Zu Gast bei "Mediendidaktik aktuell"

Gestern war ich im Seminar „Mediendidaktik aktuell“ zu Gast, um aus meiner täglichen Arbeit an der Professur zu berichten und den (vorwiegend Bachelor-)Studierenden mögliche Forschungsfelder bei uns aufzuzeigen. Für mich war das eine neue Situation, denn bisher kamen die Studierenden primär mit Ideen für Abschlussarbeiten auf uns zu – nicht umgekehrt. Dennoch habe ich es als spannende Erfahrung empfunden, für die Lehrveranstaltung in aller gebotenen Kürze zusammenzufassen, was mich derzeit inhaltlich beschäftigt und wo sich möglicherweise Anker für Abschlussarbeiten ergeben.


Bei der Vorstellung habe ich dann versucht, einen groben Rahmen von Interessensgebieten aufzuspannen, und gleichzeitig mit der Forschungswolke und mit w.e.b.Square zwei konkrete, noch zu entwickelnde oder bereits laufende Projekte vorgestellt, um die (eher) grundsätzlichen Überlegungen und (fast schon) Metathemen im Bereich Bildung etwas zu „erden“. Insofern hatte die Präsentation vorwiegend informativen Charakter und sollte Hürden abbauen, neben den Professoren auch wissenschaftliche Mitarbeiter für die Betreuung von Abschlussarbeiten anzufragen.

Geplättet

Ja, da habe ich nicht schlecht gestaunt, als ich neulich von einer Studentin darauf angesprochen wurde, dass ich in letzter Zeit gar nicht mehr so viel bloggen würde. Was denn los sei…? Mal abgesehen davon, dass ich in den letzten Wochen wirklich selten zum Bloggen gekommen bin – die freie Zeit fließt momentan einfach zu 100% in die Diss – bin ich wirklich immer wieder erstaunt, wer diese Zeilen hier liest. Natürlich ist ein Blog öffentlich zugänglich, aber man kann trotzdem nie genau abschätzen, wer sich hinter der Öffentlichkeit verbirgt. Und dass zur Leserschaft auch Studierende zählen, freut mich umso mehr. Immerhin zeigt das, dass ein Sichtbarmachen von Ideen und Konzepten, die Forschung und Lehre tangieren, nicht nur eine Scientific Community interessiert, sondern auch Studierende erreichen kann.

Gelauncht: www.mukalumni.de

Seit fast zwei Jahren existiert innerhalb des Begleitstudiums ein Projekt, das mit dem Arbeitstitel „Alumni-Netzwerk für den MuK“ überschrieben ist – und gedanklich gibt es dieses Projekt noch viele Jahre länger, denn schon mit Restrukturierung der Fachschafts-Website im Jahr 2004 hatten wir gehofft, auch Absolventen längerfristig an den Studiengang zu binden. Nun ist es mit der Fachschaftswebsite so geblieben, wie es immer war, nämlich dass diese vorrangig zum Austausch zwischen Studierenden genutzt wird. Ehemalige, aber auch Mitarbeiter und Unternehmensvertreter mischen sich eher selten in die Peer-Diskussionen ein. Insofern war früh klar, dass ein Alumni-Netzwerk für den MuK etwas andere Zielrichtungen aufweisen müsste und neben den Absolventen auch weitere Zielgruppen ansprechen sollte. In dem oben genannten Projekt sind wir fast schon idealtypisch vorgegangen: Nach einer Ideensammlung erfolgte eine Bedarfsanalyse, deren zentralen Ergebnisse zum Anlass genommen wurden für ein Grobkonzept. Dies wurde in der Gruppe von Studierenden, Vertretern des imb (vorwiegend Hannah und mir) und dem Career Service diskutiert und sehr aufwendig in ein Feinkonzept überführt. Dieses Feinkonzept diente dann als Grundlage für das Webdesign, das wir in großen Teilen Christoph zu verdanken haben. Gleichzeitig war es auch Grundlage für die Programmierung der Seite (auf Drupal-Basis), der Johannes in den letzten beiden Monaten nochmals den letzten Schliff gab. Gestern war es dann soweit und Hannah konnte das neue Alumni-Netzwerk bei der Absolventenfeier Graduates’10 vorstellen.

Wer sich nun selbst einen Eindruck vom neuen (digitalen) Netzwerk machen will, kann ab sofort unter www.mukalumni.de einige öffentliche Informationen finden. In einem internen Bereich „tummeln“ sich dann ehemalige Studierende und Personen, die sich in irgendeiner Form dem Studiengang verbunden fühlen. Dazu gehören auch frühere und aktuelle Lehrende, was ich angesichts des seit jeher sehr intensiven Austauschs zwischen Studierenden und Dozierenden wirklich toll finde.

Gelesen: Schulen 2020 – Projektionen aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungstendenzen

Trendstudien sind ja generell eher mit Vorsicht zu genießen. Sie blicken aus dem Jetzt in die Zukunft und beurteilen letztere mit dem Wissen von heute. Trotzdem gelingen manche Positionspapiere mit Blick auf morgen besser als andere. Dazu gehört in meinen Augen auch ein Beitrag von Peter Posch und Herbert Altrichter, der mit „Schulen 2020“ überschrieben ist und wo die Autoren anhand aktueller gesellschaftlicher Entwicklungstendenzen mutmaßen, was Herausforderungen für die künftige Schule sein könnten. Sie schlagen dabei die Brücke von vier zentralen Herausforderungen, die Schulen schon heute betreffen und sich ihrer Ansicht nach weiter verstärken.

Trend 1: Veränderungen in der Arbeitswelt
Die Umbruchsituation in der Arbeitswelt führt nach Ansicht von Posch und Altrichter (2009, S. 31–32) dazu, dass sich auch Schule den veränderten Anforderungen stellen muss: So muss sie dafür sorgen, stets die Sinnhaftigkeit von Wissen zu vermitteln, auf dynamische Qualifikationen abzielen und gleichzeitig auch das nötige Selbstbewusstsein stärken, um in einer späteren (veränderten) Arbeitswelt zurecht zu kommen.

Trend 2: Veränderungen in der Sozialisation
Auch gehen die Autoren davon aus, dass die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen in stärkerem Maße als heute dazu führt, dass Schulen „nicht nur ein Haus des Lernens, sondern auch Lebensraum bzw. soziales und kulturelles Zentrum“ (Posch & Altrichter, 2009, S. 33) werden. Für das Zusammenleben werden dann konkrete (neue) Regeln gebraucht, unter anderem bedingt durch die Normalität der Ganztagsschule. Unbestritten zum Alltag des Lehrens und Lernens gehören Internet und digitale Medien. Neben ihrem fachwissenschaftlichen Hintergrund werden Lehrer stärker als bisher dazu aufgefordert sein, ihr Fach auch gesellschaftsbezogen anzuwenden.

Trend 3: Zunehmende Dezentralisierung
Seit den 1990er Jahren wird die wachsende Autonomie der Einzelschule beschrieben, mitunter ist auch von der unternehmerischen Schule zu lesen. Schulen erhalten derart immer mehr Entscheidungsspielräume, die auch ausgefüllt werden müssen. Auf diese Weise kommt der Qualität von Schule und im Spannungsfeld interner Erfordernisse und externer Ansprüche immer mehr Gewicht bei. Auch die Arbeitsbedingungen von Lehrern geraten in den Fokus, um die Zufriedenheit bei der Lehrtätigkeit zu erhöhen. Denkbar ist überdies, dass den Schülern wachsende Handlungsspielräume und Gestaltungsmöglichkeiten, kurz: Partizipationschancen, eingeräumt werden (ebd., S. 34–35).

Trend 4: Wachsende Heterogenität
Posch und Altrichter (2009, S. 35–37) gehen zudem davon aus, dass die Schule in zehn Jahren mit einer in hohem Maße heterogenen Schülerschaft umgehen muss. Diese Vielfalt führt dazu, dass die Bedeutung interkultureller Kommunikation auch im Schulalltag steigt. Zugleich müssen Lehrer umfassende Diagnosekompetenzen besitzen, um Lernen gemäß individueller Voraussetzungen zu gestalten. Modelle gemeinsamer bzw. integrierter Schule werden zugleich zur Selbstverständlichkeit.

Nach der Durchsicht vieler und disziplinär durchaus unterschiedlich akzentuierter Publikationen im Kontext meiner Dissertation habe ich den Eindruck, dass die Autoren mit ihrem Blick auf aktuelle Trends und daraus resultierenden Herausforderungen genau den Kern der Debatten um Schulentwicklung als Organisationsentwicklung treffen. Spannend ist dabei auch, dass sich die Diskussionen über die letzten (mindestens) zwanzig Jahre nicht großartig unterscheiden: Es mögen im Detail Themen hinzugekommen sein, aber im Prinzip geht es allen Veröffentlichungen zu Schulentwicklung um die Modernisierung einer Organisation, die sich stets auch dem öffentlichen Urteil stellen muss, was gute Schule ist und wie man diese beständig, aber reflektiert erneuern kann.


Quelle:
Posch, P. & Altrichter, H. (2009). Schulen 2020 – Projektionen aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungstendenzen. In D. Bosse & P. Posch (Hrsg.), Schule 2020 aus Expertensicht. Zur Zukunft von Schule, Unterricht und Lehrerbildung (S. 31–37). Wiesbaden: VS.