Wissenschaftliche Redlichkeit, politische Strippenzieher und die Nachhaltigkeit einer Debatte

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, zur Plagiatsaffäre um unseren Verteidigungsminister zu Guttenberg nichts zu schreiben. Erstens haben das schon einige andere vor mir getan, zweitens müsste ich ansonsten zwingend darüber bloggen, welche Bedeutung (politische) Strippenzieher in solchen mediatisierten Kontexten haben. Denn natürlich fällt auf, dass diese Affäre zu einem Zeitpunkt zu tage kommt, an dem repräsentative Umfragen den weiteren (politischen) Aufstieg des Ministers andeuten. An dieser Stelle braucht man keine Kommunikationswissenschaftlerin zu sein, um zu erkennen, dass im Hintergrund massiv gegen eine Person gearbeitet wurde und bestimmte Informationen gezielt an die Öffentlichkeit gelangten, wo sie am ehesten dienlich erschienen. Insofern wird die Affäre um zu Guttenberg immer auch als Beispiel für (Negative) Campaigning in Erinnerung bleiben.

Unabhängig von der Diskussion über eine Person und die Bedeutung des Doktorgrads für die Ausübung eines politischen Amts scheint mir auch die öffentliche Debatte über Wissenschaft besonders. So wird aktuell nicht nur im direkten Hochschulumfeld über das Plagiieren diskutiert, wo sich jeder wissenschaftlich Tätige regelmäßig mit Wissenschaftlichkeit auseinandersetzt, sondern auch zuhause oder am Stammtisch darüber gesprochen. Allerhand Personen unterhalten sich seitdem über den „Fall“ zu Guttenberg, über die Bedeutung einer Promotion, über Vertrauen in die Wissenschaft und Wahrheit generell. An diesen Diskussionen kann man folglich nicht nur ein kommunikationswissenschaftliches „Paradebeispiel“ für Agenda Setting ausmachen, sondern zwischen den Zeilen finden sich genauso, wenn auch diffuse, Annahmen über Wissenschaft, die man aus meiner Sicht keineswegs außer Acht lassen sollte – im Gegenteil: Vielmehr deuten sie darauf hin, dass die breite Bevölkerung nur wenig über wissenschaftliche Redlichkeit und im Prinzip auch über Aufgabe(n) und Funktion(en) von Wissenschaft weiß. Da ich selbst eine Menge von öffentlicher Wissenschaft halte, stellt sich mir vor allem die Frage, ob die vielen Debatten nun als ein grundsätzliches Interesse an Wissenschaft bzw. an Ergebnissen aus der Wissenschaft gedeutet werden dürfen oder ob die Affäre stattdessen eine Auseinandersetzung mit einer Person des öffentlichen Lebens bleibt, die in kurzer Zeit und ohne nennenswerte Konsequenzen wieder geht (und zwar so schnell, wie sie kam).

Für wissenschaftlich tätige Menschen ist die gegenwärtige Situation jedenfalls aus zwei Perspektiven spannend: erstens aus der Perspektive als politisch interessierter Bürger und zweitens aus der Perspektive des berufstätigen Wissenschaftlers, dessen täglich Brot aus Ehrlichkeit und Vertrauen in seine wissenschaftliche Leistung(-sfähigkeit) besteht. Enden möchte ich daher mit einem Video, das zwei Studierende im Rahmen des w.e.b.Square-Seminars produziert und bei unserer Tagung präsentiert haben. Als ob sie es geahnt hätten, steht dies unter dem Motto „Copy & Paste – Harmloses Verbrechen?“.

Den zugehörigen Artikel bezeichnen sie übrigens mit „Copy & Paste – Trend gefährdet Wissenschaft“ und läuten dabei schon im Januar eine studentische Debatte über ihr eigenes wissenschaftliches Handeln ein, die durch die aktuelle Affäre um zu Guttenberg sicherlich nachhaltigen Lernerfolg erzielte.

Beobachtungen zwischen Tagungsdidaktik, Werkzeugkästen und Ökonomisierungstendenzen: die GMW’10

Über eine Tagung zu berichten, in die man selbst (im Vergleich zu den Vorjahren) stark involviert war, ist immer schwierig. Vermutlich ist das vor allem deshalb so, weil man irgendwie befangen ist und auch Zeit braucht, um die vielfältigen Erfahrungen sacken zu lassen. Vor allem braucht man aber auch eine Mütze Schlaf, weshalb inzwischen schon einige Rückblicke auf die GMW’10 online sind (Gabi, Kerstin, Mandy, Ralph und Thomas waren bspw. schneller), denen ich an vielen Stellen beipflichten kann. Ich will deshalb auf einen chronologischen Rückblick verzichten, den man eh viel besser anhand des Programms und an den gedruckten (und digital zugänglichen) Beiträgen festmachen kann als über die bloße Nacherzählung der von mir besuchten Sessions. Ein paar Fotos für den besseren visuellen Eindruck gibt es auch. Vielmehr will ich drei Beobachtungen herausgreifen, die mich die ganze Tagung über beschäftigt haben und die ich für mich zum Weiterdenken mitnehme:

1. Tagungsdidaktik statt Eventmanagement

Es ist vielleicht eine gewagte These, die Organisation von Konferenzen in die Nähe der Didaktik zu rücken. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass die Gestaltung von Veranstaltungen abseits von typischen Aspekten wie Zeit, Ort und Social Community Events inzwischen eine Rolle dabei spielt, ob man die Tagung nun besucht oder nicht und ob man sie als bereichernd empfindet oder enttäuscht nach Hause fährt. Auch beobachte ich schon eine ganze Weile, dass die Frage des richtigen Formats nach wie vor ungeklärt ist und höchst selten aus der Perspektive des Besuchers als Lernenden gestellt wird. Aus meiner Sicht steht nämlich auch hier die Lernerzentriertheit hinter all den Forderungen, Konferenzen „bunter“ zu organisieren, sodass man mal Input bekommt und mal aktiv mitdenken kann. Insofern ist schon verwunderlich, dass gerade Lehr-Lernexperten erst langsam auf die Idee kommen, ihre eigenen Veranstaltungen nicht mehr ausschließlich nach den Maßgaben des Eventmanagements zu organisieren, sondern so zu gestalten, wie sie (idealerweise) ihre mediengestützte Lehre organisieren würden, nämlich unterschieden nach Zielen und Zielgruppen auf den Ebenen von Prozess, Struktur und Technik mit dem Lernenden im Zentrum (siehe weiterführend Baumgartner & Bergner, 2003). Aus der Zeit meiner Bachelor- und Masterarbeit kenne ich die Literaturlage zu Tagungen und Kongressen sehr gut und weiß daher auch, dass dieser an sich triviale Schluss der Tagungsdidaktik bisher kaum präsent ist. Vielmehr wird über betriebswirtschaftlich günstige Faktoren berichtet, um eine Veranstaltung zum Erfolg zu machen (wobei der Erfolgsbegriff im Sinne der Betriebswirtschaft, streng genommen, sowohl positive wie auch negative Ausprägungen beinhalten kann). Natürlich spielen diese harten Faktoren auch weiterhin eine Rolle und ich will nicht wegdiskutieren, wie bisweilen dominierend Fragen der Finanzierung auf Veranstaltungen sind. Ich glaube allerdings, dass inzwischen die Zeit reif wäre, über ergänzende, weiche Faktoren nachzudenken, die dazu führen, dass Tagungen auch (oder wieder?) zu Lernräumen werden. Dies würde nämlich dazu führen, dass eben eine spezifische Tagungsdidaktik zum Zug kommt, die mit Sicherheit nicht ohne Vor- und Nachbereitung der Veranstaltung bzw. ohne Medien auskommt. Ein neues und stärker forschungsorientiertes Arbeitsfeld für die GMW?

2. Werkzeugkästen abseits von Hypes

Sprichwörtlich wird Stille gern auch als Ruhe vor dem Sturm bezeichnet. Ich habe allerdings nicht den Eindruck, dass dies wortwörtlich im Toolbereich gelten könnte – im Gegenteil: Während Twitter bei der letzten GMW-Tagung (besser gesagt: bei der E-Learning 2009) noch Stein des Anstoßes war, spielte das Medium dieses Jahr allenfalls noch in der unterhaltsamen und durchaus gehaltvollen Twitter-Lecture von Joachim und Koni eine Rolle. Wenn man überlegt, dass zwischen hitzigen Diskussionen und gelassenem Dasein lediglich ein Jahr liegt und es auf der parallel stattfindenden DeLFi zu ähnlichen Beobachtungen kommt, muss man sich schon auf die Suche nach Gründen machen. Einer dieser Gründe kann sein, dass sich eine gewisse Gewöhnung eingestellt hat und viele Twitter-Nutzer (Lesende wie Schreibende) inzwischen wissen, wie sie mit dem Tool umgehen sollen und letztlich auch, wozu es ihnen nützt. Ein weiterer Grund kann sein, dass man sich auf Veranstaltungen wie der GMW in Entschleunigung und Fokussierung übt (ganz im Sinne von Slow Media) und sich stärker den Inhalten der Tagung bzw. den teilhabenden Personen widmet. Vielleicht fehlt es inzwischen auch an Zugpferden, die eine ganze Gemeinschaft dazu bringen, meinungsbildende Tweets „unter die Leute“ zu bringen. Auch kann und muss man wieder den Hypecycle anbringen, wonach Twitter den Gipfel der (überzogenen) Erwartungen überschritten hat. Ohne die genauen Gründe für die auffällige Abstinenz zu kennen, muss man jedenfalls für die #gmw10 konstatieren, dass wenig getwittert wurde und auch die Gespräche höchst selten auf das Tool kamen. Fast hatte ich sogar das Gefühl, dass ich in meinem Vortrag zur Öffentlichkeit im Lehr-Lernprozess eine der wenigen war, die überhaupt Twitter als (eine) Möglichkeit zur Öffnung von Lehre thematisiert hat.


(Da die Präsentation bei Slideshare leider nicht einwandfrei dargestellt wird, gibt es für alle Interessierten die Präsentation auf der imb-Website auch als .pdf – Achtung, groß!)

Vielleicht sind es auch genau diese Metaebenen, über die man sich künftig mehr Gedanken machen muss, wenn es um den Einsatz von Tools für Forschen und Lernen geht. Jedenfalls habe ich von bloßen Produktvorstellungen, die auf die Einbettung in einen größeren (Handlungs-)Rahmen verzichten, ehrlich gesagt, die Nase voll.

3. (Zeit-)Ökonomisierung auf allen Ebenen

Auch dieses Thema mag für ein Fazit zur GMW-Tagung ungewöhnlich klingen – und vielleicht liegt es auch an der Brille, die ich bedingt durch unseren Verein immer wieder aufsetze. Aber ich werde den Eindruck nicht los, dass es auch auf wissenschaftlichen Veranstaltungen in hohem Maße zu einer Ökonomisierung kommt: im Vorfeld der Tagung beim Verfassen von Reviews, die zeit- und interessensbedingt mal kürzer und mal länger ausfallen, und neben einem kleineren, selbst formulierten Text dem Kreuzchen-Schema auf einer Skala von 0 bis 100 unterworfen sind und insofern nicht nur Zufriedenheit bei den Begutachteten hervorrufen, wie zu hören war. Auf der Tagung selbst geht es um die Sessions, die man besuchen will und doch nicht kann, weil andere spannende Vorträge parallel verlaufen oder man die neuen Formate austesten will. Auch hier hat der geneigte Besucher die Qual der Wahl, da schließlich auch die Kaffeeslots geplant werden wollen. Nach der Tagung geht es dann darum, möglichst rasch das Tagungsband digital zu erhalten und zu verbreiten, aus Neugier oder angetrieben vom Willen zur Erkenntnis. All diese Aspekte haben damit zu tun, dass Tagungsbesucher in hohem Maße ökonomisch agieren und dies (aus unterschiedlichen Gründen) letztlich auch müssen. Eine konkrete Lösung für das Problem habe ich nicht – aber ich wollte ja auch Beobachtungen herausstellen und keine Patentrezepte bieten. Zumindest im Hinblick auf das Review-Thema könnte ich mir vorstellen, dass sich demnächst einige Problemlöser zusammentun (die GMW nennt diese nun SIGs). Und auch für die anderen Themen formieren sich bestimmt die einen oder anderen Interessierten. Es bleibt also spannend 🙂

Nachtrag (21.09.2010): Inzwischen ist auch das Video zur Twitter-Lecture online verfügbar. Danke!! 🙂

Nachtrag (23.09.2010): Auch das Interview zum Projekt educamp meets GMW mit Thomas und mir gibt es nun bei e-teaching.org.

Akkreditierung – wir kommen!

Seit vielen Wochen, streng genommen sogar Monaten, habe ich ein Projekt auf dem Schreibtisch, das mit Akkreditierung überschrieben ist. Meine Aufgabe war es in erster Linie (zusammen mit weiteren Beteiligten aus dem imb) Informationen rund um den MuK-Studiengang zusammenzustellen und in eine für externe Gutachter lesbare Form zu bringen. Wenn man einen Studiengang sehr gut kennt, sollte man meinen, das Schreiben gehe leicht von der Hand. Tut es im Prinzip auch, wenn alle Informationen vorlägen und die Argumentationsketten für alle Personen klar wären. Die größte Herausforderung liegt daher meiner Meinung weniger darin, etwa die Selbstdokumentation über den MuK zu schreiben, sondern vielmehr im Suchen, Finden und Abstimmen von Informationen über einen Studiengang, die bisher eher implizit und in einzelnen Verantwortlichen vorliegen.

Über die letzten Monate waren wir daher mit einiger Koordinationsarbeit beschäftigt und hatten zudem die Aufgabe, uns mit einem anderen sozialwissenschaftlichen Studiengang abzustimmen. Denn Ziel der Fakultät ist es, zwei Bachelor- und Masterstudiengänge zeitgleich akkreditieren zu lassen. Das Vorgehen ist an sich gut, denn auf die Weise waren wir nie allein und konnten uns in vielen Detailfragen untereinander abstimmen. Das hat aus meiner Sicht erheblich dazu beigetragen, dass das Endprodukt nun eine runde Sache geworden ist und die Akkreditierungsunterlagen noch vor Weihnachten auf dem Tisch der betreuenden Akkreditierungsagentur liegen (bei der Gelegenheit: Danke an Eva und Tobi!).

Ganz grundsätzlich muss ich mich aber schon fragen, inwieweit eine derart aufwändige Akkreditierung überhaupt noch nötig ist. Zeiten, in denen Unternehmen Absolventen nicht akkreditierter Studiengänge nicht einstellen wollten, sind seit Initiativen wie Bachelor welcome vorbei. Und auch Stimmen der Universitäten selbst, sich des Verfahrens zu verweigern, werden immer lauter. So erinnere ich mich noch gut an die Aussagen des TU-Präsidenten Herrmann (im Rahmen einer Ö+B-Veranstaltung), der seine Studiengänge aus Prinzip nicht akkreditieren will und sich mit der Haltung deutlich gegen das ausgelobte Verfahren stellt.

Ich selbst habe vor Jahren als studentische Gutachterin an der Systemakkreditierung mehrerer kommunikationswissenschaftlicher Studiengänge an der Uni Mainz mitgewirkt – schon damals fand ich dieses alternative Verfahren eine sehr gute Idee, um dem teuren Akkreditierungsverfahren aus dem Weg zu gehen und stattdessen stärker auf die Bedürfnisse von verschiedenen internen und externen Zielgruppen eines Studiengangs einzugehen. Seitdem schiele ich mit einem Auge auf die aktuellen Verfahren und stelle meist fest, dass das teuerste Verfahren nach wie vor etabliert ist, obschon man nicht sagen kann, inwiefern dieses wirklich die Qualität von Studiengängen sichert (was ja an sich das Ziel ist).

Denn wenn man mal ehrlich ist: Werden Studiengänge für die Akkreditierung nach den Richtlinien fit gemacht, müssen sie (mehr oder weniger) in ein bestehendes Raster gepresst werden. Und dieses Raster trägt nicht gerade dazu bei, dass Studierende ihren Interessen im Studiengang nachgehen können. Aufgrund der Umstrukturierungen im MuK hieß es daher neulich in der Augsburger Allgemeinen, der Augsburger Medienstudiengang sei (im Vergleich zu vorher) unstudierbar geworden. So weit würde ich nicht gehen – viele Veränderungen (gerade mit Blick auf die Methodenausbildung und die Schwerpunktbildung im Master) sind sehr sinnvoll und auch die curriculare Einbettung des Begleitstudiums im Modul Problemlösen trifft meinen Geschmack. Trotzdem kann ich den Unmut der Studierenden insofern verstehen, als dass man ihnen bisherige Freiräume in der Ausgestaltung ihres Studiums nimmt und die zeitlichen Spielräume aufgrund der bestehenden Akkreditierungsvorgaben weiter verknappt.

Man wird jetzt ein paar Jahre beobachten müssen, wie sich der MuK nach der neuen und akkreditierungskonformen Prüfungsordnung entwickelt und trotz Gutachterlabel willens sein, notfalls nochmals Veränderungen inhaltlicher Natur vorzunehmen. Bis es aber so weit ist, heißt es erst einmal Akkreditierung – wir kommen!

Bring Augsburg in die Welt

… bring die Welt nach Augsburg.

So lautet das Motto des neuen Augsburger Medienpreises, der heute im Cinemaxx Augsburg einem interessierten Kreis aus Journalisten präsentiert wurde und ab morgen offiziell an den Start geht.

Ziel des Preises ist es, jeden Medienschaffenden, aber auch jeden Augsburger Bürger aufzufordern, Ideen zu entwickeln, die den Standort „Region Augsburg“ mit Hilfe der Nutzung medialer Instrumente direkt oder indirekt fördern.

Noch kann man wenig zum Preis sagen; das wirklich Spannende an derartigen Wettbewerben sind schließlich die Einreichungen selbst und die heißen Entscheidungsphasen bzw. die dazugehörigen Jurysitzungen. Bis zum 1. Juni 2010 ist aber noch eine Weile hin und ich kann an sich nur jeden ermutigen, sich am Wettbewerb zu beteiligen. Dabei können sich sowohl diejenigen bewerben, die „nur“ eine tolle Idee haben, als auch diejenigen, die bereits mit einem konkreten Produkt auf die Metropolregion Augsburg aufmerksam machen.

Ich selbst muss mich leider mit einer Bewerbung zurückhalten – als Teil des Orgateams bin ich von einer Einreichung ausgeschlossen. Stattdessen erhalte ich seit ein paar Wochen interessante Einblicke in die Konzeption, Organisation und Durchführung eines solchen Preises. Auch kein schlechter Deal 😉

Jugend, Information und (Multi-)Media: JIM-Studie 2009 online verfügbar

Seit ein paar Tagen ist sie draußen, die neue JIM-Studie (MPFS, 2009), und endlich habe ich etwas Zeit gefunden, die wichtigsten Ergebnisse zusammenzufassen. Vorweg: Einmal mehr überraschen die Daten nicht (siehe Ergebnisse aus dem letzten Jahr). Die Medienausstattung unter Jugendlichen ist sehr gut; Handy, Computer und Internet gehören zu ihrem Alltag; immer mehr haben auch Digitalkameras, tragbare Spielekonsolen und Flachbildfernseher. Bildungsspezifische Unterschiede gibt es in Bezug auf die Zugänglichkeit von Zeitungen/Zeitschriften. Unverändert legen Jugendliche großen Wert auf nicht-mediale Freizeitaktivitäten. Besonders gefragt sind Freundschaften pflegen, Sport und Nichtstun. Familienunternehmungen nehmen allgemein ab.

Bei den Themen, die Jugendliche interessieren, liegt Aktuelles vorn – eine Tatsache, die sich auch bei den Erwachsenen in der ARD-/ZDF-Online-Studie wiederspiegelt. Gefolgt werden die News von Informationen zu persönlichen Problemen und dem Thema Musik. An vierter Stelle folgt Ausbildung/Beruf, was ich im Hinblick auf unsere eigenen Aktivitäten mit dem KaffeePod sehr spannend finde. Allerdings muss man einschränkend sehen, dass das Interesse an Berufsorientierung bei Gymnasiasten nicht so stark ausgeprägt ist. „Mit zunehmendem Alter zeigt sich ein deutlich gesteigertes Interesse beim aktuellen Zeitgeschehen, persönlichen Problemen, Informationen zu Ausbildung und Beruf, politischen Themen und lokalen Konzerten. Ein abnehmendes Informationsbedürfnis kann man bei Sport, Computer- und Konsolenspielen und Stars feststellen.“ (ebd., S. 12)

Bevorzugte Informationsquelle ist das Internet, wobei Themen und die Wahl des Mediums zum Teil zusammenhängen (z.B. Mode und Zeitschriften). Dem Fernsehen wird eine große „Informationskompetenz“ (S. 12) nachgesagt, wobei ich davon ausgehe, dass mit dem Begriff etwas durcheinander geraten ist und inhaltlich vor allem die Selektion und die Glaubwürdigkeit der Information durch das Fernsehen gemeint ist. Später wird klar, dass die öffentlich-rechtlichen Sender nicht gerade zum Lieblingsprogramm der Jugendlichen gehören. Hinzu kommt der Siegeszug von Videoportalen wie YouTube und den Mediatheken, deren Angebote junge Leute in Zeiten der Medienkonvergenz mehr und mehr in Anspruch nehmen. Als zentraler Vorteil von audio-visuellen Medien wird dabei die Präsentation beschrieben, die eine verstärkte Konsumhaltung bei Jugendlichen hervorrufen, mehr noch: „Je niedriger die formale Bildung, desto stärker ist der Wunsch nach einer mehr passiven und strukturierten Nutzung.“ (ebd., S. 29)

Im Exkurs zur Bundestagswahl wird das Interesse an politischen Themen und der Zusammenhang mit der Mediennutzung sowie dem Bildungshintergrund der Jugendlichen erhoben. Angesichts der anderen Ergebnisse bei den Jugendlichen verwundert es kaum, dass das Internet als Informationsquelle auch bei Politik überwiegt. Hierin zeigt sich ein erheblicher Unterschied zu Erwachsenen (siehe Auswertung einer Studie zum Einfluss von Social Media auf die Wahlentscheidung). Als eklatant werden die Unterschiede nach Bildungsniveau bezeichnet: „So war die Bundestagswahl 2009 nur für ein gutes Drittel der Jugendlichen mit formal niedriger Bildung von Bedeutung, beim mittlerem Bildungsabschluss zeigte knapp die Hälfte Interesse. Unter den Abiturienten waren es drei Viertel. Bedenklich ist, dass etwa die Hälfte der Jugendlichen mit niedriger formaler Bildung gar kein Interesse an der Wahl der Volksvertreter bekundete.“ (ebd., S. 15) Familie und Freunde werden von 12 Prozent der Befragten als relevant für den Prozess der Informationsversorgung eingeschätzt.

Die Medienbeschäftigung unterscheidet sich weiterhin nach Geschlecht: „Mädchen wenden sich häufiger dem Fernseher zu, verwenden häufiger Handy und Internet und sie hören mehr Musik über Radio und CDs als Jungen. Besonders deutlich sind die Unterschiede beim Bücherlesen und der Digitalfotografie: hier ist der Anteil der Nutzer unter den Mädchen fast doppelt so hoch wie bei den Jungen.“ (ebd., S. 17)

Ab Seite 19 folgen Daten zur Wichtigkeit der einzelnen Medien nach Tagesablauf – interessant sind die Ergebnisse vor allem deshalb, weil es noch Unterschiede im Nutzungsverhalten gibt und die Daten etwa Aufschluss über die Versorgung mit dem „Überall-Internet“ bieten (nur zwei Prozent greifen bisher auf mobiles Internet zurück, ebd., S. 32). Darüber hinaus werden bestimmte Medien nach wie vor mit Freizeit verbunden – keine neue Erkenntnis, aber dennoch wichtig, sich diesen Aspekt permanent vor Augen zu führen, wenn man über Lernen außerhalb von genuinen Lernorten (z.B. Schulen, Hochschulen, Betrieben) nachdenkt. Trotzdem wird das Internet (natürlich, möchte man sagen) in der Hälfte aller Fälle täglich/mehrmals pro Woche genutzt (ebd., S. 37).

Die Ergebnisse zu Computerspielen möchte ich an dieser Stelle vernachlässigen und stattdessen lieber zu den Online-Communities und der Preisgabe persönlicher Daten kommen. Denn die Durchdringung mit Communities ist immens und das Verwischen von Privatsphäre und Öffentlichkeit ein ernstzunehmendes Problem – zumindest dann, wenn eine entsprechende Kompetenz im Umgang fehlt. „Alle Communities leben von der Kommunikations- und Präsentationsfreude ihrer Nutzer“ (ebd., S. 46) trifft Anspruch und Wirklichkeit einschlägiger Plattformen von meiner Ansicht nach ganz gut. Selbstdarstellungsdrang und Sorglosigkeit im Umgang mit privaten Daten führt schließlich dazu, „dass nicht einmal die Hälfte aller Nutzer von Online-Communities von der Privacy-Option Gebrauch machen“ (ebd., S. 47). Von der Preisgabe der Daten bis zu ihrem Missbrauch durch Dritte ist es dann nicht mehr weit.

Ganz interessant und ebenso bedenklich sind die Ergebnisse zum Online-Shopping, da bereits jeder fünfte 12-13-jährige als Käufer im Internet in Erscheinung getreten ist. Ähnlich kritisch stimmt mich die Handyausstattung, deren Kosten bei einem Drittel der Befragten über feste Verträge getilgt werden. Ohne großen Umweg kommen mir bei der Datenlage die Forderungen nach mehr ökonomischer Bildung in der Schule in den Sinn. Denn mit der Mediennutzung und entsprechenden -nutzungsszenarien gehen Chancen und Risiken einher. Die Studie endet daher mit folgender Einschätzung: „In Relation zu der massenhaften Nutzung dieser Medien halten sind die Missbrauchsfälle noch in Grenzen, allerdings ist das Potential dieser technischen Möglichkeiten nicht zu unterschätzen. Eine unbedachte Veröffentlichung von Bildern und Kommentaren kann viel Ärger bereiten und schnell zu einem Fall von Cyber-Mobbing werden. Hier sind Eltern, Pädagogen und auch die Anbieter gefragt, die Jugendlichen aufzuklären und auf ein verantwortungsbewusstes Verhalten im Internet hinzuarbeiten.“ (ebd, S. 61)

Ein abschließender Hinweis gilt dem Design: Seit Beginn der Langzeitstudie (1998) wurden einige Änderungen inhaltlicher Natur vorgenommen, die vor allem auf technische Neuerungen und damit verbundene Entwicklungen zurückzuführen sind. Dies gilt im Besonderen für die differenzierte Erfassung des Bereichs Film und für das Cyber-Mobbing, das ein größer werdendes Problem unter Jugendlichen ist (wen es thematisch interessiert: Tamara guckt in ihrer M.A.-Arbeit noch genauer hin). Ergänzt werden die quantitativen Ergebnisse mit qualitativen Daten aus der Studie JIMplus (weiterführende Infos zur Soziodemografie, zur Auswahlstrategie und zur Methode „Befragung“ finden sich auf S. 4).

Quelle:

MPFS – Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2009). JIM-Studie 2009. Jugend, Information und (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart: Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg. Online verfügbar unter: http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf09/JIM-Studie2009.pdf (zuletzt 01.12.2009).

Tatü, tata, die MuK-Erste-Hilfe-Pakete sind da!

Gerade surfe ich auf den Seiten unserer Fachschaft und entdecke, dass die neuen MuK-Erste-Hilfe-Pakete online stehen. Dieses Mal hat sich die Fachschaft inhaltlich wie auch vom Layout und Design verausgabt: Erstmals nach – ich glaube vier Jahren – wurde alles komplett überarbeitet und sogar mithilfe einiger Sponsoren als kompakte Broschüre in Druck gegeben. Eine wirklich schöne Entwicklung, wenn ich bedenke, wie die Idee zum Erste-Hilfe-Paket entstanden ist… nämlich im Biergarten bei bester Laune und Sonnenschein 🙂 Grund war damals (ist ja wirklich schon eine Weile her), dass es zum MuK-Studiengang in Augsburg kaum digitale Informationen gab und diese, wenn überhaupt, in einer sehr formalen Sprache verfasst waren. Der Fachschaft war das ein Dorn im Auge, schließlich konnten sich alle Mitglieder inklusive mir noch gut daran erinnern, wie komplex die ersten Studientage an der Universität waren (siehe hierzu auch unseren Artikel auf w.e.b.Square). Von der Professorenschaft unterstützt, wurden die Erste-Hilfe-Pakete erstmals umgesetzt und nach und nach um weitere Themen (z.B. Ausland, Studieren mit Kind) ergänzt. Beim Schwelgen in diesen Erinnerungen fällt mir übrigens auf, wie viele von den früheren Fachschaftsmitgliedern bis heute an der Uni (größtenteils sogar in Augsburg) unterwegs sind. Und zwar inzwischen in anderer Funktion… aber das nur als Randbemerkung 😉

"Fluter" über Medien

Die aktuelle Ausgabe des Fluter, das (Jugend-)Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), widmet sich dieses Mal dem Thema „Medien“. Die Schwerpunktsetzung halte ich (natürlich!) für gelungen, da Medien allgegenwärtig sind und viele Medieninhalte unseren Alltag beeinflussen. Dies gilt im Besonderen für Jugendliche, die den Umgang damit erst noch lernen müssen. Ich möchte deshalb gar keinen Artikel herausgreifen, sondern nur einen kurzen, chronologischen Überblick über die Heftinhalte geben. Es finden sich Beiträge über

  • das Finanzierungsmodell bei schülerVZ,
  • das Thema „Rufmord“,
  • ein paar Enthüllungen über Medienlügen,
  • Google,
  • den Beruf „Journalist“,
  • die Macht der Bilder,
  • PR und Lobbyismus,
  • die Beliebheit von Wikipedia.

Wer sich viel mit Medien beschäftigt, wird ein Medium vermissen: Twitter. Das Microbloggingtool wird aufgeführt unter „Medien, die in diesem Heft fehlen“ (S. 49). Find ich irgendwie charmant, dieses bewusste Eingeständnis.

Podcastproduktionstag mit Schülern

Die Uni steht niemals still – immer wieder passiert etwas Neues. Dieses Mal ist es ein Podcastproduktionstag, der mich neben dem „ganz normalen Wahnsinn“ auf Trab hält. Wir haben uns nämlich in den Kopf gesetzt, einen (kleinen) Teil der ersten KaffeePod-Ausgabe mit 20 Schülern, insbesondere Schülerzeitungsredakteuren, zu produzieren. Die Idee fußt dabei auf den Aktivitäten zum Wissenschaftsjahr 2009, die auch die Uni Augsburg erreicht haben. Zusammen mit dem Referat für Öffentlichkeitsarbeit suchen wir, d. h. allem voran Tamara und ich, interessierte Schüler, die am 27. Mai 2009 mit uns in die Medienproduktion hineinschnuppern möchten. Nach einem kurzen Interviewtraining geht es dabei gleich in die Praxis: Als Redakteure mit Mikro und mobilem Aufzeichnungsgerät ausgestattet, befragen die Schüler renommierte Wissenschaftler der Universität. Die Stimmen eingefangen, werden sie gemeinsam mit einigen Studierenden aus Tamaras Seminar das Schneiden erlernen. Nebenbei wird viel Zeit für Gespräche über den MuK-Studiengang, das Studium in Augsburg und das Studieren an sich sein. Eine (hoffentlich) spannende Sache – für alle Beteiligten.

PS: Wer sich für den Podcastproduktionstag anmelden möchte, schreibt bis zum 15. Mai 2009 eine E-Mail an Konstanze Frölich. Es sind noch Plätze frei!

Schüler-Info-Tag 2009: Same procedure as every year?

Wenn ich mich recht erinnere, bin ich seit 2003 an den Schüler-Info-Tagen der Universität Augsburg beteiligt. In den ersten Jahren war ich vorwiegend als Fachschaftsvertreterin anwesend, seit dem letzten Jahr darf ich die Lehrendensicht vertreten (ich habe vor knapp einem Jahr ausführlicher darüber berichtet). Man könnte jetzt meinen, die Schüler-Info-Tage sind immer wieder dasselbe, es würden jedes Jahr auf’s Neue ähnliche Fragen gestellt und man könnte folglich immer wieder ein Programm „abspulen“. Entweder machen wir etwas falsch oder die Uni bewegt sich doch mehr, als wir es glauben: Denn wir sind zwar sehr routiniert im Umgang mit den Schülerfragen vor Ort, aber das Aktualisieren der Folien sorgt im Vorfeld für einige Mühen (und für einigen Koordinationsaufwand bei Alex ;-)).

Außerdem werden wir am kommenden Samstag erstmals das neue MuK-Curriculum vorstellen, das ab dem Wintersemester 2009/2010 zum Einsatz kommt. Am Kern des Studiengangs verändert sich nicht viel, aber eben doch so viel, dass ich mich auf die Vorstellung der Inhalte anders als in den letzten Jahren vorbereiten muss. Interessant wird natürlich auch sein, wie der leicht veränderte Aufbau des „MuK 2.0“ bei den Studieninteressierten ankommt. Etwas verschulter als bisher ermöglicht er meines Erachtens doch einen rascheren Überblick bzw. Einstieg in die konkreten Inhalte. Zudem gefällt mir die vernetzte „Logik“ hinter dem Curriculum, die auch aus Studierendensicht attraktiv sein dürfte.

Neben den konkreten Inhalten unseres „Slots“ fällt übrigens auch auf, dass die SIT in diesem Jahr an nur einem Tag und dazu noch am Wochenende stattfinden. Dies geht vermutlich zurück auf das große Engagement und Bemühen der Studienberatung, die mit der Aktion möglichst viele Studieninteressierte erreichen möchte. Ich finde das grundsätzlich gut und hoffe darauf, dass viele Abiturienten die Chance nutzen werden, sich vor Bewerbungsschluss nochmals über das MuK-Studium in Augsburg zu informieren. Immerhin ist es mit der Studien- und Berufsorientierung in der Schule nach wie vor schlecht bestellt; nicht wenige Abiturierenten wissen erst „kurz vor knapp“, was sie werden möchten… und greifen folglich auch öfters einmal daneben. Das ist gewiss nicht schlimm; aber ich frage mich doch, warum niemand das Problem in den Griff bekommt, die Lücke zwischen Schule und Hochschule ernsthaft zu schließen und endlich die berufliche Orientierung von Jugendlichen zu erleichtern.

Einen Schritt in die richtige Richtung geht aktuell die Robert-Bosch-Stiftung: Sie fördert z. B. Projekte, die Schüler, Studierende und (Geistes-)Wissenschaftler näher zusammenbringen (danke an Timo für den Tipp!). An sich wäre das etwas für unseren KaffeePod, allerdings sollten wir wohl erst unsere Hausaufgaben machen und nicht den x-ten Schritt vor dem ersten tun. Jetzt warten wir erst einmal gespannt, was sich am Samstag tut.

Zum Notieren: Schüler-Info-Tag 2009 am 25. April in der Universität Augsburg; Vorstellung des MuK-Studiengangs von 13.00 bis 14.00 Uhr in Hörsaal I; Abiturienten, Studieninteressierte, Eltern etc. herzlich eingeladen Löcher in den Bauch zu fragen!

Für Medienmenschen: Stellenbörsen im Internet

Ich werde oft gefragt, wo man sich als MuK-Absolvent oder solcher, der es werden will, nach geeigneten Jobs umsehen kann. Nun habe ich neulich ein paar Tipps von der Agentur für Arbeit erhalten, wo man sich nach Stellen im Bereich Medien erkundigen kann. Diese Liste möchte ich Euch nicht vorenthalten:

Herausragend gut und bisher noch recht unbekannt ist das Angebot des Wissenschaftsladen Bonn. Auch hier lohnt sich ein Blick in die aktuellen Offerten.