Rückblick: „Medienbildung entlang der Bildungskette“

Inzwischen ist es einige Tage her, dass die Telekom Stiftung zur Veranstaltung „Medienbildung entlang der Bildungskette“ an die Universität Paderborn geladen hatte. Die Veranstaltung gründet auf dem gleichnamigen Projekt, das sich der Idee verschrieben hat, Medien und (formale) Bildung stärker miteinander zu verzahnen, als dies bislang insbesondere in der Schule der Fall ist. Inhaltlich wird das Projekt von einer medienpädagogischen Expert/inn/engruppe gefördert und begleitet, zusätzlich anberaumte Expert/inn/entagungen erlauben die Integration weiterer Perspektiven, Positionen und Meinungen aus Wissenschaft und schulischer Bildungspraxis.

Während einige Arbeitsgruppen auf diesen Tagungen klassische Felder der Medienbildung in den Blick nahmen, standen Fragen des Übergangs in anderen AGs zur Diskussion – also jene Fragen, die „entlang der Bildungskette“ künftig bedeutsamer werden und aktuell wenig erforscht sind. So war es naheliegend, dass auch der Übergang zwischen Schule und Beruf thematisiert wurde, vor Ort u.a. in drei Impulsreferaten, von denen eines, nämlich das Referat von Stefan Welling, auch online zur Verfügung steht. In der Diskussion zeigte sich allerdings, dass Medienbildung in der Schule nach wie vor an der technischen Infrastruktur krankt und ambitionierte medien- und wirtschaftspädagogische Konzepte kaum (und wenn überhaupt, nur in der Einzelschule) greifen können, wenn es schon im Basisbereich der Ausstattung mangelt. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber im Jahr 2013 doch ernüchternd, wenn man Medienbildung wissenschaftlich als integrierte Perspektive unterschiedlicher Institutionen, Fächer und Zielgruppen denkt und eben nicht als bloße Ausstattung mit Geräten oder den funktionalen Umgang mit digitalen Werkzeugen.

Was folgt aus der Veranstaltung? Erstens muss man bis auf Weiteres für die Praxis konstatieren, dass es viel zu tun gibt: angefangen bei der Infrastruktur über vielfältige medienpädagogische Angebote bis hin zu einem integrierten Gesamtkonzept von Medienbildung, das auch fächerübergreifende oder gar interdisziplinäre Perspektiven möglich macht. Speziell stärken könnte man zweitens die Verbindung zwischen Medienbildung und ökonomischer Bildung, wie Mandy Rohs und ich bereits in unserem merz-Artikel (siehe Abstract) beschrieben haben und wie sich in der oben skizzierten AG ebenso aus praktischer Perspektive untermauern ließ. Auch muss man drittens über den Charakter der anzustrebenden Fördermaßnahmen reden, die meines Erachtens drei Aspekte abdecken sollten: a) informationstechnische Grundbildung (im Sinne einer Auseinandersetzung mit dem Computer), b) funktionale Mediendidaktik (im Sinne einer Auseinandersetzung mit medialen Werkzeugen) sowie c) Medienbildung (im Sinne von Projekten zur umfassenden Medienkompetenzentwicklung). Ebenfalls hoffe ich darauf, dass die Ergebnisse des Projekts sowie der unterschiedlichen Expert/inn/entagungen bald öffentlich zugänglich werden, um in Politik und Wissenschaft zu diffundieren und letztlich Schule (weiter) zu entwickeln.

Vortrag: Hochschule, Didaktik, Medien. Zusammendenken, was zusammen gehört.

Auf der internationalen Kanzlertagung an der Universität Luxemburg hatte ich heute die Gelegenheit, einen Vortrag mit dem Thema „Hochschule, Didaktik, Medien. Zusammendenken, was zusammen gehört“ zu halten (zum Programm). Über die Einladung habe ich mich sehr gefreut, da die Betrachtung didaktischer Fragen in der Gruppe von Hochschulkanzlern sicherlich eigen, aber interessant und ökonomisch wie pädagogisch aufschlussreich ist. Das Referat bot mir zudem die Möglichkeit, einige Kolleg/inn/en wiederzusehen (nicht zuletzt von der HAW Hamburg). Der Vortrag selbst greift Überlegungen zum Wesen der Universität/Hochschule auf, fragt nach Perspektiven der Hochschuldidaktik und nutzt eine integrierende Sichtweise bezogen auf Medien in der Hochschule.


Im Nachgang an die Tagung sollen die Kernpunkte des Vortrags auf Kanzlernet.de veröffentlicht werden, die ich dann bei Zeiten auch gerne verlinke bzw. zur Verfügung stelle.

Update (16.05.2013). Inzwischen wurde auch die Pressemitteilung zur Veranstaltung veröffentlicht.

Lost im Wiki

In jedem didaktisch geprägten Buch findet sich ein kurzer Abschnitt zu Prüfungsformen, die bei alternativen didaktischen Szenarien anzupassen sind. Diese Feststellung wird jede/r unterschreiben, denn klassische Prüfungen wie Klausur und Hausarbeit entsprechen kaum dem, was man als Lern- und Kompetenzziele bspw. mit offenen Lernumgebungen verbindet und wie man diese didaktisch aufbaut bzw. strukturiert. Dennoch sind es gerade die Prüfungsformen, die als Lehrende immer wieder Bauchschmerzen bereiten: Man muss sich mit der Prüfungsordnung auseinandersetzen, wie ich überhaupt prüfen darf, man muss kreativ werden, um über den Tellerrand bekannter Möglichkeiten zu schauen, und man muss selbst auch ein wenig neugierig sein, zu welchen Prüfungsleistungen Studierende im Stande sind, wenn man sich von bewährten Formaten konsequenterweise löst. Nun deutet die Überschrift dieses Beitrags bereits an, dass dieses Lösen vom Gewohnten keineswegs einfach ist, schon gar nicht aus Lehrendensicht: Wie bewertet man bspw. digitale Prüfungsleistungen, die keine lineare Struktur aufweisen, wie findet man sich selbst darin zurecht? Erst kürzlich stand ich selbst wieder vor der Herausforderung, ein Wiki zu bewerten, das durch die hypertextuelle Struktur überzeugen sollte (so mein eigens gestellter Arbeitsauftrag). Was dann in der Phase der Bewertung folgte, war eher ein Gefühl von „Lost“ als die totale Begeisterung über die vernetzte Darstellungsform. Und das ist schon einigermaßen erstaunlich, wenn man seit Jahren veränderte Prüfungsformen anbietet und diese auch korrigiert und bewertet. Was lerne ich daraus? Wer sich alternative didaktische Szenarien ausdenkt und auch Prüfungsformen dahingehend anpasst, muss nicht nur mit fragenden Studierenden und ihrem Gefühl von Unsicherheit umgehen, sondern zuvorderst sich selbst daran erinnern, warum eine veränderte Prüfungsform (mit oder ohne digitale Medien) zu diesen Szenarien gehört, und zwar zwingend!