Im Gespräch: #OERlabs

Die OERlabs nehmen nach und nach ihre Arbeit auf. U.a. sind Bence und ich derzeit in einem Video zu Lehrer*innenbildung, offenen Bildungsressourcen und Labor-Verständnis auf dem YouTube-Kanal des ZfL der Universität zu Köln zu sehen.

Wer lieber liest statt (fern-)sieht, kann Details zum Projekt auch in der aktuellen Synergie-Zeitschrift der Universität Hamburg (Download PDF) sowie auf unserem OERlabs-Blog nachlesen. Alle Mitarbeitenden in den OERlabs posten hier fleißig Informationen rund um unser Praxis- und Entwicklungsprojekt. Ein Podcast zur Dokumentation offener Bildungspraktiken wird folgen.

Mit You(r) Study in Berlin #digiZeit17

Vor gut drei Monaten ist unser You(r) Study-Projekt in der Förderlinie „Forschung zur digitalen Hochschulbildung“ des BMBF an den Start gegangen. Mit dem Projekt verfolgen wir, d.h. Sandra Aßmann, Taiga Brahm, Mandy Schiefner-Rohs, alle wissenschaftlichen Mitarbeitenden und ich, das Ziel, das Medienhandeln von Studierenden zu erforschen. Wir gehen dabei von der Prämisse eigensinnigen Medienhandelns von Studierenden aus und wollen untersuchen, wie und vor allem warum sich Medienhandeln von Studierenden (nicht) ergibt. Um das Medien- und nicht zuletzt Studierendenhandeln zu rekonstruieren, nutzen wir unterschiedliche Verfahren und Instrumente empirischer Sozialforschung. Wenn man so will, zeichnet das Projekt ein Oszillieren zwischen Methoden und Methodologien aus, wie es u.a. Schlömerkemper von pädagogischer Forschung mit ihrem spezifischen Erkenntnisinteresse einfordert.

Das vergleichsweise aufwendige und in Teilen offen gehaltene Design ist es sicherlich auch, das vor Ort in Berlin bei der Fachtagung des BMBF zu „Hochschulen im digitalen Zeitalter“ die meisten Fragen erzeugt hat. So wurden die Projektkoordinatorin Antonia Weber und ich als Projektleitung nicht nur während der Postersession oft gefragt, wie wir uns die qualitativen Arbeiten im You(r) Study Lab vorstellen und mit welchen Zielgrößen wir hier arbeiten. Wir kamen in vielen Gesprächen an den Punkt, wo Grundannahmen über Hochschul-, Medien- und Bildungsforschung deutlich wurden, die das eigene Erkenntnisinteresse zu leiten scheinen – nicht umgekehrt.

Angesichts des vorliegenden Wissens über Medien(-einsatz) in der Hochschule/Lehre ist das nicht ganz überraschend: Insbesondere die vielen existierenden Konzepte zum Einsatz von Medien in der Lehre führen zu einem gesteigerten Interesse daran, die Wirksamkeit einzelner Szenarien in (eher) testenden bzw. vergleichenden Verfahren zu untersuchen. Die Annahmen in Bezug auf Medien und ihren Nutzen in der Lehre sind dabei klar: Es wird erstens davon ausgegangen, dass Lernen mit digitalen Medien – im Vergleich zum Lernen ohne digitale Medien – einen Unterschied macht. Implizit wird zweitens davon ausgegangen, dass Medien Lernerfolge per se sicherstellen würden. An diesen Grundannahmen zeigt sich meines Erachtens sehr deutlich, an welchem Scheideweg sich Mediendidaktik aktuell befindet: So kann man den über Jahre gezeichneten Weg der Disziplin weiter verfolgen – man bleibt der Forschung in der Disziplin damit sozusagen treu. Gleichzeitig muss die Frage zugelassen werden, inwieweit die genannten Grundannahmen aktueller Medienkultur überhaupt entsprechen und ob sie nicht aus einer Zeit stammen, in der noch in digital und analog unterschieden werden konnte.

Ich verstehe die unterschiedlichen geförderten Projekte daher auch als Ausdruck einer Suchbewegung, in welche Richtung sich Hochschul-, Medien- und Bildungsforschung entwickeln könnte. Insbesondere hoffe ich auf Antworten zu methodologischen Fragen, denn: Wie sich in unserem Projekt-Workshop II unter Beteiligung der Projekte OpenTeach, FLIPPS, ActiveLeaRn, LearnMap und QuaSiD richtigerweise herausgestellt hat, haben nicht wenige Akteur*innen ein Interesse daran, die bestehenden Erkenntnisse zu Medien an der Hochschule zusammenzuführen und aufzuspüren, wie sich Inhalte und Methoden integrieren lassen bzw. welchen Stellenwert Forschungsparadigmen bezogen auf das jeweilige Erkenntnisinteresse haben. Fast schon eine logische Konsequenz ist, die (offene) Frage nach der Gestaltungs- bzw. Entwicklungsorientierung auf’s Tableau zu führen, sollen Befunde nicht nur zur empirischen Forschung, sondern auch zur konkreten Hochschulentwicklung beitragen. Als anregend erwies sich beispielsweise die Frage danach, was an der Hochschule eigentlich ein Befund sein kann und soll.

Apropos Befund: Ich nehme aus Berlin mit, dass viele Projekte nach wie vor Studierende lieber beforschen als mit ihnen zu forschen. Auch hierin zeigen sich Grundannahmen bezogen auf Medien, Didaktik und Lernen – über den primär methodisch orientierten Paradigmenstreit hinaus.

Aus der Geschichte lernen #jfmh17

Das Junge Forum Medien und Hochschulentwicklung 2017 an der Universität Hamburg liegt schon wieder ein paar Tage zurück. Doch die Eindrücke wirken nach, nicht zuletzt weil die Podiumsdiskussion zur Geschichte und zum Verbleib des Jungen Forums viele Gespräche dazu angeregt hat, warum wir das JFMH im Jahr 2012 als Kooperation des MA-Studiengangs „Higher Education“ der Universität Hamburg sowie der wissenschaftlichen Fachgesellschaften dghd und GMW initiiert haben. Entsprechend hieß das JFMH zunächst auch JFHM: Junges Forum Hochschul- und Mediendidaktik. Erst im zweiten Jahr der Durchführung kamen die beiden weiteren Fachgesellschaften, die Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft und die Fachgruppe E-Learning der Gesellschaft für Informatik, hinzu und der Name wurde für die zweite Tagung an der Universität Potsdam angepasst.

Im Jahr 2012 war für uns von zentraler Bedeutung, einen physischen Ort für Austausch für Mitarbeitende von Universitäten und Hochschulen zu schaffen, die sich wissenschaftlich und praktisch mit Fragen von Hochschul- und Mediendidaktik beschäftigten. Die erste Veranstaltung fiel dabei genau in die Anfangszeit des Qualitätspakts Lehre, in dessen Zuge viele neue Stellen im „Third Space“ geschaffen wurden (zur Diskussion siehe bspw. die frühere Ausgabe der ZfHE). Gerechnet haben wir mit dem sehr großen Zuspruch damals nicht:

Eigentlich dachten wir an ein Summer School-ähnliches Format, das für jegliche Fragen des Nachwuchs zwischen Wissenschaft und Praxis in der Hochschul- und Mediendidaktik zur Verfügung steht. Dass sich dann im Jahr 2012 ca. 120 Personen zur Tagung angemeldet haben und aus der Idee ad hoc ein lebendiges Tagungsformat wurde, war zwar sehr schön, aber nicht Teil eines lange ausgeklügelten Plans (siehe meinen damaligen Blogbeitrag). Der große Zuspruch von damals führt aber sicherlich bis heute dazu, dass das Junge Forum Medien und Hochschulentwicklung zu einem Ort geworden ist, an dem der Nachwuchs im genannten Themenfeld diskutiert und Erwartungen in Richtungen einer Tagung mit entsprechenden Inhalten und Formaten bestehen.

Die eingeschliffenen Routinen in Richtung einer Tagung sind es aber auch, die mich seit einiger Zeit zum Nachdenken anregen:

  • Einerseits halte ich es für sehr wichtig, dass die jeweiligen Ausrichtenden zusammen mit den Nachwuchsverantwortlichen der Fachgesellschaften ein Format kreieren, das gemeinsam entstanden ist und hinter dem alle stehen. So wurde auch in diesem Jahr wieder eine sehr schöne Tagung kreiiert, dessen Teil ich sehr gerne war (Danke an Anna und Franziska für die Ausrichtung!).
  • Andererseits nehme ich wahr, dass das JFMH als Tagung mitunter als „gegeben“ hingenommen wird. Dies ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass es sich in einem Verstetigungsprozess befindet. Vor allem nehme ich an, dass die breite Akzeptanz der Teilnehmenden ein permanentes Hinterfragen der Veranstaltung geradezu verhindert. Trotzdem halte ich es für wichtig, sich dieser Diskussion zu stellen, um das JFMH (wieder) als Veranstaltung für den Nachwuchs zwischen Wissenschaft und Praxis zu konzipieren.

Damit einher geht, sich zu überlegen, wie die Relation von Wissenschaft und (hochschulischer) Praxis eigentlich beschaffen ist und welche Erfahrungen Teilnehmende des JFMH in die Veranstaltung einbringen können. So schätze ich seit dem ersten Zusammentreffen in Hamburg, wie Teilnehmende des Jungen Forums miteinander umgehen und wie wertschätzend Diskussionen ausfallen können, sollten sie teils auch kritisch geführt werden. Ich versuche daher abschließend drei Anforderungen zu formulieren, die meines Erachtens zur Weiterentwicklung des JMFH und zur Überwindung von Routinen beitragen könnten. Über eine kritische Diskussion würde ich mich freuen.

Wie könnte sich das JFMH weiterentwickeln?

Anforderung 1 wäre für mich, Teilnehmende künftig wieder mehr als „Ressource“ in die Veranstaltungskonzeption einzubinden. Handlungsleitend könnte dafür das Motto sein: Jede/r bringt wertvolle Erfahrungen zwischen Wissenschaft und Praxis ein und wird dazu angeregt, diese auf dem JFMH zu teilen. Dies schließt meines Erachtens nicht aus, berufs- und forschungserfahrene Personen gezielt zum Erfahrungsaustausch einzuladen.

Anforderung 2 ergibt sich aus der Entwicklung in Richtung einer Tagung: So galt bisher das Motto, wer Interesse hat, darf selbstverständlich an der Veranstaltung teilnehmen (unabhängig vom Alter oder anderen Kriterien, wie sie im Zusammenhang mit dem „Jungen Forum“ definiert werden könnten). Ich halte es dennoch für wichtig, nach den Erfahrungen der letzten sechs Tagungen eine Schärfung vorzunehmen. So wird das JFMH meiner Meinung nach nicht nur für Fragen des inhaltlichen Austauschs benötigt, sondern insbesondere als Ort für solche Fragen, die üblicherweise an der Heimathochschule oder im Arbeitszusammenhang nicht gestellt werden. Es sollte beispielsweise erlaubt sein, über eigenes Nicht-Wissen zu sprechen und auf dem JFMH Tipps zu erhalten, wie man mit diesem Nicht-Wissen umgehen kann – idealerweise schließen sich Workshops zum Thema an. Auch halte ich für bedeutsam, Themen wie Methodenstreit, Forschen und Arbeiten im interdisziplinären Zusammenhang sowie Werdegangsoptionen in einer sonst nicht vorgefundenen Konsequenz zu bedienen.

Anforderung 3 resultiert aus dem vorher Skizzierten: Meiner Meinung nach liegt die Stärke des JFMH im „Dazwischen“, indem vorwiegend Phänomene adressiert werden und nach Beiträgen dazu aus unterschiedlichen Disziplinen sowie an den Schnittstellen von Wissenschaft und Praxis gefragt wird. Thematische Setzungen der Tagungen verleihen hier nur vordergründig Orientierung, will man eigentlich an den Rändern und Grenzen von Disziplinen über Fragen von Medien und Hochschulentwicklung diskutieren.