EinBlick: Podcasting im Grammatikunterricht

Während Rolf Schulmeister hinsichtlich der Kommentarkultur in Weblogs (zum Artikel) bis auf Weiteres recht behält, stellt sich die Kommentarkultur im crossmedialen Zusammenhang etwas anders dar. Vielleicht müsste man besser von einer persönlichen Kommentarkultur (analog zu: persönlichen Öffentlichkeiten) sprechen, denn schon die Charakterisierung als „persönlich“ macht klar, dass Diskussionen zuvorderst für die Person und nicht im massenmedialen Sinne sichtbar werden. Von daher praktiziere ich heute einmal den „umgekehrten“ Weg, nehme nämlich die Bitten auf einem sozialem Netzwerk zum Anlass für diesen Beitrag bzw. Bericht.

Beginnen will ich mit drei Überlegungen, die dem Podcasting im Grammatikunterricht aus pädagogischer Sicht vorausgingen und die wir in der Gruppe (Studierende und Lehrenden-Tandem) intensiv diskutiert haben:

1. Gestaltung von Grammatik-Unterricht

Die Fragen, die der Gestaltung einer Doppelstunde in der 3. Klasse im Fach Deutsch vorausgehen, sind vielfältig und knüpfen beim Erfahrungsschatz der Lehramtsstudierenden an, etwa: Welche Inhalte stehen auf dem Lehrplan und wie werden daraus Unterrichtseinheiten, die man interaktiv gestalten kann? Was ist „guter“ Grammatik-Unterricht und wie lässt sich dieser um (digitale) Medien anreichern? Letztere Fragen des Medieneinsatzes werden nicht vordringlich geklärt, sondern sind allenfalls Mittel zum Zweck, nämlich zur Gestaltung „guten“ Unterrichts (mit allen normativen Fragen bzw. Herausforderungen, die sich daran anschließen).

2. Technisch-instrumentelle Medienkompetenzen der (angehenden) Lehrpersonen

Wie bediene ich ein Audio-Aufzeichnungsgerät und wie spiele ich Aufnahmen direkt im Unterricht wieder ab? Wie behält man Aufnahmen dauerhaft und wie können sie auch weiter verwertet werden? Etc. Die Fragen rund um den Geräteeinsatz stellen sich ebenso vielfältig da wie die o.g. Fragen zur fachlich-inhaltlichen Gestaltung. Das Beispiel verdeutlicht, dass der Medieneinsatz und die mediale Produktion bzw. Aufbereitung die Studierenden vor eigene Herausforderungen stellt, die über die normalen Planungsaktivitäten von Unterricht hinausgehen.

3. Rolle „der“ Medien in der Schule

Der erste eigene Unterrichtsentwurf wird zum Anlass genommen, schon bei der Vorbereitung des Unterrichts über die Rolle „der“ Medien darin nachzudenken. Solche Momente der kritischen Reflexion halte ich innerhalb des Schulpraktikums für unerlässlich, fördert es doch a) den Gesamtblick auf die Schule als Organisation und deutet es b) mögliche Rollen(-vielfalt) der Lehrperson in Unterricht und Schule an. Intensiv diskutiert haben wir z.B. darüber, ob man mobile Endgeräte als Aufzeichnungsgeräte nutzen darf, ob sich Praktikant/inn/en über schulische Routinen hinwegsetzen dürfen und von wem man ggf. etwas über Formen und „Erwünschtheit“ von Mediennutzung erfährt.

Ausgehend von den Grundüberlegungen fällt letztlich die Entscheidung für die Aufnahme einer kleinen Geschichte im Unterricht, um neben dem Schreiben auch phonetische Fähigkeiten der Kinder anzusprechen. Geübt wird der Satzbau durch Vorlesen, jede Kleingruppe darf einen oder mehrere Lesende bestimmen. Die zweite Aufzeichnung innerhalb der Unterrichtsstunde entfällt auf die sog. Umstellprobe. Die Aufnahmen werden aufbereitet mithilfe eines digitalen Audioschnitt-Programms. Allerdings macht sich der Audioschnitt nicht von allein, sondern ist eingebettet in ein kleines Tutorium meiner studentischen Mitarbeiter. Die Ergebnisse stehen der Klasse zur Verfügung, ganz klassisch auf CD sowie im LMS der PH Heidelberg (streng genommen dürfte man also nicht von Podcasting sprechen, sondern müsste es digitale Hörspiele nennen).

Im Nachgang zur Unterrichtseinheit sollten aus meiner Sicht zwei Aspekte ergänzend nachbereitet werden: zum einen die Reaktion der Schüler/innen auf den Medieneinsatz und zum anderen die weitere Verwendung der Audio-Dateien. Denn der Spaß der Medienproduktion hat mitunter vom Grammatikunterricht abgelenkt; auch wurde offenbar, dass nicht-textbasierten Medienprodukten eine andere Wertigkeit zugeschrieben wird (Information vs. Unterhaltung). In jedem Fall wird die Nachbetrachtung dieser Unterrichtseinheit und der darauffolgenden spannend – und womöglich kann ich bald vom nächsten (kleinen) Medienprojekt in der Schule berichten. Auch ohne dazu aufgefordert zu werden. 😉

Großartig!

Vor einigen Wochen hatte ich schon darauf hingewiesen, dass der KaffeePod den European Podcast Award auf nationaler Ebene gewonnen hat. Diese Nachricht kam für uns einigermaßen überraschend und entsprechend groß war die Freunde; in der Zwischenzeit ist noch Großartigeres passiert: Wir haben den Preis auch auf europäischer Ebene für uns entscheiden können (zum Ranking). Das ist wirklich eine schöne Sache, zumal unsere Seite speziell im Entscheidungszeitraum nicht ordentlich funktionierte und die Hörspiele somit nicht optimal abrufbar waren. Die KaffeePod-Website steht nun wieder, und den Umzug auf Drupal möchte ich auch zum Anlass nehmen, nochmals allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern rund um den KaffeePod DANKE zu sagen. Danke dafür, dass wir den Jahreswechsel 2010/2011 mit tollen Erfolgen gestalten und so die Errungenschaften der letzten zwei Jahre auch nach außen hin sichtbar machen konnten. Ich persönlich hoffe natürlich, dass unser inzwischen gewachsenes Projekt weitergeht, nämlich mit einem engagierten Team, das sich weiter um die Website, vor allem aber auch um neue Pods kümmert.

Ab ins Internetkaffee!

Zugegeben, ein Internetcafé ist schon etwas old-school, wenn man sich überlegt, dass das iPhone bald (heute?) in die vierte Runde geht und sich auch sonst jede Menge internetfähige, mobile Endgeräte um uns herum befinden. Trotzdem hat ein Internetcafé was Schönes; gerade die Geschichten, die sich dort auftun, sind spannend und manchmal auch zum Schreien. Nun haben sich auch Julia und Martin das Internetcafé ausgesucht, um „laut“ über den KaffeePod nachzudenken – sicher aus anderen Gründen, denn ihr „Internetkaffee“ ist ein Weblog, der über das Web zugänglich ist. Was die beiden vorhaben und warum es den Blog Internetkaffee neuerdings gibt, hat Tamara schon berichtet und ich will mich daher hier kurz fassen. Was ich aber spannend finde, ist die halb-externe Brille, mit der die beiden Augsburger Studierenden auf den KaffeePod gucken. Selbst wenn wir als KaffeePod-Team einigermaßen reflektiert sind, gibt es doch viele Aspekte, die sich bei der Medienproduktion schnell einschleifen und, einmal gelungen, nicht weiter hinterfragt werden. Da das narrative Element im KaffeePod so zentral ist, bin ich froh, dass Julia und Martin genauer hinschauen, inwiefern man die Geschichten weiter verbessern kann. Und das ist eine große Herausforderung, denn: Der informierende Charakter des KaffeePod soll auf keinen Fall verloren gehen.