Bildungsforschung zum Thema "Reflexives Lernen"

Seit heute ist die neue Ausgabe der Bildungsforschung online. Dieses Mal dreht sich alles um das Thema „Reflexives Lernen“. Ich finde das sehr spannend, denn – das sieht man schon bei den eingereichten Beiträgen – der Kern der Fragestellung ist in höchstem Maße interdisziplinär und relevant. Oder anders ausgedrückt: Reflexion geht uns alle etwas an. So heißt es auch im Editorial, das unter anderem von Gabi und Wolf geschrieben wurde: „Reflexives Lernen als Grundlage Lebenslangen Lernens ist nicht nur aus pädagogischer Sicht interessant, sondern auch aus historischer, philosophischer, psychologischer und praktischer Perspektive. Aus der Sicht der Bildungsforschung sind vor allem auch empirische Ergebnisse zum Lebenslangen Lernen von großem Interesse.“ Zum Glück sind bald Weihnachtsferien, sodass ich sicher zum Lesen der Beiträge kommen werde. Der Augsburger „Dunstkreis“ ist übrigens in der aktuellen Ausgabe äußerst gut vertreten.

Warum zitieren, wenn's auch so geht?

Woran merkt man, dass man schon eine ganze Weile im Unigeschäft ist? Ich finde, man merkt es spätestens daran, wenn man die Studierenden im Feedback darauf hinweist, in ihren Arbeiten sorgfältig zu zitieren. Ich habe in den letzten Tagen viele Seminararbeiten etc. korrigiert und eins fällt mir dabei immer mehr auf: Gerne werden Aussagen als bekannt oder als eigene Meinung dargestellt; je mehr reflexive Anteile in einer Seminararbeit gefordert sind, desto weniger werden theoretische Bezugsrahmen hergestellt. Ich finde das überaus schade, denn ich weise in meinen Aufgabenstellungen beständig darauf hin, dass theoretische Bezüge und eine ordentliche Form gewünscht sind. Nun frage ich mich, woran das liegt: Liegt es an meiner Aufgabenstellung? Ich hoffe nicht… Liegt es an mangelnder Erfahrung? Immerhin arbeite ich oft mit sehr jungen Studierenden zusammen… Liegt es an generell sinkender Zitierbereitschaft? Das wäre in der Tat sehr kritisch… Oder haben Studierende und Lehrende einfach einen anderen Anspruch? Denn vor wenigen Jahren (als Bachelorstudentin) war ich ähnlich zitierunfreudig und habe ziemlich viel herumgeschwafelt… Wahrscheinlich ist es ein bisschen von allem. Ich werde weiter an mir arbeiten. Vielleicht machen das die Studierenden ja auch – natürlich an sich selbst.

Studi-Blog meets Seminar – 11 Fragen zur Gestaltung von Seminarblogs

Schön öfter habe ich mitbekommen, dass Blogs als Werkzeug für die Lehre eingesetzt werden (im Wintersemester 2008/2009 verwendet Gabi z.B. einen Blog in der Einführungsvorlesung). Sie sollen helfen, Lernerfahrungen zu reflektieren, den Austausch zwischen Studierenden und Dozent fördern oder auch „drögen“ Lerninhalten etwas mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Bisweilen gelingt das gut, was sicher eng mit den Inhalten, aber auch mit den Studierenden und ihrer Einsatzbereitschaft (und natürlich auch der Motivation des Lehrenden) zusammen hängt. Manchmal geht gar nichts zusammen, ohne die genauen Gründe dafür zu kennen. Bei Mandy habe ich jetzt gelesen, dass Ralf Appelt den förderlichen Faktoren von Seminarblogs mit seiner Umfrage 11 Fragen zur Gestaltung von Seminarblogs auf den Grund gehen möchte. Eine hervorragende Idee! Besonders interessant wird sicher das Stimmungsbild zur ersten Frage „Sollte jeder Student ein eigenes Blog haben oder direkt in das Seminarblog schreiben?“ – aus meiner Sicht fast schon die Königsfrage, um Motivation und Einsatzbereitschaft der Beteiligten optimal zu fördern. Ich bin gespannt, wie meine Meinung (=Feeds von Einzelblogs speisen Gruppenblog) zu denen der anderen passt und natürlich auch auf die anderen Ergebnisse der Mini-Studie.

Zurück von der GMW

Mir fehlen immer noch die Worte. Wir konnten tatsächlich unseren „Titel“ (Best Paper Award) auf der GMW08 verteidigen. Letztes Jahr kam das alles wahnsinnig überraschend, nur ein kurzer Hinweis an das Team: Bleibt mal lieber in der Nähe… Dieses Jahr hat uns schon die Nominierung umgehauen – immerhin rechnet man nicht damit, dass zwei Jahre in Folge ähnliche Autoren für einen Artikel ausgezeichnet werden könnten (auch wenn sich die Inhalte durchaus unterscheiden). Umso erfreulicher war es dann, dass Gabi, Vicky und ich mit „w.e.b.Square – ein Modell zwischen Studium und freier Bildungsressource“ erneut überzeugen konnten. Gern würde ich unseren Beitrag einfach online stellen, aber ich fürchte, das wird schwierig – immerhin wurde er in einem Tagungsband zu Open Educational Resources abgedruckt (ein Widerspruch in sich?). Daher verweise ich an dieser Stelle „nur“ auf unsere Folien zum Vortrag (etwas andere Fassung), die – so hoffe ich – einen kleinen Vorgeschmack zur Aufzeichnung oder auf den Artikel liefern. Die GMW-Tagung selbst hat mir auch in diesem Jahr wieder sehr gut gefallen – schade nur, dass ich als Vortragende so wenig vom eigentlichen Programm mitbekommen habe.

Weit oben auf der Agenda: die Lernstandserhebungen

Wenn ich mir die Blogstatistik von heute anschaue, könnte man meinen, die Lernstandserhebungen sind bei Schülern gerade ganz weit oben auf der Agenda. Immerhin stoßen viele Suchende unter Verwendung folgender Stichworte auf meinen Blog:

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Sorry, liebe Schüler, ich kann Euch leider kein Patentrezept für die Prüfung morgen liefern, drücke Euch aber fest die Daumen, dass alles gut ausgeht 🙂

Lernstand schulübergreifend erfassen? Lernstandserhebungen in NRW

Sonntagabend. Eintrag meiner Cousine im ICQ: „Lernen! Diese Woche Lernstandserhebungen“. Seitdem ich in Bayern lebe, habe ich den Eindruck, geht das Schulsystem in NRW etwas an mir vorbei. Lernstandserhebungen? Ich kann mir natürlich grob etwas darunter vorstellen, auf Nachfrage habe ich dann Genaueres erfahren: Bei einer Lernstandserhebung geht es darum, z.B. bei Achtklässlern den Stoff der 5. bis zur 8. Klasse zu prüfen. Geprüft werden die Fächer Mathe, Deutsch und Englisch. Lernen wie für eine Klausur kann man in dem Fall nicht. Soll man auch nicht, wenn nach dem Schulmisterium NRW geht. Schließlich sollen durch die Erhebung Stärken und Schwächen („Kompetenzniveaus“) einzelner Schüler/Schulen herausgelesen und die Ergebnisse für eine gezieltere Förderung eingesetzt werden. Aus Sicht von Lehrern, Schulen und Ministerium sicher eine super Sache – für Eltern vielleicht auch, weil sie bei Bedarf erfahren, was ihre Kinder im Vergleich mit anderen Schülern können. Für Schüler selbst ist das aber eine ganz schön schwierige Situation: Auf der einen Seite wollen sie gut abschneiden – für sich selbst, für ihre Eltern und für ihre Lehrer, die sie normalerweise unterrichten und bewerten. Auf der anderen Seite ist völlig klar, dass Schüler kaum in jedem Fach gleich gut sind/sein werden. Mich würde in dem Zusammenhang mal interessieren, inwieweit die Ergebnisse bei den Lernstandserhebungen dann tatsächlich auch für Schul- und Unterrichtsentwicklung genutzt werden. In der Auswertung der letzten Lernstandserhebung (2007) heißt es dazu nur optimistisch: „Eine solche schulübergreifende Einordnung der Ergebnisse hilft den Schulen, den Erfolg ihrer pädagogischen Arbeit besser einzuschätzen.“ (ebd., S. 1) Liebe Lehrer, wenn Ihr das lest: Welchen Nutzen haben die Lernstandserhebungen wirklich?

Deutschlandreise

Seit einigen Tagen bin ich wieder überall in Deutschland unterwegs, um an business@school teilnehmende Gymnasien zu besuchen. Ich reise wirklich gern dorthin, zumal man erst vor Ort einen „echten“ Eindruck vom Projekt gewinnen kann. Außerdem helfen die zahlreichen Gespräche mit Schülern, Lehrern und Schulleitern, den ohne Zweifel verengten „Computerblick“ auf die eigene Evaluation zu erweitern. Für mich kommt hinzu, dass ich keine ausgebildete Lehrkraft bin und insofern immer wieder überrascht bin von dem, wie Schule heute funktioniert. Obwohl mein Abitur noch nicht allzu lange zurückliegt, hat sich „die“ Schule doch sehr verändert. Der mehr und mehr zu findende, projektartig angelegte Unterricht ist nur ein Beispiel dafür. Inzwischen wird sehr viel mehr Wert auf Teamarbeit gelegt, als ich es rückblickend über meine Schulzeit sagen kann (auffällig übrigens, dass die eigene Schulzeit stets als Referenz herhalten muss ;-)). Außerdem öffnet sich Schule im Hinblick auf Themen, die vormals als negativ oder gar Schul-unwürdig angesehen wurden. Dazu gehört auch das Thema „Wirtschaft“, dessen Stellenwert an den von mir besuchten Schulen (v.a. allgemeinbildende Gymnasien!) unbestritten hoch ist. Selbst wenn nicht jeder Lehrer eine positive Haltung gegenüber Wirtschaft mitbringt, so wollen heutige Lehrkräfte immerhin kritisches Denkvermögen demgegenüber fördern – eine moderne Interpretation der humanistischen Bildungsidee, wie ich finde. Schließlich sind wir umgeben von der Wirtschaft und können nicht die Augen vor ihr verschließen. Ich bin schon gespannt, welche weiteren Eindrücke ich bis zum Ende meiner Schulbesuche mit „nach Hause“ nehmen werde, immerhin geht meine Deutschlandreise noch eine ganze Weile weiter…

Besser lernen ohne Hausaufgaben?

Einer aktuellen Studie der TU Dresden zufolge sollen Hausaufgaben nichts bringen. Besser gelernt werde sogar ganz ohne, heißt es passend dazu heute im Schul-Spiegel. Prof. Gängler erklärt dies in der dazugehörigen Pressemitteilung so: „Gute Schüler werden durch Hausaufgaben nicht unbedingt noch besser, und schlechte Schüler begreifen zuhause durch bloßes Wiederholen noch lange nicht, was sie schon am Vormittag nicht richtig verstanden haben.“ Der Erziehungswissenschaftler weiter: „Hausaufgaben [werden] heutzutage von Lehrern einfach „verschrieben“ […], in der Annahme, sie würden schon irgendeinen positiven Effekt auf die Schüler haben.“ Aufgrund seiner Umfragen unter Lehrern, Schülern und Eltern folgert er, dass Strategien zum Wissenserwerb direkt im Unterricht vermittelt und durch Übungs- und Förderangebote im Rahmen der Ganztagsschule begleitet werden sollten. Dann könnten Hausaufgaben bald der Vergangenheit angehören. Aus dem Stehgreif etwas unvorstellbar, aber angesichts (1) der Belastung von Schülern im G8 und (2) der genuinen Aufgabe von Schule (nämlich als Ort des gemeinsamen Lehrens und Lernens) nicht die schlechteste Idee.