„Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven“

… lautet der Titel von Band 76 der Reihe „Medien in der Wissenschaft“.

Der Hintergrund des Bandes ist schnell erzählt: So haben wir als Vorstand und Editorial Board der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) bereits im Jahr 2017 die Idee für gut befunden, einen Dialog der GMW-Community über „die“ Digitalisierung anzustoßen. Die Resonanz auf den zugehörigen Call for Papers war überwältigend, sodass wir zunächst sehr viele Einreichungen sichten mussten und nur etwa ein Drittel der Beitragsvorschläge zum Schreiben von Vollbeiträgen auffordern konnten. Im Anschluss sind sehr viele Beiträge entstanden und sie bilden meines Erachtens das Spektrum der Diskussionen um ‚Medien in der Wissenschaft‘ sehr gut ab; zugleich erinnern sie an Diskussionen, die über Jahre (wenn nicht gar Jahrzehnte) mit engem Bezug zur Lehre und Hochschulentwicklung insbesondere in der GMW geführt wurden. Entsprechend finden sich immer wieder Beiträge im Band, die an diese Diskussionen erinnern und sicherlich ihren Teil dazu beitragen, so manchen Mythos rund um die Digitalisierung klar zu benennen. Im Band finden sich des Weiteren einige empirische Beiträge, die als Realitäten Aufschluss über den Stand der Digitalisierung an Hochschulen geben oder diesbezügliche Facetten beleuchten. Werbung machen möchte ich in diesem Zusammenhang für unseren eigenen forschungsmethodischen Beitrag im Kontext des You(r) Study-Projekts (Aksoy et al., 2020). Perspektiven eröffnen schließlich jene Beiträge, die konzeptionelle Vorschläge für Studium und Lehre und/oder die Hochschule von morgen machen.

Quelle: Bauer, R., Hafer, J., Hofhues, S., Schiefner-Rohs, M., Thillosen, A., Volk, B., Wannemacher, K. (Hrsg.) (2020). Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven. Reihe Medien in der Wissenschaft (Band 76). Münster: Waxmann. (Download/Open Access)

Aus der Geschichte lernen #jfmh17

Das Junge Forum Medien und Hochschulentwicklung 2017 an der Universität Hamburg liegt schon wieder ein paar Tage zurück. Doch die Eindrücke wirken nach, nicht zuletzt weil die Podiumsdiskussion zur Geschichte und zum Verbleib des Jungen Forums viele Gespräche dazu angeregt hat, warum wir das JFMH im Jahr 2012 als Kooperation des MA-Studiengangs „Higher Education“ der Universität Hamburg sowie der wissenschaftlichen Fachgesellschaften dghd und GMW initiiert haben. Entsprechend hieß das JFMH zunächst auch JFHM: Junges Forum Hochschul- und Mediendidaktik. Erst im zweiten Jahr der Durchführung kamen die beiden weiteren Fachgesellschaften, die Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft und die Fachgruppe E-Learning der Gesellschaft für Informatik, hinzu und der Name wurde für die zweite Tagung an der Universität Potsdam angepasst.

Im Jahr 2012 war für uns von zentraler Bedeutung, einen physischen Ort für Austausch für Mitarbeitende von Universitäten und Hochschulen zu schaffen, die sich wissenschaftlich und praktisch mit Fragen von Hochschul- und Mediendidaktik beschäftigten. Die erste Veranstaltung fiel dabei genau in die Anfangszeit des Qualitätspakts Lehre, in dessen Zuge viele neue Stellen im „Third Space“ geschaffen wurden (zur Diskussion siehe bspw. die frühere Ausgabe der ZfHE). Gerechnet haben wir mit dem sehr großen Zuspruch damals nicht:

Eigentlich dachten wir an ein Summer School-ähnliches Format, das für jegliche Fragen des Nachwuchs zwischen Wissenschaft und Praxis in der Hochschul- und Mediendidaktik zur Verfügung steht. Dass sich dann im Jahr 2012 ca. 120 Personen zur Tagung angemeldet haben und aus der Idee ad hoc ein lebendiges Tagungsformat wurde, war zwar sehr schön, aber nicht Teil eines lange ausgeklügelten Plans (siehe meinen damaligen Blogbeitrag). Der große Zuspruch von damals führt aber sicherlich bis heute dazu, dass das Junge Forum Medien und Hochschulentwicklung zu einem Ort geworden ist, an dem der Nachwuchs im genannten Themenfeld diskutiert und Erwartungen in Richtungen einer Tagung mit entsprechenden Inhalten und Formaten bestehen.

Die eingeschliffenen Routinen in Richtung einer Tagung sind es aber auch, die mich seit einiger Zeit zum Nachdenken anregen:

  • Einerseits halte ich es für sehr wichtig, dass die jeweiligen Ausrichtenden zusammen mit den Nachwuchsverantwortlichen der Fachgesellschaften ein Format kreieren, das gemeinsam entstanden ist und hinter dem alle stehen. So wurde auch in diesem Jahr wieder eine sehr schöne Tagung kreiiert, dessen Teil ich sehr gerne war (Danke an Anna und Franziska für die Ausrichtung!).
  • Andererseits nehme ich wahr, dass das JFMH als Tagung mitunter als „gegeben“ hingenommen wird. Dies ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass es sich in einem Verstetigungsprozess befindet. Vor allem nehme ich an, dass die breite Akzeptanz der Teilnehmenden ein permanentes Hinterfragen der Veranstaltung geradezu verhindert. Trotzdem halte ich es für wichtig, sich dieser Diskussion zu stellen, um das JFMH (wieder) als Veranstaltung für den Nachwuchs zwischen Wissenschaft und Praxis zu konzipieren.

Damit einher geht, sich zu überlegen, wie die Relation von Wissenschaft und (hochschulischer) Praxis eigentlich beschaffen ist und welche Erfahrungen Teilnehmende des JFMH in die Veranstaltung einbringen können. So schätze ich seit dem ersten Zusammentreffen in Hamburg, wie Teilnehmende des Jungen Forums miteinander umgehen und wie wertschätzend Diskussionen ausfallen können, sollten sie teils auch kritisch geführt werden. Ich versuche daher abschließend drei Anforderungen zu formulieren, die meines Erachtens zur Weiterentwicklung des JMFH und zur Überwindung von Routinen beitragen könnten. Über eine kritische Diskussion würde ich mich freuen.

Wie könnte sich das JFMH weiterentwickeln?

Anforderung 1 wäre für mich, Teilnehmende künftig wieder mehr als „Ressource“ in die Veranstaltungskonzeption einzubinden. Handlungsleitend könnte dafür das Motto sein: Jede/r bringt wertvolle Erfahrungen zwischen Wissenschaft und Praxis ein und wird dazu angeregt, diese auf dem JFMH zu teilen. Dies schließt meines Erachtens nicht aus, berufs- und forschungserfahrene Personen gezielt zum Erfahrungsaustausch einzuladen.

Anforderung 2 ergibt sich aus der Entwicklung in Richtung einer Tagung: So galt bisher das Motto, wer Interesse hat, darf selbstverständlich an der Veranstaltung teilnehmen (unabhängig vom Alter oder anderen Kriterien, wie sie im Zusammenhang mit dem „Jungen Forum“ definiert werden könnten). Ich halte es dennoch für wichtig, nach den Erfahrungen der letzten sechs Tagungen eine Schärfung vorzunehmen. So wird das JFMH meiner Meinung nach nicht nur für Fragen des inhaltlichen Austauschs benötigt, sondern insbesondere als Ort für solche Fragen, die üblicherweise an der Heimathochschule oder im Arbeitszusammenhang nicht gestellt werden. Es sollte beispielsweise erlaubt sein, über eigenes Nicht-Wissen zu sprechen und auf dem JFMH Tipps zu erhalten, wie man mit diesem Nicht-Wissen umgehen kann – idealerweise schließen sich Workshops zum Thema an. Auch halte ich für bedeutsam, Themen wie Methodenstreit, Forschen und Arbeiten im interdisziplinären Zusammenhang sowie Werdegangsoptionen in einer sonst nicht vorgefundenen Konsequenz zu bedienen.

Anforderung 3 resultiert aus dem vorher Skizzierten: Meiner Meinung nach liegt die Stärke des JFMH im „Dazwischen“, indem vorwiegend Phänomene adressiert werden und nach Beiträgen dazu aus unterschiedlichen Disziplinen sowie an den Schnittstellen von Wissenschaft und Praxis gefragt wird. Thematische Setzungen der Tagungen verleihen hier nur vordergründig Orientierung, will man eigentlich an den Rändern und Grenzen von Disziplinen über Fragen von Medien und Hochschulentwicklung diskutieren.

Studierwirklichkeit(en)

Am Ende meines (virtuellen) Impulsvortrags im Workshop „Forschendes Lernen und E-Learning“ auf der Delfi 2016 (zu den Folien | zum aufgezeichneten Vortrag) habe ich einige Befunde meiner Vorlesung vorgestellt. Diese Befunde machen deutlich, dass in der Forschung um forschendes Lernen auch die unterschiedlichen Studierwirklichkeiten einbezogen werden sollten.

In meiner Vorlesung wurde dies mindestens an zwei Aspekten klar: So ist das Interesse 1) an einer Einführungsvorlesung zur Mediendidaktik in medien- und bildungswissenschaftlichen Fächern sehr unterschiedlich ausgeprägt; gleichwohl fordert 2) der professionelle Mediengebrauch Studierende mehr heraus als das forschungsorientierte Setting an sich.

Dazu kommen spezifische Studienherausforderungen in Köln bzw. NRW: Speziell die Abschaffung der Präsenzpflicht wird hier als ein Grund diskutiert, warum die Verpflichtung der Studierenden ggü. Vorlesungen sehr gering ausgeprägt sei (siehe weiterführend beim Wissenschaftsministerium NRW). Diesen Aspekt habe ich (noch) nicht untersucht, kann mir aber vorstellen, dass die Rahmenbedingungen des eigenen Studiums und der Universität stark beeinflussen, wie sich Studierende in forschungsorientierten Lehr-Lernszenarien wohlfühlen. Dies merke ich nicht zuletzt im eigenen Vergleich zwischen den Universitäten und Hochschulen, an denen ich selbst tätig war. Vor allem gilt es, forschendes Lernen konsequent zu Ende zu denken.

Subjektives Erleben mag auch in anderen Lehr-Lernszenarien von Bedeutung sein, aber: Gerade offene, mediengestützte Lehr-Lernsettings profitieren in erheblichen Maße davon, wie selbstbestimmt sich Lernende (hier: Studierende) darin bewegen. Zusammen mit der Hochschuldidaktik und meiner Tutorin haben wir daher auch in der genannten Vorlesung versucht, das subjektive (Kompetenz-)Erleben der Studierenden und ihre soziale Eingebundenheit im Sinne Deci und Ryans zu steigern. Für eine Vorlesung konnten wir ebenfalls erhebliche Freiräume zur Bearbeitung von forschungsorientierten Aufgaben schaffen; angesichts der obigen Befunde haben diese aber offenbar nicht ausgereicht. Oder anders gesagt: Eine forschungsorientierte Vorlesung passt(e) zumindest nicht vollständig in die Studierwirklichkeit(en).

Seither mache ich mich auf Ursachensuche, wie die Studierwirklichkeit(en) und spezifischen Herausforderungen im Kontext Massenstudium/Köln aussehen. Persönliches Interesse und Selbstbestimmtheit beim Lernen sind hier einzelne, auffällige Faktoren. Gedanklich hänge ich aber mehr an den „unerwarteten“ Herausforderungen, denn:

  • Wie kann es sein, dass Studierende weniger Schwierigkeiten mit der Forschungsorientierung als mit der professionellen Nutzung digitaler Medien haben?
  • Welche Support-/Unterstützungsangebote in der Präsenzvorlesung wären nötig, um diese Hürden zu überwinden?
  • Welche (weiteren) Support-/Unterstützungsangebote soll es in der Präsenzvorlesung nicht geben, da mir eine gewisse technisch-funktionale Medienkompetenz-Entwicklung innerhalb von Vorlesungen (auch) wichtig ist?

Mir fällt zudem auf, dass die Studierenden – zumindest teilweise – Schwierigkeiten damit haben, ihre eigenen Ressourcen, insbesondere ihre zeitlichen Ressourcen, zu handhaben. Dieser Befund geht größtenteils einher mit der ZEITLast-Studie, wird aber noch erschwert um den Punkt der Kollaboration in der Vorlesung: Während Tandems in der Vorlesung initiiert wurden, um Forschungsfragen zu entwickeln und zu begutachten, werden diese vor allem als lästig (wg. etwaiger Abstimmungsprozesse) empfunden. Positive Effekte für die Aufgabenbearbeitung/hinsichtlich des forschenden Lernens können zumindest direkt nach Vorlesungsende nicht festgestellt werden (siehe dazu auch Hofhues, Pensel & Rottlaender, in Druck*).

Sehr unterschiedlich fallen überdies die Werte zur Selbstwirksamkeit der Studierenden aus: Manche können das Forschen voll und ganz für sich nutzen, andere wiederum gar nicht; das Spektrum dahingehender Meinungen und Befunde ist auffällig breit. Ein Zusammenhang mit den unterschiedlichen Erfahrungsgraden im Studium sowie mit dem Vorwissen/weiteren (auch medienbezogenen) Erfahrungen ist wahrscheinlich.

Wie weiter? Gerne hätte ich mehr über die Studierwirklichkeit(en) der Teilnehmenden in der Vorlesung erfahren, hätten sie mir doch dabei geholfen, einige Antworten auf die derzeit offenen Fragen (siehe Folien S. 18) zu erhalten. Leider hatten im Sommersemester aber nur sehr wenige Studierende Interesse an einem oder Zeit für einen Partizipationsworkshop zur Weiterentwicklung der Vorlesung. Auch hier könnte ich wieder auf Ursachensuche gehen …

Ziel ist es nun, im kommenden Wintersemester die Schlüsse, die ich als Lehrende bzw. wir als Team aus der Begleitforschung gezogen haben, mit den Studierenden zu teilen. Dazu gehört auch, dass ich die seither getroffenen didaktischen Entscheidungen transparent mache (z.B. hinsichtlich eines Inverted-Classroom-Modells). Durch die gemeinsame Reflexion hoffe ich dann, dass Studierende ihre individuellen Wege durch die Vorlesung finden und vor allem wieder „mehr Bock auf Mediendidaktik“ haben als zuletzt.

 

* Hofhues, S., Pensel, S. & Rottlaender, E.-M. (in Druck). Mit vielen Studierenden auf Forschungsreise gehen: Einblicke in ein forschungsorientiertes Vorlesungsformat. In B. Berendt, A. Fleischmann, J. Wildt, N. Schaper & B. Szczyrba (Hrsg.), Neues Handbuch Hochschullehre. Hamburg: Raabe. (Weitere Daten noch nicht bekannt.)

CfP: E-Learning zwischen Vision und Alltag | GMW’13

In schöner Regelmäßigkeit erscheinen zu Jahresbeginn einige Calls for Papers für den jeweils folgenden Herbst, und einmal mehr findet sich unter den Aufrufen zur Beitragseinreichung auch der Call zur GMW’13. Auf der GMW’13 soll thematisiert werden, was jeden Medien- und Bildungswissenschaftler wie -praktiker in der Hochschule täglich berührt: nämlich das Kreieren von lehr-lernbezogenen Visionen, die im Jetzt mitunter weit weg erscheinen, und die Auseinandersetzung mit Notwendigkeiten des Lehr-Lernalltags, die oft zwischen Bürokratie und Struktur auf der einen Seite und sozialem Lernen auf der anderen Seite liegen. Zugleich können auf der Jahrestagung mediale Phänomene aufgegriffen werden, von denen man heute (noch) nicht weiß, welche Bedeutung sie in Wissenschaft und Forschung einnehmen werden (zum vollständigen Call for Papers). Entsprechend können die vorgeschlagenen Themen nur Beispiele sein, die in (Denk-)Richtungen für Einreichungen zeigen, aber auch die Heterogenität möglicher Beiträge andeuten und von den (künftigen) Gutachter/inn/en Offenheit erfordern. Umso wichtiger finde ich den Hinweis im Call, dass neben Erfolgsgeschichten auch Perspektiven des Scheiterns eröffnet werden – ein Hinweis, der aus wissenschaftlicher Sicht obsolet erscheint, sich in der Praxis unzähliger Projektbeschreibungen „im besten Licht“ aber doch als nützlich erweist. Noch gespannter bin ich auf solche Einreichungen, die neben einem breiten inhaltlichen Spektrum auch (rein) theoretische und/oder empirische Beiträge darstellen und sich hinsichtlich der Aufbereitung bzw. späteren Darbietung etwas trauen. Denn eine Tagung zu „E-Learning zwischen Vision und Alltag“ an der Goethe Universität Frankfurt lädt zu letzterem aus meiner Sicht geradezu ein.

Update (15.04.2013). Die Einreichungsfrist wurde bis zum 23.04.2013 verlängert, siehe gmw2013.de.

#digimed_haw

Seit meinem Wechsel an die HAW Hamburg bin ich auch (nicht nur) für die Qualifizierung und Professionalisierung von Lehrenden zuständig, die nun ein erstes didaktisches Format gefunden hat: So wird fortan das Spektrum der hochschuldidaktischen Angebote erweitert um einen Workshop zu „digitalen Medien in Studium und Lehre“ (#digimed_haw). Aus der Ferne mag dieser Schritt logisch und gewöhnlich klingen, für die HAW stellt er jedoch eine echte und vor allem nennenswerte Erweiterung dar: hinsichtlich der Ergänzung einer technisch geprägten Sichtweise auf den Medieneinsatz um pädagogische Überlegungen sowie hinsichtlich einer Erweiterung des bisherigen hochschuldidaktischen Angebots in Richtung E-Learning/Blended Learning. Aus der Praxissicht ergibt sich dabei weiterhin die Notwendigkeit, über „die Medien“ zu sprechen und Perspektiven für ihren Einsatz in Studium und Lehre zu entwickeln. Die Hoffnungen in Richtung eines umfassenden Medieneinsatzes dürfen jedoch nicht zu hoch gehängt werden: Lösungen müssen in der Regel pragmatisch, klein und bei allen zeitlichen Engpässen noch machbar sein. Ich bin daher sehr gespannt, wie sich der Workshop bis Ende September entwickelt und ob es uns gelingt, die „hinter“ den Hoffnungen eines vermehrten Medieneinsatzes liegenden pädagogischen Probleme zu identifizieren und bei ihnen – nicht bei „den Medien“ – anzusetzen. Mal schauen, wie mir das Vorhaben gelingt.

Gastvortrag: Medieneinsatz beim forschenden Lernen

Eher ungewollt habe ich heute einen virtuellen Gastvortrag im E-­Teaching-­Workshop „Lehre mal anders! Forschendes Lernen – mediengestützt“ der AG E­‐Learning der Universität Potsdam gehalten: Ungewollt nicht in inhaltlicher Sicht, da ich das Thema seit längerem verfolge; ungewollt vielmehr aus gesundheitlichen Gründen, sodass ich einem geplanten Präsenzvortrag in Potsdam kurzfristig nicht nachkommen konnte. Stattdessen habe ich gerne die Möglichkeit genutzt, den Beitrag via Adobe Connect einzubringen, was auch zum Thema passt: Immerhin drehte sich der Vortrag um Chancen und Grenzen des Medieneinsatzes beim forschenden Lernen – und dazu kann ein virtuelles Klassenzimmer (VC) bis auf Weiteres gehören, selbst wenn es als technologische Innovation kaum noch thematisiert wird. Umso spannender ist es, wenn digitale Medien – wie heute geschehen – zum Transportmedium und Inhaltsziel der Veranstaltung avancieren und damit Erwartungen der TeilnehmerInnen zunächst nicht erfüllt werden: hinsichtlich der erhofften Präsenz einer Referentin und der medienvermittelten Kommunikation, mit der sich alle arrangieren mussten. Mit und ohne Bezug zur Kompensation durch den VC konnte ich daher hoffentlich (!) den einen oder anderen Gedankengang bei den TeilnehmerInnen anstoßen. Für alle anderen möchte ich zu guter letzt noch meine Folien zur Verfügung stellen.


Meine Meinung zu E-Learning

Es ist nun schon ein paar Tage her, dass ich meine Meinung zu E-Learning für das Portal e-teaching.org aufgezeichnet habe, zumindest ist das Wetter in Hamburg inzwischen deutlich schöner und die Sonne strahlt (meistens ;-)). Inhaltlich ist der Beitrag aber weiterhin aktuell, jedenfalls aus meiner Sicht als Mitarbeiterin im Qualitätspakt Lehre. Ich wünsche daher viel Freude beim Ansehen des Videos und freue mich auf unterstützende oder auch kritische Kommentare zum Thema. Wer weder Zeit noch Lust für bzw. auf das Video hat, kann meine Überlegungen ebenfalls bei Slideshare nachlesen. Es gilt allerdings das gesprochene Wort.

Erschienen: Top100 Tools for Learning 2010

In letzter Zeit erhalte ich sehr viele Anfragen aus total unterschiedlichen Bereichen, welche E-Learning-Tools man denn verwenden sollte/könnte/dürfte. Fragen dieser Art sind natürlich grundsätzlich schwierig und die Beantwortung hängt vom Kontext ab, in dem die Werkzeuge eingesetzt werden sollen. Für einen ersten Überblick verschicke ich regelmäßig einen Link zu den Top100 Tools for Learning, die von Jane Hart und Team seit einigen Jahren gesammelt werden. Es gibt sicher viele Tools, die in den Aufführungen gar nicht gelistet werden, aber doch zeigt sich anhand dieser Liste immer wieder gut, welche Werkzeuge sich überhaupt im Einsatz befinden, welche davon aktuell sind und welche den ersten Hype offensichtlich überschritten haben. Insofern lohnt sich Jahr für Jahr der erneute Blick in die Präsentation – so auch in die Fassung 2010, bei der Dropbox (wen wundert’s) einen rasanten Aufstieg zu verzeichnen hat.

Beobachtungen zwischen Tagungsdidaktik, Werkzeugkästen und Ökonomisierungstendenzen: die GMW’10

Über eine Tagung zu berichten, in die man selbst (im Vergleich zu den Vorjahren) stark involviert war, ist immer schwierig. Vermutlich ist das vor allem deshalb so, weil man irgendwie befangen ist und auch Zeit braucht, um die vielfältigen Erfahrungen sacken zu lassen. Vor allem braucht man aber auch eine Mütze Schlaf, weshalb inzwischen schon einige Rückblicke auf die GMW’10 online sind (Gabi, Kerstin, Mandy, Ralph und Thomas waren bspw. schneller), denen ich an vielen Stellen beipflichten kann. Ich will deshalb auf einen chronologischen Rückblick verzichten, den man eh viel besser anhand des Programms und an den gedruckten (und digital zugänglichen) Beiträgen festmachen kann als über die bloße Nacherzählung der von mir besuchten Sessions. Ein paar Fotos für den besseren visuellen Eindruck gibt es auch. Vielmehr will ich drei Beobachtungen herausgreifen, die mich die ganze Tagung über beschäftigt haben und die ich für mich zum Weiterdenken mitnehme:

1. Tagungsdidaktik statt Eventmanagement

Es ist vielleicht eine gewagte These, die Organisation von Konferenzen in die Nähe der Didaktik zu rücken. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass die Gestaltung von Veranstaltungen abseits von typischen Aspekten wie Zeit, Ort und Social Community Events inzwischen eine Rolle dabei spielt, ob man die Tagung nun besucht oder nicht und ob man sie als bereichernd empfindet oder enttäuscht nach Hause fährt. Auch beobachte ich schon eine ganze Weile, dass die Frage des richtigen Formats nach wie vor ungeklärt ist und höchst selten aus der Perspektive des Besuchers als Lernenden gestellt wird. Aus meiner Sicht steht nämlich auch hier die Lernerzentriertheit hinter all den Forderungen, Konferenzen „bunter“ zu organisieren, sodass man mal Input bekommt und mal aktiv mitdenken kann. Insofern ist schon verwunderlich, dass gerade Lehr-Lernexperten erst langsam auf die Idee kommen, ihre eigenen Veranstaltungen nicht mehr ausschließlich nach den Maßgaben des Eventmanagements zu organisieren, sondern so zu gestalten, wie sie (idealerweise) ihre mediengestützte Lehre organisieren würden, nämlich unterschieden nach Zielen und Zielgruppen auf den Ebenen von Prozess, Struktur und Technik mit dem Lernenden im Zentrum (siehe weiterführend Baumgartner & Bergner, 2003). Aus der Zeit meiner Bachelor- und Masterarbeit kenne ich die Literaturlage zu Tagungen und Kongressen sehr gut und weiß daher auch, dass dieser an sich triviale Schluss der Tagungsdidaktik bisher kaum präsent ist. Vielmehr wird über betriebswirtschaftlich günstige Faktoren berichtet, um eine Veranstaltung zum Erfolg zu machen (wobei der Erfolgsbegriff im Sinne der Betriebswirtschaft, streng genommen, sowohl positive wie auch negative Ausprägungen beinhalten kann). Natürlich spielen diese harten Faktoren auch weiterhin eine Rolle und ich will nicht wegdiskutieren, wie bisweilen dominierend Fragen der Finanzierung auf Veranstaltungen sind. Ich glaube allerdings, dass inzwischen die Zeit reif wäre, über ergänzende, weiche Faktoren nachzudenken, die dazu führen, dass Tagungen auch (oder wieder?) zu Lernräumen werden. Dies würde nämlich dazu führen, dass eben eine spezifische Tagungsdidaktik zum Zug kommt, die mit Sicherheit nicht ohne Vor- und Nachbereitung der Veranstaltung bzw. ohne Medien auskommt. Ein neues und stärker forschungsorientiertes Arbeitsfeld für die GMW?

2. Werkzeugkästen abseits von Hypes

Sprichwörtlich wird Stille gern auch als Ruhe vor dem Sturm bezeichnet. Ich habe allerdings nicht den Eindruck, dass dies wortwörtlich im Toolbereich gelten könnte – im Gegenteil: Während Twitter bei der letzten GMW-Tagung (besser gesagt: bei der E-Learning 2009) noch Stein des Anstoßes war, spielte das Medium dieses Jahr allenfalls noch in der unterhaltsamen und durchaus gehaltvollen Twitter-Lecture von Joachim und Koni eine Rolle. Wenn man überlegt, dass zwischen hitzigen Diskussionen und gelassenem Dasein lediglich ein Jahr liegt und es auf der parallel stattfindenden DeLFi zu ähnlichen Beobachtungen kommt, muss man sich schon auf die Suche nach Gründen machen. Einer dieser Gründe kann sein, dass sich eine gewisse Gewöhnung eingestellt hat und viele Twitter-Nutzer (Lesende wie Schreibende) inzwischen wissen, wie sie mit dem Tool umgehen sollen und letztlich auch, wozu es ihnen nützt. Ein weiterer Grund kann sein, dass man sich auf Veranstaltungen wie der GMW in Entschleunigung und Fokussierung übt (ganz im Sinne von Slow Media) und sich stärker den Inhalten der Tagung bzw. den teilhabenden Personen widmet. Vielleicht fehlt es inzwischen auch an Zugpferden, die eine ganze Gemeinschaft dazu bringen, meinungsbildende Tweets „unter die Leute“ zu bringen. Auch kann und muss man wieder den Hypecycle anbringen, wonach Twitter den Gipfel der (überzogenen) Erwartungen überschritten hat. Ohne die genauen Gründe für die auffällige Abstinenz zu kennen, muss man jedenfalls für die #gmw10 konstatieren, dass wenig getwittert wurde und auch die Gespräche höchst selten auf das Tool kamen. Fast hatte ich sogar das Gefühl, dass ich in meinem Vortrag zur Öffentlichkeit im Lehr-Lernprozess eine der wenigen war, die überhaupt Twitter als (eine) Möglichkeit zur Öffnung von Lehre thematisiert hat.


(Da die Präsentation bei Slideshare leider nicht einwandfrei dargestellt wird, gibt es für alle Interessierten die Präsentation auf der imb-Website auch als .pdf – Achtung, groß!)

Vielleicht sind es auch genau diese Metaebenen, über die man sich künftig mehr Gedanken machen muss, wenn es um den Einsatz von Tools für Forschen und Lernen geht. Jedenfalls habe ich von bloßen Produktvorstellungen, die auf die Einbettung in einen größeren (Handlungs-)Rahmen verzichten, ehrlich gesagt, die Nase voll.

3. (Zeit-)Ökonomisierung auf allen Ebenen

Auch dieses Thema mag für ein Fazit zur GMW-Tagung ungewöhnlich klingen – und vielleicht liegt es auch an der Brille, die ich bedingt durch unseren Verein immer wieder aufsetze. Aber ich werde den Eindruck nicht los, dass es auch auf wissenschaftlichen Veranstaltungen in hohem Maße zu einer Ökonomisierung kommt: im Vorfeld der Tagung beim Verfassen von Reviews, die zeit- und interessensbedingt mal kürzer und mal länger ausfallen, und neben einem kleineren, selbst formulierten Text dem Kreuzchen-Schema auf einer Skala von 0 bis 100 unterworfen sind und insofern nicht nur Zufriedenheit bei den Begutachteten hervorrufen, wie zu hören war. Auf der Tagung selbst geht es um die Sessions, die man besuchen will und doch nicht kann, weil andere spannende Vorträge parallel verlaufen oder man die neuen Formate austesten will. Auch hier hat der geneigte Besucher die Qual der Wahl, da schließlich auch die Kaffeeslots geplant werden wollen. Nach der Tagung geht es dann darum, möglichst rasch das Tagungsband digital zu erhalten und zu verbreiten, aus Neugier oder angetrieben vom Willen zur Erkenntnis. All diese Aspekte haben damit zu tun, dass Tagungsbesucher in hohem Maße ökonomisch agieren und dies (aus unterschiedlichen Gründen) letztlich auch müssen. Eine konkrete Lösung für das Problem habe ich nicht – aber ich wollte ja auch Beobachtungen herausstellen und keine Patentrezepte bieten. Zumindest im Hinblick auf das Review-Thema könnte ich mir vorstellen, dass sich demnächst einige Problemlöser zusammentun (die GMW nennt diese nun SIGs). Und auch für die anderen Themen formieren sich bestimmt die einen oder anderen Interessierten. Es bleibt also spannend 🙂

Nachtrag (21.09.2010): Inzwischen ist auch das Video zur Twitter-Lecture online verfügbar. Danke!! 🙂

Nachtrag (23.09.2010): Auch das Interview zum Projekt educamp meets GMW mit Thomas und mir gibt es nun bei e-teaching.org.

CfP: E-Learning in Praxisphasen des Studiums

Inzwischen ist es schon eine Weile her, dass ich mein letztes Praktikum absolviert habe. Trotzdem kann ich mich noch gut daran erinnern, wie das jeweils war – meist aufregend zu Beginn, interessant in der Mitte und mitunter traurig am Ende. Immerhin findet man sich über einen klar umrissenen Zeitraum nach und nach in einer neuen Organisation ein und muss meist dann gehen, wenn es am Schönsten ist. Auch merkt man erst nach und nach, was man schon weiß oder auch, was man noch lernen muss, und fängt an, seine eigenen Entwicklungen zu reflektieren – mit Familie und Freunden, aber auch mit Kommilitonen oder weiteren Peers, die sich in ähnlichen Phasen befinden oder diese bereits deutlich hinter sich gelassen haben. Immerhin sind solche Praxisphasen auch Findungsphasen und mitunter ein Korrektiv, um echte Interessen von unrealistischen Wünschen als StudentIn unterscheiden zu lernen. Von der Universität als „Gegenpart“ erhält man in dieser Zeit wenig Unterstützung. Als Instanz für Theorie bleibt sie in den Praxisphasen in der Regel unbesucht; aber auch Organisationen interessiert meist wenig der fachliche Hintergrund, aus dem PraktikantInnen kommen – zumindest nicht so explizit, dass hierüber gesprochen würde (als Einstellungsgrund natürlich schon). Die Praxis steht im Vordergrund. So bleiben die gemachten Erfahrungen und die Art und Weise, wie alte und neue Erfahrungen miteinander verwoben werden, in der Regel abhängig von der Person und ihrer individuellen Bereitschaft zur Reflexion. Insofern finde ich den aktuellen Call for Papers der Zeitschrift für E-Learning höchst spannend, der „Projektberichte, konzeptionelle Vorschläge und empirische Erkenntnisse“ (ebd., S. 2) dazu sucht, wie E-Learning in den Praxisphasen des Studiums unterstützend wirken kann. Mir fallen jedenfalls spontan einige sehr gute Möglichkeiten der Verknüpfung ein und vermutlich geht es Euch nicht anders. Da ich gerade dabei bin, Prioritäten zu setzen (ich sage nur: Diss), müsstet Ihr nun die Beiträge übernehmen… ich freue mich schon darauf 🙂