lehre und den – bezogen auf Medien – nötigen Austausch und die sinnvolle interne Vernetzung von Lehrenden und Studierenden gelegt. So kamen einige Lehrende zu Wort, die bereits eigene Umsetzungsversuche mit digitalen Medien an der ZU gestartet haben, die gerne ihre Erfahrungen weitergeben, aber auch auf Metaebene über das Lernen mit Medien einsteigen wollten. Zugleich haben Studierende aus meiner Lehrveranstaltung im Masterstudiengang Communication & Cultural Management ihre Ideen und Befunde zur mediendidaktischen Qualifizierung von Lehrpersonen vorgestellt. Der zweite Workshop zur Forschungsorientierung griff dann das Credo „Bildung durch Wissenschaft“ auf, welches für die Lehre an der ZU maßgeblich und genauso wesentlich für das HEDeR ist. Diskutiert wurde anhand eines Papiers, das unterschiedliche Facetten von Forschungsorientierung ausmacht und zu Theorie und Praxis in Bezug setzt. Dass wir uns hier für die Arbeit am Artefakt entschieden haben, ist sicherlich ein inhärentes Charakteristikum aller bisherigen drei Veranstaltungen: Inhalt und Methode wurden stets aufeinander angepasst und so „erlebbar“ für alle Teilnehmenden. Der dritte Workshop zum kreativen Prüfen nahm den Ausgang bei 36 Prüfungsvarianten (die über Gabis Blog zugänglich sind), fokussierte ihre Tauglichkeit vor dem Hintergrund sich unterscheidender Lehr-Lernziele und thematisierte schließlich ein Modell, welches die Anerkennung diverser Prüfungsleistungen vor allem administrativ erleichern soll, denn: Obschon Prüfungen vielfach als gesetzt oder durch Bologna eingeschränkt wahrgenommen werden, kamen wir im Workshop zu dem Schluss, dass man Prüfungen aus Lehrenden- und aus Studierendensicht gestalten kann – wenn man will. Dass dabei Rahmenbedingungen der Organisation, aber auch der eigene Standpunkt bzw. Habitus mitunter Grenzen ziehen, ist über das Prüfungsthema hinaus bei allen Themen deutlich geworden. Alles in allem liegen also drei spannende Workshops hinter uns – und wir freuen uns auf den vierten im Bunde, der sich eben speziell der entwicklungsorientierten Bildungsforschung im Kontext Hochschule widmet (herzliche Einladung!).

Bildungsforschung zum Thema "Reflexives Lernen"

Seit heute ist die neue Ausgabe der Bildungsforschung online. Dieses Mal dreht sich alles um das Thema „Reflexives Lernen“. Ich finde das sehr spannend, denn – das sieht man schon bei den eingereichten Beiträgen – der Kern der Fragestellung ist in höchstem Maße interdisziplinär und relevant. Oder anders ausgedrückt: Reflexion geht uns alle etwas an. So heißt es auch im Editorial, das unter anderem von Gabi und Wolf geschrieben wurde: „Reflexives Lernen als Grundlage Lebenslangen Lernens ist nicht nur aus pädagogischer Sicht interessant, sondern auch aus historischer, philosophischer, psychologischer und praktischer Perspektive. Aus der Sicht der Bildungsforschung sind vor allem auch empirische Ergebnisse zum Lebenslangen Lernen von großem Interesse.“ Zum Glück sind bald Weihnachtsferien, sodass ich sicher zum Lesen der Beiträge kommen werde. Der Augsburger „Dunstkreis“ ist übrigens in der aktuellen Ausgabe äußerst gut vertreten.