Rückblick: Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik #mpdgfe14

„Hurra, Augsburg!“ mögen viele im Süden lebende Medienpädagog_innen gedacht haben, als der Tagungsort für die diesjährige Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik bekannt wurde. Für mich war die Freude umso größer, da nach Augsburg zu reisen für mich auch heißt, an einen alten Lebensmittelpunkt zurückzukommen. Es war daher fast ein wenig schade, dass wir in der sehr schönen neuen Stadtbibliothek im Herzen Augsburg getagt haben und nicht ‚draußen‘ an der Uni waren. Angesichts der guten Lage und – bis auf WLAN – hervorragenden Ausstattung war dies aber sehr gut zu verkraften.

Inhaltlich hielten die zwei Tagungstage einige Diskussionen bereit, die ich im Dreieck von Mediendidaktik, Medienpädagogik und Medienbildung verorten würde – zusammenhängend mit den schwierigen Fragen danach, wie sich (normative) Haltungen auf Ansätze und Konzepte auswirken oder welche Rolle eigentlich institutionelle Gefüge für gegenwärtige Medienpädagogik spielen. Erfreulich waren für mich aber insbesondere diejenigen Beiträge, die sich explizit den Medienökologien gewidmet haben: Interessant daran war besonders, dass wenig(er) auf alte sozial- und medienpädagogische Überlegungen (etwa im Sinne Baackes) zurückgegriffen wurde, sondern eher neuere Konzepte mit Bezug zu Medienökologen vorgestellt/skizziert wurden. Dazu zähle ich bspw. Technologie-zentrierte Sichtweisen auf Infrastruktur und media ecologies, aber auch interessante Überlegungen hinsichtlich relevanter Kontexte für Lernen (z.B. zum Stichwort learner-generated context, siehe Judiths Folien). Ich selbst hatte die Gelegenheit, in meinem Vortrag Bezüge sowohl zur Frage einer zeitgemäßen Mediendidaktik herzustellen als auch die Bedeutung der Institution hinsichtlich der (subjektiven) Medienbildung ein Stück weit zu schmälern. Immerhin lässt sich Medienhandeln kaum auf Institutionen begrenzen, sondern findet überall statt: in ganz unterschiedlichen Kontexten vor dem Hintergrund sich ähnelnder oder unterscheidender Zielrichtungen (zu meinen Vortragsfolien ‚Medienbildung an der Hochschule‘). Spannend und hilfreich waren so vor allem die Diskussionen, die sich den Vorträgen angeschlossen (Mandy weist bereits auf die wertschätzende Diskussionskultur hin) und die gemeinsame Weiterentwicklungsprozesse angestoßen haben.

Letztere sind aller Voraussicht nach auch im Doktorandenforum zustande gekommen, das wirklich hervorragend besucht und von kritischen Fragen und Bemerkungen im positiven Sinne gekennzeichnet war. Eine dieser Diskussionen betraf etwa Design-based Research und die Frage, ob man Doktoranden einen ganzen Design-Prozess für ihre Dissertation ‚zumuten‘ kann. Andere Diskussionen wiesen eher auf den präzisen Gebrauch unterschiedlicher Begriffe (Lernen, Bildung, Wissen, Kompetenz_en etc.) hin, wiederum weitere auf mögliche Missverständnisse eines mobile learnings. So oder so habe ich mich gerne als critical friend in diese Session eingebracht und freue mich, wenn ich auf diese Weise die Nachwuchsarbeit der Sektion weiter unterstützen kann.

Fazit. Eine wirklich schöne Tagung liegt hinter uns – Danke Kerstin, Hannah und dem Augsburger Team der (ehem.) Mediendidaktik!

Experiment der anderen Art

Die zweite Wochenhälfte verbringe ich zusammen mit einer Gruppe von (Nachwuchs-)Forschenden aus Deutschland und Japan in Bremen: Ich werde auf Einladung der Alexander von Humboldt-Stiftung am 11. Japanese-German Frontiers of Science Symposium 2014 teilnehmen. Das Symposium verfolgt allerhand Ziele, wobei ich die Vernetzung unterschiedlicher Fächer und Disziplinen aufgrund meiner eigenen Forschungsinteressen an der Schnittstelle unterschiedlicher Fragestellungen und Zugänge insgesamt am interessantesten finde. So hoffe ich auf einen bereichernden Austausch, u.a. über das Verständnis von Medien, Ausprägungen von Hochschuldidaktik und Forschungsverständnisse hier wie dort, sowie auf interessante (Poster-)Präsentationen. Meinen Beitrag zur Veranstaltung – ein Poster zu ‚inquiry-based learning in, with and by (digital) media‘ kann man auch bereits vorab einsehen. Und natürlich gleicht die Teilnahme an der Veranstaltung einem Experiment, wenn nämlich disziplinäre Grenzen vor dem Hintergrund gesellschaftlich relevanter Fragestellungen bewusst aufgebrochen werden (sollen) und dies per se viele Gespräche und sicherlich Experten-Laien-Kommunikation erfordert.

Vortrag: „Lernen und Medienhandeln im Format der Forschung“ #TT2014

Morgen bin ich auf der Tagung „Teaching Trends“ an der Universität Oldenburg, um dort unser Papier zum „Lernen und Medienhandeln im Format der Forschung“ vorzustellen (zum Programm). Auch wenn eine sehr weite Bahnfahrt vor mir liegt, freue ich mich sehr auf die Veranstaltung. Immerhin liegt sie etwas mehr an der Schnittstelle von Hochschul- und Mediendidaktik als sonst und thematisiert Herausforderungen im Zuge digitaler Medien an der Hochschule. Mit unserem Artikel schlagen wir daher auch die Brücke: zwischen hochschul- und mediendidaktischer Theorie und Praxis, zwischen disziplinären Zugängen und interdisziplinär zu bearbeitenden Fragen und zwischen bereits gewonnenen Erkenntnissen und noch bestehenden blinden Forschungsflecken. Den konzeptionellen Rahmen bietet hierfür das forschende Lernen, das uns drei Autorinnen thematisch-inhaltlich einmal mehr zusammenbringt.

Aus dem Abstract:
„Das Interesse am forschenden Lernen und an der theoretisch-konzeptionellen wie auch empirisch basierten Weiterentwicklung dieses Konzepts ist im deutschsprachigen Raum groß. Der Bologna-Prozess könnte dieses bis dahin vor allem normativ geprägte Interesse befördert haben, da er die Verbindung von Lehre und Forschung aus unterschiedlichen Perspektiven auf den Prüfstand stellt. Bringt man noch die digitalen Medien in die Diskussion zum forschenden Lernen ein, eröffnen sich mindestens drei Zugänge: (a) Man kann das Lernen im Format der Forschung in Verbindung mit Medien näher betrachten. (b) Man kann Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien innerhalb verschiedener Konzepte forschenden Lernens prüfen. (c) Man kann die Frage nach dem Forschungsverständnis, einer Disziplin oder eines Fachs in den Mittelpunkt stellen und dessen Einfluss auf individuelle Haltungen und die Gestaltung von Lehr-Lernszenarien und Medien beleuchten. Der Beitrag zielt darauf ab, die Nutzung digitaler Medien beim forschenden Lernen breiter zu betrachten als bisher üblich und mehrere Sichtweisen einzunehmen: eine hochschul- und mediendidaktische ebenso wie eine medientheoretische und -soziologische. Entsprechend wird der Kontext von Lernen, Medienhandeln und Bildung (durch Wissenschaft) erweitert, in der Erwartung, dass damit auch interdisziplinäre Forschungsfragen mit theoretischer, empirischer und praktischer Relevanz möglich werden.“

Hofhues, S., Reinmann, G. & Schiefner-Rohs, M. (2014). Lernen und Medienhandeln im Format der Forschung. In O. Zawacki-Richter, D. Kergel, N. Kleinefeld, P. Muckel, J. Stöter, J. & K. Brinkmann (Hrsg.), Teaching Trends14Offen für neue Wege: Digitale Medien in der Hochschule (S. 19-36). Münster: Waxmann. (Buch)(Preprint) (Präsentation)

Wickie will’s wissen…

Normalerweise mache ich so etwas ja nicht, aber angesichts des bunten Programms der Häfler Kinderuni möchte ich doch ein wenig Werbung machen: für die Einschreibung zur Kinderuni generell und für meinen kleinen Part über Medien am 14.3.2015.

„Wickie will’s wissen: Was sind ‚die Medien‘? (Seminar 7+) | iPhone, Facebook, Apple Watch – Atari, WWW und die Swatch? BamS – Krawuuummmmm! KiKa – Logo! Oder Medien doch ein ‚No Go‘? All das will Wickie auf seiner Reise durch die Medienlandschaft wissen. Kommt und reist mit!“

Anmeldung unter http://www.kinderuni-fn.de

Rückblick: #jfmh14

Ein Rückblick auf ein ‚Event‘ der letzten Tage fehlt an dieser Stelle definitiv noch: Die Betrachtung des Jungen Forums Medien und Hochschulentwicklung, das in diesem Jahr zum dritten Mal ausgerichtet wurde und am 13. und 14. Juni 2014 an der TU Dresden stattfand. Die TU Dresden, insbesondere Andrea Lißner und Team, war dabei ein toller Gastgeber: Im modernen Informatikgebäude gab es genügend Platz für Austausch, aber auch eine ausreichende Zahl an Steckdosen und viele ungewöhnliche Sitzgelegenheiten, die sowohl die individuelle Programmgestaltung als auch Kollaboration über Fachgesellschaften und Tracks hinaus möglich machten. Inhaltlich bot die Tagung ein breites Spektrum an Themen und Vertiefungen an. So waren es vor allem die Keynotes, die zum Denken in unterschiedliche Richtungen anregten. Erwähnt sei bspw. Markus Krajewski aus Basel mit seinem ‚produktiven Verzetteln‘. Die Metapher des Verzettelns geht dabei auf den Zettelkasten zurück, den viele Forschende seit Jahrhunderten einsetzen, um ihre Studien zu dokumentieren und zu reflektieren. Sie nutzen den Zettelkasten dann als Ausgangspunkt für neue Texte, da er seit jeher eine Form des externalisierten Gedächtnisses ist. Die Metapher des Verzettelns mit und ohne Zettelkasten erweist sich auch dann als nützlich, wenn man digitale anstelle von analogen Medien zur Dokumentation einsetzt. Krajewski selbst zeigte ein eigens entwickeltes Werkzeug, um ‚produktives Verzetteln‘ anzustoßen (siehe seine Software ‚Synapsen‘). In ähnliche Richtungen stoßen aber letztlich alle Literaturverwaltungssysteme und Social Bookmarking-Tools. Der mediengeschichtliche Zugang zu einem sowohl medientechnisch als auch medienpsychologisch höchst interessanten Thema hat sich dabei als absolut brauchbar erwiesen und in Randgesprächen wurde vielfach auf diese Keynote verwiesen. Diskutiert wurde allerdings eifrig darüber, dass der historische Zugang insgesamt einer 1:1-Übersetzungs-Logik folgt, d.h. analoge Handlungspraxen werden vorwiegend in digitale übertragen. Dass und wie digitale Werkzeuge hier Erweiterungen anbieten und damit neue Handlungspraxen durch Gebrauch erzeugen, wurde in dieser Keynote eher nicht thematisiert. Dafür hatte aber am Folgetag Christina Schwalbe von der Universität Hamburg einige Ideen, wie sich Handlungspraxen in der digitalen Welt von solchen in einer Buchkultur unterscheiden. Dabei halfen zwei Tabellen/Abbildungen besonders (zu den Folien): Zum einen bot die Tabelle zur Entwicklung von Leitmedien und kulturellen (Handlungs-)Praxen eine Einordnung unterschiedlicher Praxen und Erweiterungen an. Zum anderen wurde auf unterschiedlichen Gestaltungsebenen argumentiert, nämlich auf solchen, die im engeren Sinne der Didaktik zuzuordnen sind, aber eben auch auf solchen, die eher der Organisationsentwicklung und darin im Besonderen einer systemtheoretischen (Denk-)Richtung zuzuordnen sind. Die Bezugnahme auf die strukturale Medienbildung von Jörrissen und Marotzki erwies sich im Kontext der Nachwuchstagung zudem als hilfreich, da anhand der zweiten Keynote der praktische Gehalt einer Theorie der Medienbildung deutlich wurde. Vertiefungen ganz anderer Art bot später Peter Baumgartner mit seinem Workshop zu Publikationsindizes an, der bei der Gruppe der Nachwuchsforschenden und -praktiker auf großes Interesse gestoßen ist, auch wenn der Sinn der Auseinandersetzung mit dem Publizieren mehrfach erst auf den zweiten Blick erkannt wurde (zum Rückblick auf den Workshop). Überhaupt sind es solche Aha-Effekte, die man in vielen Gesprächen auf dem Jungen Forum wahrnehmen konnte und die eine Tagung unter Novizen oder weniger erfahrenen Forschenden wie Praktikern besonders auszeichnen. Dass solche Effekte in den einzelnen Tracks am Freitag und Samstag ebenso erzielt werden konnten, ist wahrscheinlich, denn: Das Feedback des Plenums ist auf der Nachwuchstagung traditionell wohlwollend und nicht zerstörend, alle Anwesenden bemühen sich um echte Rückmeldungen und weniger um Co-Referate, und gleichzeitig wird den Referenten zugestanden, selbst in diesem inzwischen professionalisierten Tagungsrahmen Fehler zu machen. Insgesamt haben sich das Tagungsprogramm und die unterschiedlichen Angebote also einmal mehr bewährt; genauso kam die etwas kleinere Teilnehmerzahl (+/- 60 Teilnehmende) den Gesprächen eher zugute und das Rahmenprogramm ‚Bunte Republik Neustadt‘ hat für das Tüpfelchen auf dem I gesorgt. Als Nachwuchsvertreterin der GMW sage ich daher Danke nach Dresden und hoffe, dass sich für das nächste Jahr bald ein neuer Austragungsort findet/formiert. Denn das Junge Forum als kooperative Nachswuchsveranstaltung geht weiter, natürlich.

Fachgespräch „Medienpädagogik und Jugendmedienschutz“

Jugendmedienschutz – ein klassisches medienpädagogisches Thema und Anwendungsfeld, das ähnlich wie andere Felder einem absoluten Umbruch unterworfen ist. Auf der einen Seite existieren nach wie vor rechtliche Bedenken und bewahrpädagogische Konzepte im Bereich des JugendmedienSCHUTZES, auf der anderen Seite bestehen euphorische Annahmen hinsichtlich der medialen Vielfalt und erMÖGLICHender Konzepte zur selbstbestimmten Auseinandersetzung mit Medien und Medienwandel. Was das Fachgespräch „Medienpädagogik und Jugendmedienschutz“ vergangenen Montag in Nürnberg allerdings nochmals deutlich machte, war vor allem eins: Die Dichotomie der Beschäftigung – Schutz und Recht hier, Ermöglichung und Projekte dort – entspricht kaum mehr der Gegenwart des Verständnisses von Jugendmedienschutz. Stattdessen gilt es nach Konzepten zu suchen, die bestenfalls die unterschiedlichen Facetten des Anwendungsfelds abdecken (wie unser früheres Projekt Reflect!) oder aber unterschiedliche Erfahrungsgrade, Interessensfelder, Probleme usw. einbeziehen. Und auf einmal ist man beim Thema Jugendmedienschutz mitten in der Diskussion um passende didaktische Formate, die nicht nur Kinder- und Jugendarbeit etwas angeht, sondern unter lebenslanger Perspektive eine Vielzahl von Beteiligten betrifft. Auch differenzieren sich die Rollen insbesondere in der (außer-)schulischen Jugendarbeit mehr und mehr aus, denn: Wer ist pädagogische Fachkraft und vermittelt grundständiges Wissen über Jugendmedienschutz? Wann bzw. zu welchem Zeitpunkt kommen andere vermittelnde Instanzen (u.a. auch Peers) ins Spiel? Fragen über Fragen, die bei o.g. Fachgespräch nur angerissen und keineswegs abschließend und auf Initiative von JFF (Peer3) bzw. BMFSFJ geklärt werden konnten.

Reflect! hoch zwei

Die Implementierung des Medienprojekts Reflect! liegt schon gut ein Jahr zurück. Seitdem wurde Reflect! einmal initiiert und in Kooperation von HAW Hamburg (Studiengang: Bildung und Erziehung in der Kindheit) und JRK Hamburg durchgeführt. Die erste Phase des Projekts zu begleiten, war für mich höchst spannend: U.a. ging es um aktive Medienarbeit an der Hochschule, die Verwobenheit von Hochschulen und Gesellschaft (Stichwort: Service Learning), um Peer-Lernen, Kooperation und Vernetzung sowie um (veränderte) forschungsparadigmatische Standpunkte zu dessen Erforschung und Entwicklung.

Die vielfältigen Eindrücke zum Projekt haben wir nun in zwei Artikeln verarbeitet: Während der Text in der Hamburger Zeitschrift standpunkt : sozial eher auf die praktische Seite des Projekts eingeht und u.a. auch Teilnehmende zu Wort kommen lässt, wird in der merz Wissenschaft bald ein Artikel über Reflect! aus mediensoziologischer Sicht erscheinen. Letzterer Artikel zielt darauf ab,

„Gestaltungs- und Forschungsoptionen für mediale Bildungsräume an Hochschulen offen zu legen. Dazu werden Überlegungen zur Mediensozialisation an der Hochschule mit medienpädagogischen Konzepten verknüpft, ehe die Bedeutung der Gestaltung von Sozialisationsbedingungen mit Medien untersucht und nach entwicklungsorientierten Perspektiven zu deren Erforschung gesucht wird. Zur Veranschaulichung dieser Überlegungen dient das Projekt ‚Reflect!‘, das an einer Hamburger Hochschule im Wintersemester 2012/2013 die Auseinandersetzung mit und über Medien anstieß und soziales, kritisch-reflexives Medienhandeln ermöglichte“ (aus dem Abstract).

Voraussichtlich kommt der eine Text ohne den anderen aber nicht aus: Speziell rückblickend zeigt sich die interne Komplexität, weshalb es durchaus anspruchsvoll ist, zentrale Faktoren oder Mechanismen des Medienprojekts knapp zu beschreiben. So wird im eher praxisorientierten Artikel bspw. skizziert, welche Phasen das Projekt hat und wodurch sich diese detailliert auszeichnen; zugleich wird das einzige Teilprojekt, das schließlich umgesetzt wurde, von Studierenden selbst näher eingeordnet („WWW – Welche Welt ist wirklich?“). In beiden Artikeln sollte aber eins deutlich geworden sein: Wenn man ein Projekt mit und über Medien anbietet, geht es nicht allein um den technischen Gebrauch oder die Reflexion digitaler Medien. Stattdessen gewinnt die Kommunikation und damit das Soziale der Medien im Projekt an Bedeutung (durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Gruppen, durch das pädagogische Verständnis von Medien usw.) –  Bildungsziele, die unter bestimmten Bedingungen auch für Hochschulen relevant und erstrebenswert sind.

Quellen:

  • Hofhues, S., Jochums, A.-S. & Kohrs, L. M. (2013). Vielfalt der Medien, Komplexität medialer Bildungsräume? Gestaltung und Erforschung crossmedial-vernetzter Medienprojekte an Hochschulen. medien + erziehung (merz) Wissenschaft 2013, 6, 108-119.
  • Jochums, A.-S., Kohrs, L. M. & Hofhues, S. (2013). Reflect! Medien gemeinsam nutzen, analysieren und bewerten. Ein (Peer-to-)Peer-Medienprojekt. standpunkt : sozial. 2, 139–146.

Rückblick: „Medienbildung entlang der Bildungskette“

Inzwischen ist es einige Tage her, dass die Telekom Stiftung zur Veranstaltung „Medienbildung entlang der Bildungskette“ an die Universität Paderborn geladen hatte. Die Veranstaltung gründet auf dem gleichnamigen Projekt, das sich der Idee verschrieben hat, Medien und (formale) Bildung stärker miteinander zu verzahnen, als dies bislang insbesondere in der Schule der Fall ist. Inhaltlich wird das Projekt von einer medienpädagogischen Expert/inn/engruppe gefördert und begleitet, zusätzlich anberaumte Expert/inn/entagungen erlauben die Integration weiterer Perspektiven, Positionen und Meinungen aus Wissenschaft und schulischer Bildungspraxis.

Während einige Arbeitsgruppen auf diesen Tagungen klassische Felder der Medienbildung in den Blick nahmen, standen Fragen des Übergangs in anderen AGs zur Diskussion – also jene Fragen, die „entlang der Bildungskette“ künftig bedeutsamer werden und aktuell wenig erforscht sind. So war es naheliegend, dass auch der Übergang zwischen Schule und Beruf thematisiert wurde, vor Ort u.a. in drei Impulsreferaten, von denen eines, nämlich das Referat von Stefan Welling, auch online zur Verfügung steht. In der Diskussion zeigte sich allerdings, dass Medienbildung in der Schule nach wie vor an der technischen Infrastruktur krankt und ambitionierte medien- und wirtschaftspädagogische Konzepte kaum (und wenn überhaupt, nur in der Einzelschule) greifen können, wenn es schon im Basisbereich der Ausstattung mangelt. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber im Jahr 2013 doch ernüchternd, wenn man Medienbildung wissenschaftlich als integrierte Perspektive unterschiedlicher Institutionen, Fächer und Zielgruppen denkt und eben nicht als bloße Ausstattung mit Geräten oder den funktionalen Umgang mit digitalen Werkzeugen.

Was folgt aus der Veranstaltung? Erstens muss man bis auf Weiteres für die Praxis konstatieren, dass es viel zu tun gibt: angefangen bei der Infrastruktur über vielfältige medienpädagogische Angebote bis hin zu einem integrierten Gesamtkonzept von Medienbildung, das auch fächerübergreifende oder gar interdisziplinäre Perspektiven möglich macht. Speziell stärken könnte man zweitens die Verbindung zwischen Medienbildung und ökonomischer Bildung, wie Mandy Rohs und ich bereits in unserem merz-Artikel (siehe Abstract) beschrieben haben und wie sich in der oben skizzierten AG ebenso aus praktischer Perspektive untermauern ließ. Auch muss man drittens über den Charakter der anzustrebenden Fördermaßnahmen reden, die meines Erachtens drei Aspekte abdecken sollten: a) informationstechnische Grundbildung (im Sinne einer Auseinandersetzung mit dem Computer), b) funktionale Mediendidaktik (im Sinne einer Auseinandersetzung mit medialen Werkzeugen) sowie c) Medienbildung (im Sinne von Projekten zur umfassenden Medienkompetenzentwicklung). Ebenfalls hoffe ich darauf, dass die Ergebnisse des Projekts sowie der unterschiedlichen Expert/inn/entagungen bald öffentlich zugänglich werden, um in Politik und Wissenschaft zu diffundieren und letztlich Schule (weiter) zu entwickeln.

EinBlick: Semesterbeginn

Mit Pauken und Trompeten startet das neue Semester an der PH Heidelberg – könnte man jedenfalls meinen, wenn nach einem netten Informationstag in der Einführungswoche („Esewo“) seit gestern der Semesteralltag Einzug hält. In diesem Semester biete ich fünf Lehrveranstaltungen mit engerem oder weiterem Bezug zu „den Medien“ an, hinzu kommt die Begleitung des Fachpraktikums Deutsch. Das klingt auf’s erste Lesen viel. Ist auch viel. Macht aber auch Spaß, denn selten waren die Lehrveranstaltungen so facettenreich und auf Kooperationen ausgelegt wie in diesem Semester.

Die damit zusammenhängenden Inhalte werden schon in den Seminartiteln klar, die da lauten:

  • Forschungsmethoden für die Bildungswissenschaften („E-Learning und Medienbildung“ in Kooperation mit dem Masterstudiengang „Bildungswissenschaften“)
  • Gestaltung und Produktion digitaler Lernmaterialien („E-Learning und Medienbildung“ in Kooperation mit einer Lehrveranstaltung zum grammatischen Lernen im Fach Deutsch)
  • Kolloquium Praxisprojekt (in Kooperation mit weiteren Lehrenden „E-Learning und Medienbildung“)
  • Lernformen mediengestützten Lernens (genuines Lehrangebot „E-Learning und Medienbildung“)
  • Persönliche Öffentlichkeiten im Social Web (aktuelles Lehrangebot „E-Learning und Medienbildung“)

Die Lehrangebote kommen dabei einerseits zustande, weil es die Prüfungsordnung erfordert (z.B. das Kolloquium Praxisprojekt). Andererseits ergeben sie sich aus meinem persönlichen Interesse und der großen Aufgeschlossenheit von Kolleg/inn/en, sich im Bereich Medien auch selbst weiterzuentwickeln. Am stärksten sichtbar wird dies sicherlich in der Lehrveranstaltung zur „Gestaltung und Produktion digitaler Lernmaterialien“ (#digilern13), die im Lehramtsstudium verortet ist, in Kooperation mit der Fachdidaktik Deutsch stattfindet und komplett mit einer zweiten Lehrveranstaltung zum funktionalen Grammatikunterricht gekoppelt ist. Dass ausgerechnet diese Veranstaltung so hervorragend besucht wird, freut mich besonders, wird doch gerade dem Lehramtsstudium häufig eine mangelnde oder auch einseitige, werkzeugorientierte Auseinandersetzung mit Medien nachgesagt. Ein Spagat wird es trotzdem, wenn vor allem die mediale (informationstechnische) Grundbildung wenig ausgeprägt ist und man nicht gleich in medias res (z.B. in die Bearbeitung der Fragen: Was ist Mediatisierung? Wie werden Medien genutzt? Welche Einsatzszenarien digitaler Medien gibt es? Welche Rolle spielt darin OER? Was muss ich zur Gestaltung und Produktion von digitalen Lernmaterialien wissen und können? Etc.) gehen kann.

Auch im Seminar „Persönliche Öffentlichkeiten im Social Web“ (#perso13) geht es hauptsächlich diskursiv zu, wenn Studierende nämlich ihre eigenen Fragestellungen zu Öffentlichkeit, Bildung und Medien entwickeln und erarbeiten sollen. Mit Jane Hart könnte man es BYOL („bring your own learning“) nennen, im Grunde geht es aber um das Forschende Lernen in Vorbereitung auf die wissenschaftliche Abschlussarbeit. Als roter Faden dient eine Lektüre (Stefan Münker „Emergenz digitaler Öffentlichkeiten„), die auch gemeinsam gelesen und besprochen wird.

Auch besuche ich dieses Semester wieder die Schule (im Rahmen des Fachpraktikums Deutsch im reformierten Lehramt 2011). In diesem Semester werde ich ein integriertes Semesterpraktikum begleiten, was sich vermutlich in der hohen Kenntnis der Studierenden ihrer Organisation Schule auszeichnen wird. Mit den Studierenden werde ich eine projektorientierte Unterrichtseinheit „Medien“ entwickeln, durchführen und evaluieren, was einerseits naheliegend ist, andererseits aber auch viele Dynamiken zwischen Unterricht, Schule und Hochschule bereithalten wird. Immerhin umfasst die Einheit +/- 10 Doppelstunden, eine Menge „Holz“ auch in der Grundschule.

Ich freue mich wirklich auf das neue Semester, das ganz im Zeichen „der Medien“ und alternativer Lehr-Lernkonzepte steht. Wer mich kennt, weiß, dass ich solche kooperativen Szenarien sehr mag – wohl wissend, dass sie neben den fachlich-inhaltlichen Herausforderungen immer wieder eigen sind. Ich bin daher sehr gespannt auf den Verlauf des Semesters, welche Überraschungen es für mich bereithalten wird. Aber gerade die Überraschungen und ungeplanten Ereignisse machen das kooperative Lernen und Arbeiten ja auch aus Lehrendensicht so interessant und herausfordernd zugleich.

Beitrag: „Bildungsmedien zwischen Sozialisation, Partizipation und Öffentlichkeit“

Damit es nicht im Semesterbeginn untergeht, möchte ich in aller gebotenen Kürze noch auf unseren Beitrag zur Tagung „Medien, Wissen, Bildung“ der DGfE-Sektion Medienpädagogik und des interfakultären Medienforums Innsbruck hinweisen. Unter dem Motto „Bildungsmedien zwischen Sozialisation, Partizipation und Öffentlichkeit“ haben Kerstin Mayrberger und ich sieben Jahre nach Initiierung des Projekts w.e.b.Square auf dessen aktuellen Stand (zurück-)geblickt – und vor allem offene Fragen hinsichtlich der Fortführung des (Medien-)Projekts aufgeworfen, die uns bei allem Erfolg vergangener Tage inzwischen beschäftigen. Unter medienpädagogischem Blickwinkel ging es uns daher um drei Perspektiven auf das Projekt (aus dem Abstract):

„Die Produktion von Bildungsmedien stellt (1) Bezüge zur aktiven Medienarbeit (Schell, 1993) und deren Zielsetzungen durch die selbsttätige Auseinandersetzung im Kontext Hochschule her. Die veränderten Sozialisationsbedingungen im Umgang mit Bildungsmedien legt (2) die Auseinandersetzung mit der tatsächlichen Partizipation (Mayrberger, 2012) insbesondere von Studierenden bei der Produktion dieser Art von Bildungsmedien und deren Rezeption nahe. Herausgegriffen wird (3) die öffentliche Dimension (Hofhues, 2010), die zu w.e.b.Square als Journal gehört und die bezogen auf die Partizipation der Studierenden am Projekt flankierend wirkt. Somit lässt sich am Beispiel w.e.b.Square verdeutlichen, welche Herausforderungen sich im Geflecht von Sozialisationsbedingungen von Studierenden, ihrer Bereitschaft zur Partizipation und Möglichkeiten der Veröffentlichung ergeben.

Zusammenfassend steht im Beitrag die Partizipationsproblematik als Sozialisationsproblematik für den Umgang mit Bildungsmedien an der Hochschule im Vordergrund. Mit dem vertretenen Verständnis wird mindestens ein erweiterter Kontext zur Entwicklung akademischen Lehrens und Lernens aufgezeigt ebenso wie eine neuerliche Diskussion um eine (veränderte) Lehr- und Lernkultur mit/durch Medien aufgeworfen.“

Da ich aufgrund des Semesterauftakts in Heidelberg nicht nach Innsbruck reisen konnte, habe ich meinen Impuls zum Projekt w.e.b.Square vorab auf Video aufgezeichnet (danke, Carlo!) und ins Netz gestellt. Kerstin hat dann vor Ort die theoretische Einordnung und Weiterführung des Beitrags übernommen, worüber ich ihr sehr dankbar war/bin. Allerdings führt dies auch dazu, dass ich lediglich über den Beitrag, nicht aber über etwaige Diskussionen im Zusammenhang damit berichten kann. Das wird aber bestimmt an anderer Stelle nachgeholt. 🙂

Literatur

  • Schell, F. (1993). Aktive Medienarbeit mit Jugendlichen. Theorie und Praxis. 2. überarbeitete Aufl. kopaed: München.
  • Hofhues, S. (2010). Die Rolle von Öffentlichkeit im Lehr-Lernprozess. In S. Mandel, M. Rutishauser & E. Seiler Schiedt (Hrsg.), Digitale Medien für Lehre und Forschung (S. 405–414). Reihe Medien in der Wissenschaft (Band 55). Münster: Waxmann.
  • Mayrberger, K. (2012). Partizipatives Lernen mit dem Social Web  gestalten: Zum Widerspruch einer ,verordneten Partizipation‘. Medienpädagogik 21. http://www.medienpaed.com/21/mayrberger1201.pdf