Wissensgemeinschaften 2011: Versuch eines Rückblicks

In den letzten Jahren hagelte es gleich eine ganze Reihe an Blogbeiträgen über die Jahrestagung der GMW und es hat riesig Spaß gemacht, das Gewesene allein oder gemeinsam nochmals zu reflektieren. Dieses Jahr ist das irgendwie anders: Es mangelt an Blogbeiträgen und auch ich tue mich schwer damit, ausgewählte Themen an dieser Stelle im Blog aufzuzeigen. Das mag daran liegen, dass ich aktuell in viele andere Dinge eingebunden bin, die ich vorziehen muss und weswegen auch der Blog seit längerer Zeit brachliegt. Und ein weiterer Grund kann sein, dass ich in diesem Jahr so wenig wie noch nie vom eigentlichen Programm der GMW mitbekommen habe. Das ist eigentlich schade, da sich infolge der Gemeinschaftstagung eine ganze Reihe an Möglichkeiten für interessante Vorträge und Inputs gerade auch aus dem hochschulfernen Kontext geboten hätten. Ich trauere dem nicht hinterher, im Gegenteil, ich habe mit vielen Bekannten auf der GMW über spannende Ideen und Projekte gesprochen; auch finde ich es klasse, dass die Aktivitäten unserer Special Interest Group „Nachwuchs“ auf derart fruchtbaren Boden gefallen sind, dass das Thema weiter auf der Agenda der GMW steht und ausgebaut werden soll. Für den Ausbau gibt es bereits viele Ideen, die sowohl vor Ort (z.B. Doktorierendenforum) als auch im Netz stattfinden werden; momentan sortiere ich noch etwas die Möglichkeiten und versuche nach und nach alle Involvierten zu kontaktieren. Denn mir wurde in der Mitgliederversammlung offiziell der „Nachwuchshut“ aufgesetzt, was vor allem für die Sichtbarkeit der Initiative wichtig ist und den direkten „Draht“ des vor allem promovierenden (aber nicht nur!) Nachwuchs zum Vorstand herstellt. Es könnte also (nicht nur) in dieser Hinsicht ein spannendes Jahr werden.

Klasse, weil eben auch ein anderes Format genutzt wurde, war das GMW-Qualitätsforum. In kleiner Runde wurde dort darüber diskutiert, an welchen Stellen sich für die GMW die Qualitätsfrage stellt und welche Rolle Qualität etwa auch für einen Preis der GMW spielen könnte. Immerhin ist noch offen, ob und in welcher Form der Medidaprix weitergeführt wird. Ich konnte nur beim zweiten Teil anwesend sein, da wurden aber sehr viele gute Ideen zusammengetragen – vor allem in der Hinsicht, wie ein künftiger Wettbewerb bzw. Preis aussehen könnte, welchen Zweck dieser verfolgt und welche Prozesse dabei eingehalten werden (müssen). Obschon das World Café als Methode einfordert, sich an einem Tisch mit einer Frage zu beschäftigen, hatte ich den Eindruck, einen tiefen Einblick in Bedürfnisse und Erfordernisse der beteiligten Personen zu erhalten. Entsprechend gespannt bin ich, wie sich zum einen das Qualitätsforum als Instanz für offene Fragen der GMW-Community weiterentwickelt und zum anderen die Überlegungen hinsichtlich eines neuen-alten Preises konkretisieren.

Die zwei von mir besuchten Sessions waren zugleich auch die Sessions, in denen ich selbst mit Vorträgen vertreten war. Gleich am ersten Tag der GMW habe ich zusammen mit Tina unser Paper zum Forschenden Lernen vorgestellt. Da Hannah als Erstautorin leider nicht zur Konferenz kommen konnte, haben wir uns für die Tagung ein kleines Schmankerl überlegt: Hannah hat für uns zentrale Fragen aus der Sicht der Hochschuldidaktik eingesprochen und Tina und ich haben darauf geantwortet (aus Studierenden- und aus Lehrendensicht). Das von uns gezogene, durchaus ernüchternde Fazit erntete dabei nicht nur Erstaunen beim Publikum, es entbrannte sogar eine richtige Diskussion über die Offenheit beim Forschenden Lernen und daraus resultierende Herausforderungen, die auch den Medieneinsatz erschweren. Diese Diskussion über Fähigkeiten in der Selbstorganisation, über Notwendigkeiten der Strukturierung, die fast schon in Richtung problembasiertes Lernen zielten, und über Heuristiken des Medieneinsatzes nehme ich in jedem Fall mit (vgl. hierzu auch den anregenden Blogbeitrag der Darmstädter). Der zweite Artikel, den Kerstin, Tamara und ich eingereicht haben, widmete sich der Vernetzung in unseren beiden Seminaren im Wintersemester 2010/2011 (zu unseren Folien bei Slideshare). Auch zu diesem Vortrag war das Feedback zahlreich und nicht weniger kritisch, was auch damit zusammenhängt, dass wir „nur“ ein Lehrveranstaltungsszenario gezeigt haben und mit unserer Vernetzungsidee zweier Universitäten erst am Anfang stehen. Insofern waren hier diejenigen Fragen, die in Richtung einer Massentauglichkeit zielten, diejenigen, die mich im Nachhinein am meisten zum Nachdenken bewegt haben. Denn im Beitrag selbst haben wir nochmals klar formuliert, dass wir bei aller Studierendenorientierung und Hoffnung auf innovatives Lernen niemals den Lehrenden vergessen können.

Durch die Keynotes hat die Tagung selbst zwei Gesprächsthemen vorgegeben, die ebenso in den anderen Vorträgen auftauchten: Zum einen waren das Wikis als Werkzeug, und Medien als Werkzeuge zum Lernen waren eigentlich in allen Vorträgen präsent (versus Medien als Bildungsraum). Zum anderen stand E-Assessment weit oben auf der Agenda, das vor allem in großen Studiengängen oder in großen Universitäten immer wichtiger wird. Dazu meine ich auf der diesjährigen GMW die große Hoffnung auf Messbarkeit von E-Learning und insofern eine Tendenz zu empirischer Bildungsforschung entdeckt zu haben. Allerdings müsste ich dazu nochmals den gesamten Tagungsband lesen, der inzwischen auch online zur Verfügung steht. Letzteres würden sich viele GMW-Mitglieder schon im Vorfeld wünschen, sodass es inzwischen eine Petition zur Vorab-Veröffentlichung des Tagungsbands gibt.

Fazit. Für mich war es eine sehr interessante GMW-Tagung, die sich vor allem durch den Blick hinter die Kulissen ausgezeichnet hat. Gerne hätte ich mehr Vorträge gesehen bzw. gehört und mich stärker mit dem einen oder anderen in Diskussionen verwickelt. Das muss ich jetzt eben nachholen. Etwas mehr Richtung und auch Wissenschaftlichkeit hätte ich mir von den Keynotes gewünscht, was allerdings eine schwierige Forderung ist, wenn man auf einer Konferenz letztlich drei Interessensbereiche (durch drei beteiligte Gesellschaften) verbinden muss.

Zurück von der GMW

Mir fehlen immer noch die Worte. Wir konnten tatsächlich unseren „Titel“ (Best Paper Award) auf der GMW08 verteidigen. Letztes Jahr kam das alles wahnsinnig überraschend, nur ein kurzer Hinweis an das Team: Bleibt mal lieber in der Nähe… Dieses Jahr hat uns schon die Nominierung umgehauen – immerhin rechnet man nicht damit, dass zwei Jahre in Folge ähnliche Autoren für einen Artikel ausgezeichnet werden könnten (auch wenn sich die Inhalte durchaus unterscheiden). Umso erfreulicher war es dann, dass Gabi, Vicky und ich mit „w.e.b.Square – ein Modell zwischen Studium und freier Bildungsressource“ erneut überzeugen konnten. Gern würde ich unseren Beitrag einfach online stellen, aber ich fürchte, das wird schwierig – immerhin wurde er in einem Tagungsband zu Open Educational Resources abgedruckt (ein Widerspruch in sich?). Daher verweise ich an dieser Stelle „nur“ auf unsere Folien zum Vortrag (etwas andere Fassung), die – so hoffe ich – einen kleinen Vorgeschmack zur Aufzeichnung oder auf den Artikel liefern. Die GMW-Tagung selbst hat mir auch in diesem Jahr wieder sehr gut gefallen – schade nur, dass ich als Vortragende so wenig vom eigentlichen Programm mitbekommen habe.

Online-Communities: Was Nutzer wollen

Neulich habe ich mich kritisch über Tendenzen im schülerVZ bzw. studiVZ geäußert. Insbesondere junge Nutzer seien dort bereit, viel zu viele Informationen über sich preis zu geben. Dies wird heute ein Stück weit bei Spiegel-Online revidiert. Im Artikel zu Online-Communities wird auf Basis einer Studie der FH Bonn-Rhein-Sieg aufgeschlüsselt, was Nutzer wirklich wollen. Positiv für mich ist die dort getroffene Einschätzung, dass sich die meisten Nutzer in Online-Netzwerken konservativer als oftmals angenommen verhalten: „Laut Studie kommunizieren 70 Prozent online fast nur mit Menschen, die sie ohnehin kennen – zum Teil über mehrere Plattformen hinweg.“ Offen bleibt nur, wer genau hinter den „Durchschnittnutzern“ steckt. Ich hege die Befürchtung, dass damit insbesondere die „Digital Immigrants“ (und eben nicht die „Digital Natives“) gemeint sind (siehe hierzu Prensky 2001).