Locker bleiben!

Sicher ein Jahr ist es jetzt her, dass im Münchner Doktorandenkolloquium der Verlauf der Promotion thematisiert wurde. Das Thema kam in den letzten Jahren implizit oder explizit immer wieder auf den Tisch, denn wer kennt es nicht: Die Promotion hat unterschiedliche Phasen, die sich auch idealtypisch trennen lassen, beispielsweise in Themenfindung, Recherche, unterschiedliche Formen und Möglichkeiten der empirischen Auseinandersetzung, Auswertung und Interpretation, Schreiben etc. Zusätzlich zu den Phasen, die in Teilen zu erwarten sind, kommen solche Phasen, die man im Vorfeld nicht genau planen kann, deren Dynamiken man aber unter dem Stichwort „Ungewissheit“ und Umgang damit für sich selbst erwarten muss. So gibt es wohl in jeder Promotion Momente oder Zeiträume, in die viel Energie fließt und es fast von selbst läuft, und Phasen, die anstrengend und aufwändig sind und die ohne das Fernziel, irgendwann insbesondere mit der Dissertation fertig zu werden, kaum zu überstehen wären. Entsprechend unterschiedlich fällt daher das persönliche Bild einer Promotion aus und auch Pläne, wie man die Promotion angehen möchte, unterscheiden sich bisweilen beträchtlich. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zeigten sich dann auch in den individuellen Promotionsverläufen, die wir damals im Doktorandenkreis skizziert und uns gegenseitig vorgestellt haben. Im Unterschied zu den meisten anderen Teilnehmern fiel die Skizze meiner Promotionszeit vor allem rückblickend aus: Die Abgabe der Doktorarbeit fest im Blick konnte ich Höhen und Tiefen am lebendigen Beispiel beschreiben und aufzeigen. Einen durchaus ernstzunehmenden Spaß habe ich mir daher auch mit dem Selbstvertrag erlaubt, den wir am Ende der Sitzung ausgefüllt und abgegeben haben. In meinem Vertrag stand nicht viel, sondern nur ein lapidar formulierter Aufruf an mich selbst: Locker bleiben! Ich hätte diesen Selbstvertrag beinahe wieder vergessen, da der Moment des Ausfüllens schon eine Weile zurückliegt. Gestern kam er mir aber wieder in den Sinn, als er mir mit einigem zeitlichen Abstand in München ausgehändigt wurde (danke @Frank). Mit einem Schmunzeln im Gesicht las ich dann die Zeilen, die mir bewusst machten, dass inzwischen wirklich alles vorbei ist; gleichzeitig wurde mir nochmals klar, warum ich diesen Satz so formuliert hatte: In der allerletzten Phase fokussierte sich alles auf die Abgabe der Arbeit – gleichzeitig werden Fragen des „Wie geht es weiter?“ immer offensiver gestellt und auch wichtiger für einen selbst. Zwischen Abgabestress und Entscheidungsfindung hinsichtlich einer beruflichen Zukunft macht der Ausspruch „Locker bleiben!“ daher auch rückblickend einen Sinn. Und er hat erst mal nichts mit fachlich-inhaltlicher Auseinandersetzung, sondern vor allem mit dem emotional-motivationalen Aushalten einer anspruchsvollen Abschlussphase zu tun.

Mehrwert statt mehr Aufwand: Neuerungen im Doktorandenkolloquium

Mit dem Wechsel nach München hat Gabi einige Neuerungen im Doktorandenkolloquium eingeführt. Dazu gehört, dass wir fortan eine Woche vor der Präsentation unseres Arbeitsstandes ein Papier zum Status quo zunächst an Gabi verschicken und dies später bei Mahara allen Doktoranden zur Verfügung stellen. Das Papier soll alle Beteiligten auf die Präsentationen vorbereiten und auf das vergangene Semester zurückblicken. Wenn mehrere Arbeiten parallel laufen, ist es nämlich mitunter gar nicht so einfach, den Überblick über Inhalte und aktuelle Fragestellungen/Probleme der anderen Doktoranden zu behalten. Neben dem Rückblick soll das Papier aufgreifen, wo wir gerade stehen und wo wir die Hilfe der am Doktorandenkolloquium Beteiligten (Gabi, Alex, restliche Doktoranden, ggf. Gäste) brauchen. Während diese Ausführungen eher vorbereitenden Charakter haben, zielt die Reflexion im Anschluss der Präsentation darauf ab, die aus dem Kolloquium gewonnenen Erkenntnisse zu verschriftlichen und konkrete Folgerungen im Nachgang an den Präsenztermin auf etwa einer Seite zu formulieren.

Mit ein paar Tagen Abstand muss ich wirklich sagen, dass sich die Neuerungen gegenüber den letzten Jahren des Kolloquiums gelohnt haben: Natürlich hat man sich auch sonst Gedanken darüber gemacht, welche Inhalte man präsentiert und welche Schlüsse man aus den Anregungen der Anderen zieht. Dieses Mal hatte ich aber den Eindruck, dass alle Beteiligten sehr gut auf den jeweiligen Arbeitsstand vorbereitet waren und wir uns auf diese Weise schnell mit den Herausforderungen der einzelnen Arbeiten beschäftigen konnten. Teils haben wir uns sogar schon vor dem eigentlichen Kolloquium über die offenen Fragen ausgetauscht, sodass gleich mehrfach Feedback in die Arbeit einfließen konnte. Beides hat mich extrem positiv überrascht!

Ich war nun eine der ersten, die die Neuerungen umzusetzen hatte, und ich habe mich entschieden, bei der Formulierung des Arbeitsstandes, bei der Präsentation und entsprechend auch bei der Reflexion die Gliederung meiner Dissertation in den Vordergrund zu stellen: Obwohl der Fall schon eine Weile klar ist (business@school), der Titel der Arbeit im Prinzip steht (Lernen durch Kooperation) und auch die wesentlichen theoretischen Blöcke bereits vor längerer Zeit eingegrenzt wurden (Kompetenzentwicklung, Schulentwicklung, Personalentwicklung), gibt es doch bis zum Schluss einige Fragen zum Aufbau der Arbeit, zur Zuordnung von spezifischen Teilbereichen/-themen und zur Argumentationskette zu klären. Zur Gliederung habe ich daher jeweils kurz ausgeführt, was sich hinter den einzelnen Überschriften theoretisch wie empirisch verbirgt, jeweils offene Punkte genannt und wir haben dann gemeinsam nach passablen Lösungen gesucht (und im Normalfall auch welche gefunden :-)). Genauso gut kam es vor, dass die anderen Doktoranden etc. Verbesserungsvorschläge anhand meines Vorab-Papiers hatten, die ich meist gern aufgenommen und, falls nicht, nochmals die wichtigsten Gründe, die dagegen sprachen, genannt habe (was einen darin schult, den Ansatz seiner Arbeit zu „verteidigen“). Auch wurde mir nochmals klar, dass man sich beim Schreiben stets das Ziel der Arbeit bewusst machen muss. Auf diese Weise fällt es einem weitaus leichter, relevante Inhalte von nicht so relevanten Themen zu unterscheiden und sie entsprechend in der Arbeit zu berücksichtigen (oder eben nicht).

Die wichtigsten Learnings aus dem Kolloquium vom Freitag, die ich schließlich auch in der Reflexion festgehalten habe, lassen sich daher vor allem in den relevanten Inhalten und in der Schärfung des roten Fadens festmachen. Allerdings habe ich auch festgehalten, dass ich mir ab sofort mehr Zeit für das Schreiben freischaufeln muss. Insofern kann gut sein, dass ich in den nächsten Wochen und Monaten nicht so regelmäßig im Blog von mir hören lasse. Ich hoffe, Ihr könnt das nachvollziehen und bleibt mir trotzdem treu 😉

Weihnachtsshopping: ab jetzt nur noch im Netz

Wer kennt es nicht: Kurz vor Weihnachten rennt alle Welt panisch in die Stadt, um Geschenke für die Lieben zu besorgen. In diesem Jahr hatte ich mir natürlich vorgenommen, die Sache mit den kleinen Aufmerksamkeiten ganz früh anzugehen, um genau diesem Volk nicht zu begegnen. In Teilen hat das auch ganz gut geklappt; nur gestern musste ich kurz in die Stadt, um ein paar Dinge vor Ort anzusehen. Im Nachhinein muss ich sagen: Was für eine blöde Idee! Die Münchner Innenstadt war trotz schlechten Wetters so unglaublich voll, dass

  • man sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln wahnsinnig quetschen musste (weshalb meine Lust am Shoppen schon vor Beginn rapide bergab ging);
  • man sich trotz Regens durch die Menge boxen musste (und ich mir kurz überlegt habe, ob ich nicht lieber so laut schreien sollte, dass alle Menschen freiwillig weggehen);
  • man in Klamottenläden Zeug auf dem Gang anziehen musste (was bei einem Oberteil völlig okay ist, aber spätestens mit einer Hose zum akuten Problem wird);
  • man in dritter Reihe vor den Digitalkameras warten musste (was ärgerlich ist, wenn man sich das Super-Sonder-Angebot nur kurz und vor allem aus der Nähe angucken will).

Ziemlich genervt habe ich mich dann aus der Stadt verabschiedet und mir geschworen, meine Geschenke nur noch im Internet einzukaufen. Spart Zeit und schont die Nerven.