Rund um(s) Studieren

In diesen Tagen erscheinen insgesamt drei Artikel, die sich mit unterschiedlichen Fragen des Studierens befassen, beispielsweise mit Fragestellungen rund um Universität und Hochschule und der Gewordenheit von Hochschullehre, aber auch mit Studierenden selbst. So schaue ich mit diesen Beiträgen auf bestehende empirische Ergebnisse und schließe daran theoretische Überlegungen an, die mich auch in meinem Forschungssemester unter dem Titel „Normativitäten des Studierens“ weiter beschäftigen werden. Dazu an anderer Stelle mehr.

Der erste Beitrag, der dieser Tage erscheint, stellt Kernergebnisse meines Parallelvortrags im Kontext des zurückliegenden DGfE-Kongresses 2022 zusammen und befasst sich mit den Ordnungen des Felds Digitalisierung und Hochschulbildung. Der Artikel nimmt den Ausgang bei empirischen Ergebnissen insbesondere des You(r) Study-Projektes und lotet ausgehend davon aus, wie sich das Feld Digitalisierung und Hochschulbildung darstellt. Auch daher komme ich in diesem Beitrag nicht umhin, mit Rekurs auf die Arbeiten Ulrich Becks auf machtförmige Konstellationen zwischen (Erziehungs-)Wissenschaft und (Bildungs-)Politik zu verweisen. 

Hofhues, S. (2023a). Digitalisierung und Hochschulbildung. Ordnungen eines Felds unter Pandemie-Bedingungen. In A. Heinemann, Y. Karakaşoğlu, T. Linnemann, N. Rose & T. Sturm (Hrsg.), Ent|grenz|ungen. Beiträge zum 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (S. 111-124). Leverkusen: Barbara Budrich.

Ein zweiter Beitrag knüpft an den Möglichkeiten an, die durch Digitalisierung für eine hybride Lehre gegeben sind, Universitäten und Hochschulen aber vor allem eins zeigt: ihre chronische Unterfinanzierung. Käme es Studierenden nämlich aus ihrer Sicht auf ihr Studium entgegen, Lehrangebote in Form von Tracks zu organisieren, scheinen genau hier Grenzen organisierter Hochschulbildung auf. Inwieweit damit Fragestellungen rund um den aktuellen Diskurs zwischen Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik berührt werden, ist meiner Einschätzung nach auch im Kontext des ‚Doings‘ noch näher zu diskutieren und kann im Band „Wissenschaftsdidaktik III“ (herausgegeben von Gabi Reinmann und Rüdiger Rhein) näher nachgelesen werden.

Hofhues, S. (2023b). Studieren in der Gegenwart: Kulminationspunkte von Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik im Vollzug. In G. Reinmann & R. Rhein (Hrsg.), Wissenschaftsdidaktik III. Perspektiven (S. 33-51). Bielefeld: transcript.

Mein dritter Beitrag reflektiert die Möglichkeit einer erziehungswissenschaftlichen Digitalisierungsforschung und erscheint pünktlich zur nahenden Jahrestagung des Hagener Forschungsschwerpunkts ‚Digitale Kultur‘ (herausgegeben von Thomas Bedorf und Peter Risthaus). Mit der methodologischen Setzung im Beitragstitel verhandele ich somit insbesondere den Aspekt der Erträge einer Digital Science oder Data Science für eine (kritische) Erziehungswissenschaft. Um Digitalität zu verstehen, so meine im Beitrag verfolgte These, müsste es – im Anschluss an Arbeiten zur erziehungswissenschaftlichen Medienforschung – eine erziehungswissenschaftliche Digitalisierungsforschung geben. Anhand unterschiedlicher empirischer Beispiele zeige ich konkrete Anknüpfungspunkte zu weiterer Erforschung auf.

Hofhues, S. (2023c/im Erscheinen). Zugänge des Verstehens: Konturen erziehungswissenschaftlicher Digitalisierungsforschung. In Th. Bedorf & P. Risthaus (Hrsg.), Digitale Hermeneutik. Reihe „Digitale Kulturen“. Hagen: h.u.p. (weitere Daten noch nicht bekannt.)

Überraschend Weihnachten

Ging es Ihnen und Euch auch so, dass Weihnachten wieder überraschend vor der Tür stand? Hier überschlugen sich vor Jahresende die Ereignisse: Nach der Fakultätsevaluation, die alle Mitglieder der Humanwissenschaftlichen Fakultät bis Ende November eingenommen hat, standen einige Projekttreffen und Vorträge auf dem Programm. U.a. war ich bei der Jahrestagung der Didaktischen Leitungen NRW, um über Kooperationen im Bildungssektor zu sprechen (Folien). Die Einladung zu dieser Tagung hat mich aus zwei Gründen besonders gefreut: Erstens bot sie mir die Gelegenheit, meine inzwischen in die Jahre gekommene Dissertation mit einigem Abstand ‚auszubuddeln‘. Zweitens finde ich es sehr anregend, mit Vertreterinnen und Vertretern aus der (Schul-)Praxis über die Frage von Kooperation ausgehend von ihrem Alltag zu diskutieren. Mit Blick auf eine Abbildung zum Akteursgefüge in den OERlabs sind wir dann intensiv ins Gespräch gekommen darüber, von welchen Bedingungen Kooperation(en) in der Schule abhängig ist (sind). Diskutiert wurde ebenfalls darüber, ob und wie bedeutsam es ist, dass Kooperationspartner unterschiedlich groß oder klein sind. Das war deshalb eine interessante Diskussion, da unter Akteursperspektive die tatsächliche Größe eines Akteurs (eher) nachrangig ist. Gleichwohl spielt die (subjektiv) wahrgenommene Größe eine erhebliche Rolle für die Gestaltung des Alltags, nicht nur von Akteursbeziehungen in der Schule. Anregend ist in diesem Zusammenhang das recht neue Buch „Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit“ von Hubert Knoblauch, der u.a. in Anlehnung an Berger und Luckmann nach der Bedeutung und Rolle von Kommunikation im sozialen Gefüge fragt und sog. Objektivationen (Dingen, Artefakten, …) zunehmende Wichtigkeit in der Kommunikationsgesellschaft zuschreibt. Allein durch diese Position und den Rahmen, der sich aktuell in unterschiedlichen Publikationen spiegelt, ist das Buch eine Lektüre wert. Apropos ‚Wert‘: Kurz vor den Feiertagen ist auch der Tagungsband zur dghd-Tagung 2017 in Köln (Programm), die sich Wertefragen widmete, erschienen. Darin findet sich u.a. ein Text zum studentischen Publizieren, den wir in einer größeren Autor*innengruppe verfasst haben. Voraus ging ein Workshop-artiges Format auf der dghd-Tagung, in dem danach gefragt wurde, ob studentisches Publizieren ein Wert an sich sei (vgl. Tagungsmotto). Ich habe ja nun schon ein paar Mal dazu beigetragen, dass sich studentische Journale gründen konnten bzw. habe jahrelang selbst eins begleitet. Viele Jahre später finde ich die Idee immer noch sinnvoll und gut, sehe aber kaum Bewegung in dieser Sache, im Gegenteil: Mein Eindruck ist sogar, dass gerade der Mut zur Erprobung alternativer Formate im Studium zurückgeht. Viele Gründe für diese Tendenz kenne ich sehr genau, über andere kann ich nur mutmaßen. Bleibt also mindestens ein ‚to do‘, dem ich im neuen Jahr nachgehen kann (und werde). In diesem Sinne: Schöne freie (Weihnachts-)Tage und bis 2019!